Ich blicke in Viktors dunkelrote Augen und spüre, wie er mich vollkommen mit der Macht der Seelenverbindung im Griff hat. Es ist wieder so, wie er neulich gesagt hat: Wenn ich nicht aufpasse, hat er mich.
Seine Mundwinkel nehmen ein sehr breites Grinsen ein, weil ihm diese Situation hier sehr bewusst ist. Und er macht das mit voller Absicht.
„Leni, schau mir in die Augen! Ja, so ist es brav, Gefährtin. Und jetzt hörst du mir aufmerksam zu, haben wir uns da verstanden? Sehr schön! Hör auf dir so viele Sorgen und Gedanken darum zu machen. Lass es auf dich zukommen und freue dich auf eine neue berufliche Herausforderung. Außerdem hast du einen Mann zuhause, der dich über alles liebt und dir den Rücken stärkt. Ich helfe dir gerne, wenn du mich lässt, schließlich bin ich als Leitung für die Personalplanung zuständig. Wenn du Fragen hast, frag mich, ich kann dir sehr viel erklären. Ich kenne mich bestens in den Gesetzen aus und weiß, worauf zu achten ist. Du wirst aber auch eine Einarbeitung bekommen, da bin ich mir sicher. Und ich kenne dich, wenn auch erst seit kurzem, aber durch unsere Seelenverbindung kenne ich dich wirklich. Du hast das Zeug dazu, vertraue dir selbst, mein Schatz. Ich bin mir sehr sicher, dass du das kannst", sagt Viktor mit einem aufrichtigen Lächeln und dabei benutzt er den festen Griff der Seelenverbindung, um mir zu zeigen, dass er seine Worte vollkommen ernst meint.
Niemand hatte bisher so ein Vertrauen und so eine Zuversicht in meine Person, wie Viktor jetzt gerade. Und er nutzt die Seelenverbindung nicht aus, um mich zu etwas zu zwingen. Außer vielleicht, dass ich ihm nun aufmerksam zuhöre, damit er mich aufbauen kann.
Meine Augen weiten sich und tief im Inneren berührt es mich sehr, was er mir da sagt. Die Wut von eben ist wie verflogen und Viktors Lächeln wird immer breiter, weil auch er das merkt.
„Gib dem die Zeit, Leni. Und, was sagst du?", will Viktor nun wissen.
Sein Blick ruht auf mir. Es ist eine ehrliche Frage und kein Befehl an mich, dass ich zusagen soll. Es liegt noch immer bei mir.
„Und wenn ich jetzt Nein dazu sage?", kommt es aus mir heraus.
„Dann gebe ich meine Approbation auf und übertrage die Leitung meiner Klinik an Eckhardt. Ich werde hier hinziehen und von meinen Rücklagen leben. Und wenn du unbedingt Vollzeit weiter in der Registratur arbeiten willst, stelle ich mich den ganzen Tag mit meinem Sportauto vor die Behörde und warte auf deinen Feierabend. Aber ich warne dich, Fabrice und Kilian werden nicht nachgeben, das tue nur ich als dein Seelengefährte. Die beiden werden ihre Arbeit hier in die Nähe verlagern und ebenfalls herziehen, denn ich brauche Fabrice und Kilian für die Führung des Vampirclans. Ob wir das nun in Hamburg oder nahe Hannover tun, ist unerheblich", erläutert Viktor ruhig.
Er meint das völlig ernst und ich ertappe mich dabei, wie mich der Schlag bei dem Gedanken trifft, dass Viktor sein Leben aufgeben will. Ich weiß genau, wie viel ihm sein Klinikum und seine Arbeit als Arzt bedeutet. Mit jeder Minute, die er seiner Arbeit nachgeht, strahlt er aus, wie sehr ihn das ausmacht. Und all das lässt er ohne mit der Wimper zu zucken zurück, nur wenn ich jetzt doch ablehne. Es würde ihm im Herzen wehtun, so handeln zu müssen, aber er kann auch nicht anders.
Jetzt erst wird mir die Macht der Seelenverbindung richtig bewusst.
Er kann mich zwar damit im Griff haben, ich ihn aber genauso. Er ist meiner Zustimmung sogar praktisch gesehen ausgeliefert, denn er kann mir nicht einfach den Befehl geben Ja zu sagen. Ich weiß nun, was er damit meint, dass ich mächtiger bin als er selbst.
Ich bin seine Schwachstelle. Und jetzt verstehe ich auch, warum er nah bei mir sein will und mich beschützen will.
Seine Lippen bekommen ein liebevolles Lächeln.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasíaBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...