🔞Vampire in Kyoto🔞

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Schiff auf dem Weg nach Kyoto 1835

Seit Monaten höre ich Stimmen in einem Kopf und es werden immer mehr. Es macht mich noch verrückt.
Ich muss dem ganzen auf den Grund gehen!
Vor 15 Tagen sind wir in England aufgebrochen und machten uns auf gen Osten. Seither werden die Stimmen immer lauter.
Mein Blick schweift in die Ferne, seit 15 Tagen haben wir kein Land mehr gesehen. Dieses Schiff ist seltsamer Weise rattenfrei, und dennoch geht eine mysteriöse Krankheit unter der Besatzung um.
„Meine Königin, ihr solltet unter Deck kommen, die Sonne geht bald auf."
„Oh, Kayman, du sollst mich doch nicht so nennen."
„Wie denn dann? Ihr seid es nunmal."
Ich schüttel den Kopf und greife nach seiner Hand. „Wir kannten uns schon, da war ich noch keine Königin."
Schmunzelnd zieht er mich nun in seine Arme. Meinem Kopf bette ich an seiner steinharten Brust.
„Vermisst du es manchmal?"
„Was meinst du?"
„Das einfache Leben. Damals mit unserer Tochter."
Er schmiegt seinen Kopf an meinen: „Trauere nicht um sie, sie hatte ein erfülltes Leben, und war reich beschenkt mit ihren Nachkommen."
„Ich weiß. So war es das Beste. Mutter hätte uns nie freigegeben."
Kayman muss Schmunzeln: „das hat sie auch nie. - Aber weshalb schwelgst du gerade jetzt in Erinnerungen?"
„Diese Stimmen... Ich weiß, ihr glaubt mir nicht. Marius denkt ich werde langsam verrückt, aber sie sind wirklich da... wie bei jungen Zöglingen. Vampire, die gerade erst erschaffen wurden und eine sehr starke Bindung zu ihrem Schöpfer haben."
„Aber Du hast seit Jahrhunderten keine neuen Vampire erschaffen. Wir waren uns einig, dass dein Blut dafür zu mächtig ist."
Mein Blick schweift wieder über das dunkle Wasser. Am Horizont färbt sich der Himmel langsam violett. „Du hast recht, lass uns unter Deck gehen, die Sonne geht bereits auf."

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Einige Tage später legte das Schiff an, und drei Särge wurden auf Kutschen nach Kyoto gebracht. Marius hatte dies organisiert. Neben Kayman, war er der einzige Vampir, den ich in meine Nähe ließ.
Er hatte bereits meine Mutter beraten, oder mehr betreut. Sie fiel vor Jahrtausenden in einen tiefen Schlaf. Und seither hatte Marius ihren Körper geschützt. Denn als Mutter aller Vampire, würde ihr Tod zu unser aller Vernichtung führen. Und wie kam es nun, dass er bei mir war und sie nicht mehr schützte?
Ich habe sie getötet, als sie versuchte die Menschheit zu versklaven. Ich nahm ihr Blut völlig in mich auf, bis auf den letzten Tropfen. Es hätte mich ebenfalls töten müssen. Kayman glaubt jedoch, da ich ihre leibliche Tochter war, konnte ich es überleben. Ich weiß es nicht, aber die Erklärung schützt mich nun vor Angriffen solcher Art. Da meine leibliche Tochter ihr menschliches Leben führte, ohne übernatürliche Einflüsse. Dafür hatten Kayman und ich gesorgt. Wir haben ihr Leben lang über sie und ihre Nachfahren gewacht.

Ich stehe nun am Fenster dieser Herberge mitten in Kyoto. Der Ort, den ich ausgemacht hatte, wo diese seltsamen Stimmen herkamen.
„Wann warst du das letzte Mal hier?" Kayman legt seine Hände auf meine Schultern. Ich weiß, dass er eine menschliche liebevolle Geste nachahmt, dennoch strahlt seine Berührung keine Wärme aus. Seufzend drehe ich mich zu ihm.
Meine Hände auf seiner harten Brust richte ich meinen Blick auf ihn.
„Danke, dass du da bist."
Schmunzelnd schüttelt er den Kopf. „Wo soll ich denn sonst sein?"
Spielerisch schlage auf seinen Brustkorb. „Du weißt wie ich das meine."
Er greift sich an die Brust und tut so, als hätte ich ihn tatsächlich verletzt.

„Seid ihr beiden fertig mit euren Albernheiten!"
Schuldbewusst ziehe ich den Kopf ein, bei Marius' Tadel.
„Lasst uns das hinter uns bringen, umso schneller können wir nachhause!"
Mein zustimmendes Nicken wird von einem tiefen seufzen begleitet. Ich weiß, dass er diese Reise für Zeitverschwendung hält, daher sollte ich vermutlich dankbarer sein, dass er dies hier alles ermöglicht hat.
„Wie stellst du dir vor, deine Stimmen zu finden? Laufen wir durch die Straßen und schauen was passiert?"
Mir ist bewusst, dass er mich damit verhöhnen möchte, dennoch antworte ich sachlich: „die Idee ist gut. Warum nicht!"
Ich werfe mir einen Mantel über und verlasse mit meinen beiden Begleitern im Schlepptau die kleine Unterkunft.
Auf der Straße werden die Stimmen noch lauter, ich folge meinem Gefühl und renne fast, als ich abrupt stehen bleibe. Vor uns sind einige Männer in einen Kampf verwickelt.
Fasziniert beobachte ich die geschmeidigen Bewegungen, sein langes Haar weht im Wind. Jeder Schlag seines Schwertes bringt die Angreifer ins Wanken. Nahezu perfekt führt er diese Waffe wie eine zweite Hand. Als sich unsere Blicke kurz treffen, versinke ich in dem lila seiner Augen. Etwas an seinem Blick zieht mich magisch an. Seinen Gegnern genügt diese Unachtsamkeit, so dass er die Verteidigung durchbricht und seinen Hieb mit dem Schwert ausführen kann. Er verletzt das Fleisch des jungen Mannes. Sofort steigt mir der Duft von Blut in die Nase. Aber in meinem Alter verfällt man nicht mehr so einfach in einen Blutrausch.
Ich würde nur nicht zulassen, dass man ihn erneut verletzt. Meine Hilfe war jedoch nicht erforderlich. Das schöne Lila färbt sich augenblicklich rot. Die dunklen Haare wurden weiß und es wuchsen ihm Vampirzähne.
Ok, das ist neu.
Er stürzt sich auf seine Gegner, reißt ihnen Gliedmaßen und Köpfe ab und trinkt ihr Blut.
„Was geschieht hier gerade?" Marius Stimme spiegelt Verwunderung wieder.
„Er ist ein Vampir oder zumindest so etwas ähnliches."
„Mh, und er ist eine Stimme in meinem Kopf. - siehst du! Ich bin nicht verrückt!"
„Dies habe ich nie behauptet!" ein kläglicher Versuch sich zu verteidigen.
„Musstest du nicht."
Langsam gehe ich auf den Mann zu, der nun von seinem letzten Opfer ablässt und mich mit weiterer Mordlust in den Augen anfunkelt.
„Ich grüße euch."
Mein japanisch ist nicht wirklich gut, aber für ein paar Brocken reicht es.
Man sieht ihm an, dass er mit sich kämpft. Verzweifelt schüttelt er den Kopf, sein Körper zittert. Die Hände zu Fäusten geballt.
„Wir tun dir nichts. Ok, das mag jetzt seltsam klingen, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas sehe." Ich mache eine ausladende Bewegung über die Leichen hinweg.
Langsam scheint er seine Fassung zurück zu gewinnen, die Augen nehmen wieder das schöne Lila an.
„Wer seid ihr?", presst er hervor.
Kayman reicht ihm ein Tuch. „Für das Blut in eurem Gesicht", erklärt er in perfektem japanisch. Ja klar, er kann das.
„Wir sind... Reisende. Wir kommen aus dem Westen."
„Wir mögen hier keine Fremden!" er hat eine vornehme Haltung angenommen. Nichts erinnert an die Entgleisung vor einigen Minuten, außer das Blut auf seiner Kleidung.
„Dann hättet ihr uns vielleicht nicht rufen dürfen!" Marius Stimme klingt nun schneidend. Auch er beherrscht diese Sprache scheinbar sehr gut.
„Niemand hat euch gerufen!"
„Doch! Ihr ward es. Zumindest ist eure Stimme stetig in meinem Kopf."
Er schaut mich an, als sei ich verrückt.
„Kayman, hab ich was falsches gesagt?" Der Blick des Fremden verunsichert mich.
„Nein, er glaubt dir nur nicht."
„Dem kann Abhilfe geschaffen werden!"
Blitzschnell greift Marius ihn an, packt dessen Kehle, presst ihn an die Wand und versenkt seine Zähne in das weiße Fleisch des jungen Vampirs.
Egal wie sehr sich jener wehrt, gegen die Kraft eines so alten Vampirs, wie es Marius ist, hat kaum einer etwas entgegen zu setzen. Nach wenigen schlucken lässt er von ihm ab. Der Fremde rutscht kraftlos zu Boden. „Sein Blut ist mit irgendwas versetzt. Rein vampirisch ist das nicht. Aber du hattest recht. -Ich entschuldige mich erneut.- dein Blut ist ebenfalls dabei. Sehr dünn, aber wenn man weiß wonach man sucht, schmeckt man es."
Ich nicke und gehe neben ihm in die Hocke. Kraftlos hebt er den Kopf und versucht etwas zu sagen.
Weißt du, was das gute für uns ist? Du musst nicht reden, ich höre deine Gedanken.
Er reißt erschrocken die Augen auf. „Ich rette dir jetzt das Leben, dann reden wir?" Ein kleines nicken, nehme ich als Zustimmung.
Immerhin keiner der freiwillig den Tod sucht. Ich beiße in mein Handgelenkes und halte es an seinen Mund. Gierig greift er danach und trinkt hastig.
„Genug!" als er keine Anstalten macht mich los zu lassen, kommt Kayman zur Hilfe und reißt ihn von mir weg. „Das Blut der Königin ist ein Geschenk. Doch Zuviel davon tötet dich!" stark vereinfacht, aber ja, er hat recht.
Der Fremde beginnt plötzlich sich auf dem Boden zu wälzen. Sein Körper bäumt sich auf, krümmt sich vor Schmerzen.
„Was passiert gerade?" Mein panischer Blick auf Marius geheftet. „Er stirbt. Du hast ihm dein Blut gegeben. Er wird zum Vampir."
Das wird immer verworrener. „Er war ein Vampir. Das haben wir gesehen. Du sagtest er hatte schon mein Blut, also..."
„Stark verdünnt. Er war irgendwas zwischen drin. Jetzt wird er zu einem reinen Vampir. Noch dazu zu einem direkten Kind von dir! Er dürfte nicht existieren! Es ist dir verboten Vampire zu erzeugen."
„Du wirst ihm nichts tun!"
Marius weiß, wann es besser ist nicht zu widersprechen. „Zu Befehl, meine Königin."
Als er sich beruhigt hat, gehe ich erneut in die Hocke. „Alles in Ordnung?"
„Was ist passiert?"
„Schwer zu erklären."
Ich reiche ihm meine Hand, die er jedoch nur abschätzig anblickt und dann ohne meine Hilfe aufsteht.
„Versucht es! Erklärt mir, was soeben passiert ist!", fordert er mich auf.
Bevor ich nach den passenden Worten suche, mischt sich Kayman mit ein. „Gibt es einen Ort, an dem wir ungestört reden können?"

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