Kapitel 1 - Gute Besserung

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"Gute Besserung."
Immer heißt es "Gute Besserung", wenn jemand krank ist. Sei sie unheilbar, auf Dauer oder auch nur kurzfristig. Selbst Ärzte drücken schon, bevor sie überhaupt die Diagnose gestellt haben, ihr Mitgefühl aus. "Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass..." Aber ist es denn so schlimm krank zu sein? Und muss gleich jeder mit einem Mitgefühl haben, nur weil man krank ist? Sogleich man das Wort "krank" hört, verbindet man damit etwas schlechtes. Etwas trauriges und bedauerliches. Aber muss das so sein? Muss man gleich traurig und bedauerlich sein, nur weil man eben krank ist? Müssen sich dann gleich alle in deiner Gegenwart anders verhalten, können sie nicht einmal wütend auf dich sein, nur weil du krank bist? Kann man nicht einfach glücklich sein, vielleicht sogar dankbar, genau weil man diese Krankheit hat? Kann sie einem nicht auch neue, andere Möglichkeiten bieten, die man nicht gehabt hätte, wenn man gesund wäre? Darf man nicht man selbst sein, mit all seinen Launen und Besonderheiten? Müssen gleich alle aufhören zu lachen, nur weil du den Raum betrittst und dich so ansehen, als täte es ihnen leid, dass sie Spaß hätten, obwohl du doch krank bist?
Und genau das ist es ja, was einen wirklich "krank" macht: So behandelt zu werden. Ein komplett anderes Leben zu führen, nicht mehr selbst bestimmen zu können, weil alle meinen zu wissen was gut für einen selbst ist. Das nichts mehr so ist, wie es einst war. Und diese Blicke, immer und überall: Mitleidig, als würden sie verstehen was man gerade durchmacht, doch das tun sie nie. Dieses Bedürfnis einem zu helfen, wobei sie doch die jengen sind, die hilflos in deiner Gegenwart sind. Und auch ein wenig glücklich, glücklich darüber, dass es nicht sie oder einen ihrer Liebenden erwischt hatte.
Das ist das wirklich harte an einer Krankheit, nicht die Krankheit selbst. Und vielleicht gefällt es manchen Menschen so bemuttert und "berücksichtigt" zu werden, aber mir nicht. Es reicht mir einfach nicht Zuhause rum zusitzen und auf den nächsten Arzttermin oder den Tod zu warten, je nachdem was früher eintrifft.

Ich möchte raus und die Welt sehen, etwas unternehmen, selbst wenn ich dabei auf mehr Widerstandskräfte treffen sollte, als ich erwartet hatte. Doch genau dafür lohnt es sich zu kämpfen,

jeden

verdammten

Tag.


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