107. Falsch

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Er schmiss alle Karate und Cobra Kai Sachen in sein Zimmer, bevor er mich erneut am Kragen packte und aus meinem Zimmer zog.
Ich hatte Angst, ich wusste nicht was nun kam.
Doch er war nunmal mein Dad und wollte nur das Beste für mich.

Er drückte mich auf einen Küchenstuhl und sah sich die Verletzungen im Gesicht an, "Hast du Schmerzen?", fragte er nun ruhiger.
Ich nickte nur knapp und zog mein T-Shirt hoch. Unter diesem hat sich an meiner Rippe bereits das Blut angesammelt und einen großen dunkelroten Fleck hinterlassen.

Mein Vater ging an den Kühlschrank und holte noch mehr Eis heraus. Ohne Rücksicht drückte er es mir auf die Haut.
"Weißt du, was nun passieren kann? Weißt du wie sehr du dich da in die scheiße reitest, Enna Lawrence?"

Er hatte noch nie meinen Nachnamen genannt, es musste wirklich ernst sein.
Ich sah nur zu Boden und antwortete ihm nicht mehr.
Ich wusste nicht, was falsch daran war ein paar Miyagis aufzumischen.

"Einbruch, Körperverletzung, Beschädigung von fremden Eigentum! Du kannst im Jugendknast landen nach der Aktion! Du bist vorbestraft!", er nahm meine Hand und drückte sie auf den Eisbeutel, damit er ihn nicht mehr halten musste.

"Wieso muss Miguel immer petzen?", fragte ich meinen Vater schließlich.
Entsetzt sah er mich an, "Du begreifst es einfach nicht oder?", er schüttelte mit dem Kopf, "Es geht hier nicht mehr um Miguel oder Robby oder Hawk. Es geht hier nur noch um dich.", er nahm sein Telefon zur Hand und verschwand vor der Tür.

Nach 20 Minuten trat er wieder ein. Fragend sah ich ihn an, doch er ging nicht auf meinen Blick ein.
Schweigend wechselte er das Eis, welches schon fast geschmolzen war.
"Besser?", fragte er ruhiger, als zuvor.
Ich nickte nur knapp.
"Dann geh jetzt schlafen, okay?"

Am nächsten Morgen saß ich bereits in dem Auto meines Vaters. Ich hatte keine Ahnung wohin es ging und er wollte es mir auch nicht sagen.
Nach einer halben Stunde Fahrt hielt er an einer Kirche.
"Beten wir jetzt oder was?", spöttisch sah ich ihn an, doch er blieb ernst.
"Nein.", sagte er nur knapp, "Steig aus."

Ich stieg aus und mein Vater legte grob eine Hand auf meine Schulter, als er mich in Richtung des Eingangs schob.
"Johnny.", ertönte eine selbst mir bekannte Stimme.
Schnell sah ich auf, denn ich hatte  mich in dem großen Gebäude umgesehen.

"Hey, Bobby.", mein Dad blieb stehen, während Bobby mich ansah, "Du machst deinem Vater echte Konkurrenz, hm?", er lächelte mich sanft an.
Wie so oft, merkte ich bei Bobby, dass nicht alle Erwachsenen einen nur anschrien.

Für einen Moment fühlte ich mich besser, doch mein Vater zerstörte es, "Konkurrenz?", fragte er laut, "Sie baut Scheiße, ohne nachzudenken. Jeden Tag, immer wieder.", sagte er laut und nahm seine Hand von meiner Schulter.

"Sage ich ja, Johnny.", wieder lächelte Bobby sanft, "Ihr seid unverkennbar Vater und Tochter.", er lächelte auf mich herab, "Na komm, Enna, lass uns reden.", er tat es, wie mein Vater zuvor und legte leicht seine Hand auf meine Schulter.

Er führte mich durch die Bankreihen und setzte sich in die erste, ganz vorne.
Ich setzte mich zu ihm und wartete, was er zu sagen hatte.
Mit einem Blick über die Schulter, sah ich, dass mein Dad das Gebäude wieder verlassen haben musste.

"Dein Dad sagte mir es gab wieder Probleme? Erzählst du mir, was passiert ist?"
Nachdenklich sah ich Bobby an und wich seinem Blick aus, als ich zu erzählen begann.
Ich erzählte ihm, dass wir nur verhindern wollten, dass Cobra Kai von den anderen Dojos sabotiert wird und es dann kämpfe gab. Ich erzählte auch von Hawk, von dem ich seit dem nichts mehr gehört hatte und von der Flucht, nach den Kämpfen.

Aufmerksam hörte er mir zu, "Dir kam nicht in den Sinn, dass es falsch ist, bei den LaRussos einzubrechen?"
Ich biss kurz auf meine Lippe, "Na ja, schon, doch die anderen taten, als wäre es das normalste, was man macht, also habe ich mit gemacht."

"Und der Kampf? War Miguel nicht mal so etwas wie ein Bruder für dich? Was hast du gefühlt, als ihr euch geschlagen habt?"
Ich zog die Augenbrauen zusammen. Das war eine schwierige Frage, also musste ich länger nachdenken.
"Hass, Wut und Enttäuschung. Es fühlt sich an wie ein Stechen, immer wenn ich ihn sehe."
Bobby legte den Kopf schief und sah mich abwartend an.

"Dad kümmert sich nur noch um ihn. Ich habe oft das Gefühl, dass er ihn lieber hat, als mich."
Wieder lachte Bobby auf, "Weißt du, wo dein Vater war, als du gerade ein paar Monate bei ihm gewohnt hast?", er wartete ab, doch ich antwortete nicht, "Er kam hier her. Er erzählte mir, dass es das beste war, was ihm passieren konnte, als du wohl oder übel bei ihm einziehen musstest. Er hat sich selbst wieder gefunden und vor allem hat er eine Beziehung zu einer seiner Kinder aufbauen können. Er war so stolz und glücklich wie noch nie."

Ich sah auf meine Hände,  "Meinetwegen?", fragte ich flüsternd, obwohl die Antwort auf der Hand lag.
Bobby nickte, "Er hatte sich fest vorgenommen es dieses Mal nicht zu versauen."

Ich versuchte schnell auf ein anderes Thema zu kommen, "Aber ich muss wieder zu Cobra Kai. Ich muss trainieren, dass All Valley findet bald statt."
Nickend blickte Bobby zu Boden, "Das kann nur dein Vater entscheiden. Ich kann dir nur sagen, dass Cobra Kai nicht gut für junge Teenager ist. Aber das habe ich dir ja schon ein Mal gesagt."
Bobby erhob sich langsam, "Möchtest du, dass wir noch ein mal zu dritt reden?"

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt