Am Abend saß ich alleine in Evans Zimmer. Fast drei Stunden. Er wollte was erledigen.
Es klopfte irgendwann an der Tür und seine Mutter schaute hinein."Brauchst du was liebes? Ich kann dir gern jemanden von den Angestellten ..."
"Nein. Ich ... ich brauch nichts. Danke." Stotterte ich vor mich hin.
"Du darfst dich frei bewegen. Du musst nicht in seiner stinkigen Bude hocken." Lächelte sie. Ich wusste nicht was ich darauf erwiedern sollte und lächelte einfach zurück. Versuchte es ehrlich aussehen zu lassen. Immerhin wollte sie mir ja nichts böses.
"Gut. Gut. Ich lass dich dann In Ruhe. Wenn was ist, ich bin unten." Ich nickte dankend und sie ging. Hoffentlich war sie nicht enttäuscht. Dann hörte ich Stimmen. Erst leise, dann wurden sie lauter. Plötzlich sprang die Tür auf.
"Immer wieder Mum! Nicht mal fremde haben vor die ihre Ruhe!" Brüllte Evan, der wieder da war.
Sie erwiderte etwas, aber es war jaum zu verstehen."Du bist einfach nur neugierig. Manchmal zu sehr." Dann sah ich ein weiteren Schatten. Ich versuchte diesen zu deuten. Konnte nicht erkennen wer neben Evan an der Tür stand. Evan schnaufte. Musste aber irgendwie sich das schmunzeln verkneifen. Dann sah ich, dass er irgendwie nicht ganz gut aussah. Ich wollte hin und fragen was er getan hat, als ich abrupt stehen blieb.
"Was ist?" Seine Frage war wohl nicht sein ernst. Wieso hat er Derrick hergebracht?
"Ihr werdet euch wohl vertragen. Immerin steckte er schon halb in dir." In dieser Situation war mir nicht zum lachen zu mute.
Derrick schien es auch erwischt zu haben. Sogar schlimmer. Ist er doch gefahren? Oder haben die sich gar geprügelt?"Wie du siehst. Unsere Fronten wurden geklärt. Und er muss noch lernen wie man rechte verteilt."
"Ich schmeiß wenigstens nicht mit Sand wie ein Mädchen." War Derricks brummige Antwort.
"Ich verliere doch nicht gegen einen Bully, der sein Gehirn nur in Faust und Hose hat. Du bist nun mal kräftiger, ich dafür schlauer und wendiger."
"Hast du dich jetzt genug gelobt?" Alter! Haben die beiden sich jetzt lieb oder was? Bin ich überflüssig geworden?
"Noch nicht, warte ..." Evan wollte tatsächlich grinsend weiter machen.
"Halt doch mal die Klappe! Was geht hier vor?" Derrick war erstaunt, wie ich mit Evan redete. Er grinste kurz.
"Wir haben es brüderlich geklärt." Derrick hickste ironisch.
"Nicht? Dachte wir wären jetzt beste Freunde. Na eben nicht." Das Evan nicht mal ernst bleiben konnte.
"Warum hast du nichts gesagt?" Fing ich an. Schaute Derrick mit einem intensiven Blick an. Er schien zu wissen worauf ich hinaus wollte.
"Weil mein Vater nicht besser war. Ich es aber nicht wahrhaben will ... wollte. Ich ... meine Mutter ist deswegen gegangen. Da ich ihn immer in Schutz nahm. Egal was für ein Scheiß er gebaut hatte. Ich wollte nie sein wie er. Bin es aber doch. Immerhin hatte er auch gute Seiten an sich. Er behandelte Mum nie schlecht. Lebte sein Leben nach seinen Regeln. Hat drauf geschießen was andere dachten und ..."
"Also kleiner Junge im Körper eines Mannes, der seinen Sohn was beweisen wollte. Sag ihr das doch einfach so! Er hatte keinerlei Verantwortungsgefühl, auch wenn er nie böse Absichten hatte, ging er wohl oft zu weit. Und du bist genauso! Du musst niemanden was beweisen. Und du brauchst kein Schoßhund um dich besser zu fühlen. Sich gegenseitig unterstützen heißt alte, schlechte Gewohnheiten ablegen und dem anderen helfen das gleiche zu tun um sich besser zu fühlen. Und nicht noch zu unterstützen und sie Ängste weiter zu fördern. Es gibt Dinge die du nie ablegen kannst. Aber versuchen kann man es immer." Dann wandte er sich direkt an ihn. Es nahm eine herausfordernde Haltung an.
"Helfen werde ich nur ihr. Du weißt warum ich dich herbrachte. Sie soll entscheiden bei wem sie erstmal bleiben möchte. SIE soll entscheiden ... und wenn sie wirklich mit dir geht, trotz nach dem Vorfall, muss sie mehr empfinden als ihr bewusst ist. Aber aufgeben werde ich dennoch nicht. Du weißt, in ihrem Fall übernehme ich gern, wenn du es nicht hinbekommst." Derrick schien plötzlich unsicher. Schaute abwechselnd zu ihm und mir. Ich wollte ihn gern umarmen und sagen, lass mir Zeit. Wir sehen uns morgen. Aber was würde er denken?
"Also? Willst du dir noch Zeit nehmen, oder soll ich dich wieder ihm überlassen."
"Sie wird sich nicht entscheiden und wenn aus den Falschen Gründen." Krätschte Derrick ein.
"Dann muss sie mit den Konsequenzen leben. Es gibt für nichts eine Garantie, außer den Tod. Sie sollte lernen selbst über ihr Leben bestimmen zu dürfen und vorallem zu können, egal was die Entscheidungen bringen!"
Dürfen ja, Können nein! Wie auch ... Sie hat es nie gelernt. Sie durfte nicht mal Mensch sein. Wie soll sie dann alleine sich selbst finden?"
"Dann wird es jetzt Zeit, dass sie wie einer behandelt wird! Oder willst du ihr Leben lang Händchen halten? Sie hat einundzwanzig Jahre Zeit gehabt, jetzt darf sie. Wo vor hat sie Angst?" Derrick schien langsam genervt.
"Also ist es besser sie ins kalte Wasser zu werfen? Sollte man sie nicht erstmal kennenlernen um das zu beurteilen?"
"Kennenlernen geht nur, wenn ich weiß wer sie ist! Deswegen das kalte Wasser. Weil man dann erst sieht wie sie wirklich reagieren würde, wenn sie alleine entscheiden muss. Sie darf jetzt sie selbst sein. Sie ist danach ja nicht alleine. Egal wie sich entscheidet sie hat jemanden an der Seite der sie schützen will ... Auch wenn manche etwas übertreiben!" Stichelte Evan.
"Du hast keine Ahnung. Hast nicht gesehen wie sie ..."
"Schluss jetzt! Bin ich unsichtbar geworden? Ich bin hier Jungs!" Beide schauten mich an. Waren wohl erstaunt dass ich dazwischen gehe. Aber ich konnte das hin und her nicht mehr ertragen. Dann schnaufte Evan und nickte Derrick zu.
"Gut dann Kompromiss. Ich möchte wissen wer du warst um zu sehen, wie wir dir helfen können du selbst zu werden. Dazu musst du reden. Kein kaltes Wasser ... eher lauwarm. Aber ich werde kein Händchen halten. Jeder hat sein Päkchen zu tragen."
"Aber einige sind schwerer als du glaubst." Fügte Derrick mit traurigem Blick zu Evens Worten hinzu und schaute mich dabei an. Auch Derrick wusste nicht viel. Aber irgendwie schien er trotzdem zu ahnen dass es unglaublich schlimm sein musste. Es wurde wohl Zeit auszupacken.
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Love Yourself - Dann liebe mich
RomanceLeseempfehlung ab 16! ----------------------------- Ebby ist in eine Welt ohne leibliche Eltern. Ohne Liebe und Geborgenheit. Von Anfang an immer das Opfer. Gemobbt, geschlagen, gehasst. Trotz allem versuchte sie sich mühsam durchs Leben zu kämpfen...