Teil 28

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Laylas POV:


Nachdem der restliche gestrige Abend mit Ausnahme von meinem Serienmarathon relativ unspektakulär verlaufen war, bin ich schon früh ins Bett gegangen und habe nurnoch ein paar Stunden mit Jenny geschrieben die garnicht mehr aus dem Schwärmen über Jonas herauskam.

Heute morgen erwartete ich also eigentlich nicht mehr viel, zumindest so lange, bis ich ins Rektorat gerufen wurde.

Ich kam gerade mit Jenny aus der Mittagspause, als mich unsere Lehrerin vor dem Klassenraum abfing.

"Layla, warte bitte kurz. Jennifer, geh weiter und nimm Platz." Wir schauten einander verdutzt an, doch dann nickte ich ihr zu.

"Was ist denn?" Fragte ich schließlich an meine Lehrerin gewandt und konnte die Blicke meiner an mir vorbeilaufenden Mitschüler deutlich im Rücken spüren.

"Herr Mats bittet dich zu sprechen, also bis du vorerst für die Stunde freigestellt. Ich bitte dich trotzdem nach eurem Gespräch zurückzukommen, insofern der Unterricht noch nicht vorbei ist."

Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte was mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag, auch wenn ich die Antwort bereits deutlich ahnte.

"Worum gehts denn?"

"Die Antwort obliegt nicht mir." Erwiederte die große Brünette diplomatisch, warf mir dabei aber einen überhaupt nicht diplomatischen Blick zu.

"Okayyyy. Dann gehe ich mal."

"Mach das."


"Herein." Ertönte es aus dem Büro des Direktors, nachdem ich an die große Holztür angeklopft hatte.

Ich trat ein und erblickte den glatzköpfigen Mittefünfziger, welche gerade seine Lesebrille abnahm und mich nun besser beäugen konnte.

"Ich hoffe doch, dir ist bewusst warum ich dich gerufen habe?"

Ich setzte mich seufzend.

"Ich kann es mir denken. Bekomme ich denn eine Chance mich zu rechtfertigen?" Fragte ich hoffnungslos und fühlte mich innerlich in die fünfte Klasse zurückversetzt, als man noch Respekt vor den Lehrern hatte.

"Du bist eine gute Schülerin Layla, nichts liegt mir ferner, als ein Musterbeispiel wie dich zu verweisen. Du weißt aber auch, dass wir eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Mobbing und Gewalt haben."

Ja klar, auf einmal. Aber in jedem echten Mobbingfall  wird immer brav weggeschaut, solange die Eltern Hauptsponsoren sind. Warte mal...sagte er gerade verweisen?

Ich meldete mich wieder zu Wort

"Das war kein Mobbing. Charlotte hat mich und Jessica zuerst angegriffen, dafür gibt es Zeugen."

"Leider sind mündliche Aussagen nicht viel gegenüber Bildaufnahmen wert. Und diese zeigen nur, wie du Charlotte geschlagen hast."

Ich atmete aus und lehnte mich nach hinten gegen die Stuhllehne.

"Was genau bedeutet das jetzt für mich?"

"Nun, du hast großes Glück, dass Charlotte selbst sich nicht wegen des Vorfalles gemeldet hat, noch ihre Eltern. Tatsächlich wäre garnichts passiert, wenn nicht jemand den Elternrat aud dieses Bildmaterial hingewiesen hätte."

Na wer das wohl war.

"Jedenfalls habe ich mit deiner Tante telefoniert, welche glücklicherweise ebenfalls schon von dem Vorfall wusste und sich beispiellos für dich eingesetzt hat. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass deine hervorragenden Noten und zahlreichen Siege in verschienden Wettbewerben einen großen Beitrag für diese Schule geleistet haben, welchen wir dir hiermit anrechnen. Da ich jedoch auch den Schein vor dem Elternrat wahren muss, habe ich dich für die Zeit bis zu den Abschlussprüfungen im Bibliotheksdienst nach der Schule einteilen lassen. Du wirst dort zwar nicht alleine arbeiten, aber trotzdem genug Zeit haben, um über dein Handeln nachzudenken."

Konnte ich mir ja denken, dass Tante Lia vorrausschauen würde.

"Okay. Danke." Sagte ich, meinen Stolz herunterschluckend.

Mein Direktor nickte. 

"Gut, dann darfst du zurück in den Unterricht."

"Auf Wiedersehen." Verabschiedete ich mich. Doch bevor ich aus der Tür heraustreten konnte, errgriff Herr Mats erneut das Wort.

"Ach und Layla? Ich hoffe das Wiedersehem wird erst zu deiner Abiturverleihung sein und nicht bei einem ähnlichen Vorfall."

Ich nickte.

Immer dieser alte-Leute-Humor.

Nach dem Unterricht und einer sorgfätigen Berichterstattung bei Jennifer, begab ich mich also in die Bibliothek. Eigentlich war das keine besonders schlimme Strafe, da ich ohnehin einen Großteil meiner Zeit in der meist leeren Schulbibliothek verbrachte und hier schon füher freiwillig ausgeholfen habe. Die Bibliothekarin und ich waren sogar ziemlich eng, bevor Val immer mehr meiner Zeit einnahm und ich irgendwann garnicht mehr hier aufkreuzte. Wahrscheinlich dachte meine Tante daran, als sie den Direktor so bearbeitete mich hier einzuteilen.

"Bellisima!" Begrüßte mich Giulia genau wie früher und schloss mich in die Arme, kaum dass ich eingetreten war und den Geruch der Bücher in mir aufgenommen hatte. Die großmütterliche Italienerin, kleiner als ich, hatte mich liebgewonnen, nachdem ich in der Unterstufe in der Bibliothek gehänselt wurde und sie für mich eingeschritten ist. Dann hat sie mich die nächsten Monate mit ihren Lieblingsbüchern vertraut gemacht und mich an ihrer Lebensweisheit teilhaben lassen. Gelegentlich hat sie mir sogar italienische Süßigkeiten mitgebracht.

Jetzt fühlte ich mich schlecht, dass ich sie solange nicht mehr besucht habe. Ich war kein Stück besser als Valentina.

"Giulia." Erwiederte ich ihre Umarmung und nahm den Geruch von Olivenseife und Zitronenmelisse in mir auf. Plötzlich löste sie sich von mir und gab mir einen spielerischen Schlag auf die Schulter.

"Was habe ich da gehört, du hast Ärger bekommen? Cara Mia, habe ich dir nichts besseres gelehrt?"

"Ich lächelte schuldig. Das hast du. Du hast mich gelehrt für mich selbst einzustehen und genau deswegen wurde ich bestraft." Ich gab mir beste Mühe den Welpenblick auszuspielen, der füher bei ihr gezogen hat.

"Ts, Ts, Ts. Du hast wirklich einen Weg gefunden arme, alte Leute wie mich mit deinen Worten um die Finger zu wickeln, bambina." Jetzt grinste sie mich an.

"Aber nun gut, das Leben hat seine eigenen Wege, und vielleicht hat es dich so auf einen besonders gut gebauten geführt..." Giulias Blick bekam etwas schelmisches.

"Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz-" begann ich verwirrt.

"Oh Layla...du bist nicht als einzige bei mir eingeteilt. Dein Arbeitspartner wartet schon im Keller auf dich, und vertrau mir: Du wirst den Anblick genießen." Sie zwinkerte

Arbeitspartner? Stimmt, Herr Mats hatte so eine Anspielung gemacht, aber die habe ich garnicht weiter wahrgenommen.

"Jetzt husch, husch. Ihr sollt ja auch produktiv sein. Um vier dürft ihr gehen, alles andere soll dir der Schönling erklären." Mit diesen Worten drängte mich die Italienerin auch schon in Richtung Treppe zum Bibliothekskeller, bevor ich überhaupt nachdenken konnte.

Aus dem länglichen Kellerflur flickerte gedämmtes, warmes Licht, alle Türen waren verschlossen. Hinter der letzten Tür drängten sich jedoch die Töne vor. Bücher, die übereinander geschlagen wurden? Naja, irgendwo musste der zweite Zwangsarbeiter ja stecken.

Ich drückte die Türklinke nach unten und traf auf die aufmerksamsten, eisblausten Augen die ich je gesehen hatte. Und die mich schon so oft getroffen haben.

"Tyler." Stellte ich in den Raum

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16 ⏰

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Badboys need GoodgirlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt