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„Ich habe gehört, was aus Sokovia geworden ist.", begann Zemo das Gespräch, während wir durch die Straßen von Riga liefen. Mein Blick musterte die Menschen um uns herum, während ich dem Baron zuhörte.

„Geplündert, bevor es aus den Trümmern auferstehen konnte. Von der Landkarte gestrichen. Sie haben die Gedenkstätte nie besucht, nehme ich an? Natürlich nicht. Warum auch?", fragte er und ich meinte Spott in seiner Stimme hören zu können.

„Wir sind da.", verkündete er nur ein wenig später, als wir vor einem großen Haus auf einem Platz zum stehen kamen. Wieder einmal fragte ich mich wie es möglich war, dass er all das immer noch besitzen konnte.

„Ich geh noch eine Runde.", sagte Bucky ruhig, woraufhin ich mich verwirrt zu ihm umdrehte.

„Alles gut?", fragte Sam, aber Bucky beantwortete das nur mit einem Nicken. Verwirrt sah ich ihn an, versuchte herauszufinden warum er plötzlich gehen wollte.

„Was ist los?", fragte ich ruhig, während Sam und Zemo bereits auf das Haus zugingen. Kurz ließ der Braunhaarige seinen Blick über den Platz schweifen, bevor er mir ebenso leise antwortete.

„Jemand hat uns verfolgt. Ich werde rausfinden wer genau es ist."

„Dann komme ich mit dir.", stellte ich klar, aber er schüttelte nur den Kopf.

„Es sind keine Feinde. Du solltest bei Zemo bleiben und aufpassen, dass er keine Scheiße baut.", sagte er schnell. Langsam nickte ich und konnte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erkennen.

„Ist gut. Bis nachher, Buck.", nickte ich und sah dabei zu, wie er sich umdrehte und um die nächste Ecke verschwand. Seufzend folgte ich Sam in das Haus hinein, welches von innen noch sehr viel größer aussah. Es wirkte beinahe wie eine adlige Wohnung, vermutlich gehörte sie schon seit Ewigkeiten der Familie von Zemo.

„Setzen sie sich doch, ich werde mich derweilen frisch machen.", sagte der Blonde und deutete auf das Bad hinter sich.

„Danke.", nickte ich ihm zu, bevor ich mich zu Sam auf das Sofa setzte. Dieser starrte wortlos gerade aus, vermutlich wusste er nicht, wie er mich ansehen sollte. Seit Selby in Madripoor hatten wir nicht mehr gesprochen, wahrscheinlich war er wütend.

Innerlich mit den Schultern zuckend nahm ich diese Stille an und zog mein Handy hervor. Schweigend sah ich mir die Nachrichten an, nur um das Gesicht von John Walker wieder überall zu sehen. Mit jeder Minute die verstrich wurde ich zunehmend genervter von der Stille, bis ich mein Handy schließlich wieder zur Seite legte.

„Okay gut. Was ist los?", fragte ich Sam, welcher ruckartig zu mir sah.

„Du hast für Selby Menschen umgebracht.", stellte er fest. Ich hatte recht, dieser Fakt beschäftigte ihn.

„Ja. Während des Blips wäre ich durchgedreht, wenn ich kein Ziel gehabt hätte.", murmelte ich. Ungern wollte ich mich wieder an dieses Gefühl der Leere in mir erinnern, als ich erfahren hatte, dass Bucky vermutlich tot war.

„Warum hast du nicht mit Steve gesprochen?"

„Steve kann nicht alle Probleme lösen.", gab ich nur stumpf von mir, aber ich konnte seinen fragenden Blick immer noch auf mir spüren.

„Ich wollte Hydra auslöschen. Alles und jeden von ihnen, damit niemand mehr ihretwegen leiden muss. Dabei bin ich aus Selby und den Power Broker gestoßen. Sie hatten Informationen, wollten sie auch aus dem Weg schaffen. Aber sie wollten sich nicht die Hände schmutzig machen, wo ich ins Spiel gekommen bin."

„Also hast du , statt für Hydra, für den Power Broker getötet?", fragte er und ich schüttelte leicht den Kopf.

„Ich habe freiwillig für den Power Broker getötet, um Hydra zu vernichten. Sie haben mir dafür alles gegeben was ich brauchte, aber im Gegenzug sollte ich ihnen das Serum beschaffen. Alles, was möglicherweise damit zutun hatte, wollte der Power Broker."

„Du hast es ihm nicht gegeben. Deswegen hat sie so reagiert.", stellte Sam fest.

„Genau. Wenn ich gesagt hatte, dass ich Hydra auslöschen wollte, meinte ich es auch so. Nichts sollte übrig bleiben, auch nicht das Serum. Ich habe alles zerstört und bin bei Steve untergetaucht. Ein Jahr später haben wir es geschafft euch zurück zu holen.", murmelte ich.

„Wusste Steve davon?"

„Nein."

„Ihr haltet wohl nicht viel davon, euch die Wahrheit zu sagen."

„Steve war ein Mensch, der jedem helfen will. Er wollte mir helfen, mit Bucky abzuschließen. Ein neues Leben aufzubauen und vielleicht auch den Kampf hinter mir zu lassen, um ein normales Leben zu führen.", sagte ich leise, woraufhin wir wieder in unsere Stille fielen.

Sam wusste scheinbar, wie viel Bucky mir bedeutete, denn er nahm unseren ehemaligen Freund nicht mehr in Schutz. Abwartend sah ich nun zur Tür, wartete darauf das der Braunhaarige wiederkam. Mittlerweile kam Zemo wieder aus dem Bad, ein Handtuch über seine Schultern gelegt. In diesem Moment öffnete sich auch die Tür und Bucky lief zu uns.

„Die Wakandaner sind hier. Sie wollen Zemo. Hab uns Zeit verschafft.", erklärte er schnell, während er sich beim laufen seine schwarze Jacke auszog.  

„Ist dir jemand gefolgt?"

„Nein.", antwortete er schnell.

„Wie können Sie sich da so sicher sein?"

„Er würde es merken.", antwortete ich für ihn, während ich Zemo dabei beobachtete, wie er aus dem bunten Fenster nach draußen sah.

„Es ist wirklich nett, dass Sie mich verteidigt haben."

„Niemand hat dich verteidigt. Wir brauchen dich noch, also bleibst du. Außerdem hast du Nagel getötet.", stellte ich schnell klar, woraufhin er langsam nickte.

„Müssen wir wirklich darüber streiten, was passiert ist?", fragte er, während Bucky auf sein Handy starrte.

„Worüber sollten wir denn streiten? Du hast diesen Kerl einfach erschossen.", widersprach Sam ihm.

„Sam? Joye?", fragte Bucky ruhig und ich sah zu ihm.

„Was ist?"

„Karli hat ein GRC-Depot hochgejagt."

„Wie schlimm ist es?", fragte Sam schnell, während ich nur kurz die Augen schloss. Es war immer das Selbe. Die Leute fangen an sich gegen das Gesetz zu stellen und werden immer radikaler. Wenn es mit einfachem Diebstahl und Protesten beginnt, endet es in Morden.

„Elf Verletzte, drei Tote. Sie stellen Forderungen und drohen bei Nichterfüllung weitere Anschläge an.", sagte er, seine Stimme wurde währenddessen immer unglaubwürdiger.

„Sie wird radikaler.", fügte sich Zemo in unser Gespräch ein.

„Ich will diese Mission beenden. Sie drei auch?", fragte er, was ich mit einem Nicken beantwortete.

„Sie ist noch ein Kind.", widersprach Sam.

„Sie sehen etwas in ihr, das nicht da ist."

„Sie hat gerade mutwillig Menschen umgebracht. Der Blip hat die Menschen verändert, Sam. Ihr versteht es vielleicht nicht, aber in den 5 Jahren hat sich alles in dieser Welt verändert. Die Menschen am meisten. Sie ist nicht nur ein Kind. Sie ist ein Mensch, der unbedingt sein Ziel erreichen will. Was es auch kostet."

„Der Glaube daran, etwas besseres zu sein, hat uns schon in viele Probleme geführt. Die Nazis, Ultron, die Avengers.", sagte er ruhig.

„Hey, dass sind unsere Freunde, über die du da redest.", unterbrach Sam ihn schnell.

„Die Avengers. Nicht die Nazis."

The Story of Winter IIII / Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt