Kapitel 43

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Was machst du nur mit mir? Außer Atem streichelte Sonya Minho über den Nacken, während er noch immer an sie gelehnt stand, das Gesicht tief in ihrer Halsbeuge vergraben.

„Wow.", keuchte er. „Das war... unglaublich." Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. Dann strich er sanft die wilden Haare aus ihrem Gesicht und küsste zärtlich ihre Lippen. Das kann man wohl sagen.

Dann mit einem Mal, als wäre sie aus einem wundervollen Traum erwacht, tauchte wieder dieses unbehagliche Gefühl in ihr auf und Sonya spürte einen dicken Kloß im Hals. Fassungslos über das, was sie gerade getan hatten, schüttelte sie den Kopf und versuchte sich selbst vergeblich davon zu überzeugen, dass das Ganze nur ein belangloses Vergnügen war. Ein kleiner Spaß, mit dem sie beide sich von den grauenhaften Ereignissen der letzten Tage ablenken konnten.

Doch so sehr sie sich auch versuchte einzureden, dass sie sich nur wegen ihrer pubertären Hormone zu Minho hingezogen fühlte, wusste sie doch, dass da mehr war - viel mehr. Und das machte ihr einfach nur unglaubliche Angst. Ich wollte mich doch von ihm fernhalten.

„Warum tust du mir das an?", flüsterte sie und eine Träne rollte über ihre Wange.

Sie schob ihn so weit von sich, dass er aus ihr herausglitt und rutschte von der Tischkante, um nach ihren Kleidern auf dem Boden zu greifen. Als sie sich wieder angezogen hatte, stand Minho noch immer regungslos und völlig verwirrt vor ihr.

„Ich versteh nicht.", stotterte er schließlich und zog dann ebenfalls seine Hose hoch. „Ich dachte – Ich dachte, du willst, dass ich..."

Sie zwang sich zu einem Lächeln und wischte sich schniefend die Träne aus dem Gesicht, bevor sie antwortete: „Ja und es war sehr schön."

Dann verließ sie den Raum und schlich in den Wald zu ihrem Baum, den sie sogleich erklomm und sich oben an der Astgabel festband. Zusammengerollt schlief sie fast augenblicklich ein.

Sonya erwachte früh am Morgen und beschloss sofort ihr Vorhaben von gestern nachzuholen und Thomas aufzusuchen. Vor allem entschied sie jedoch Minho aus dem Weg zu gehen, bis sie das Gefühlschaos in ihrem Inneren bereinigt hatte. Es fiel ihr jedoch schwer, nicht an ihn zu denken, zumal jeder Schritt sie an das Gefühl von ihm in ihr erinnerte.

Vergiss es und konzentriere dich jetzt gefälligst! Sie schob die Erinnerung an seine Berührungen auf Seite und überquerte das Schädelfeld. Newt hatte ihr erzählt, dass Thomas sich in die Ecke zwischen Süd- und Westwand verkrochen hatte. Also wollte sie dort zuerst nachsehen. Zu ihrer Enttäuschung fand sie jedoch nur ein paar Decken. Vom Frischling fehlte jede Spur. Sollte er letzte Nacht wieder bei den anderen Lichtern auf der Wiese geschlafen haben, würde es schwerer werden, ihn allein zu erwischen, vor allem da Chuck unentwegt an ihm dran klebte.

Sie verließ den Wald und ging zu ihrem Schlafplatz. Wie angewurzelt blieb sie stehen, als sie feststellte, dass neben ihrem Schlafsack ein leerer Platz war. Jemand hatte Bens Sachen weggeholt. Trauer stieg in ihr auf und ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen.

Wie würde sie sich wohl fühlen, wenn Minho das gleiche passierte? Nein, es ist besser, es erst gar nicht soweit kommen zu lassen. Ich muss ihn davon überzeugen, dass alles nur ein kurzer Spaß war. Besser er hasst mich, als...

Sie schüttelte den Kopf, um sich von allen Gefühlen und Gedanken zu befreien. Chuck schnarchte leise vor sich hin, doch der Platz auf der anderen Seite von ihm war ebenfalls verwaist. Thomas war also entweder nicht schlafen gegangen oder schon wieder auf den Beinen.

Sie griff nach ihren Sachen und ging ins Waschhaus, um sich erstmal zu duschen. Anschließend weckte sie Chuck und holte sich mit ihm zusammen an der Küche Frühstück.

Maze Runner FF Phase 1: ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt