Kapitel 2

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Wir Managerinnen helfen die Woche über auch beim Essen aus. Beim Abendessen sitze ich an einem Tisch mit den Mädchen. Während die Jungs ihr Essen ziemlich schnell runterschlingen, um so schnell wie möglich wieder zum Training zurückzukönnen, quatsche ich ein bisschen mit den anderen. Nachdem sich dann auch die Trainer zurückgezogen haben, fragen die anderen Mädchen sich gegenseitig über die Spieler aus.

"Sag mal, findet ihr nicht auch, dass dieses Jahr wieder ganz schön viele süße Spieler in den Teams sind?", fragt Eri Miyanoshita, die Managerin von Ubugawa in die Runde. "Ja total! Aber das sind doch eh alles Drittklässler, die waren die letzten Jahre auch schon da.", meldet sich Mako Otaki zu Wort. Oh man, wieso muss es eigentlich immer auf so eine Diskussion hinauslaufen? Denke ich, als mich jemand direkt anspricht. "Du bist doch neu hier. Wen findest du denn am besten?" Alle schauen mich erwartungsvoll an. Gut, dass keiner der Jungs mehr hier ist und auch Shimizu und Hitoka schon wieder in die Hallen zurück gegangen sind. Ich hasse solche Fragen. "Ähm... alsoo...", ich versuche es hinauszuzögern in der Hoffnung, dass sie vielleicht das Thema wechseln. "Ach jetzt hab dich nicht so. Raus damit!", tönt Kaori Suzumeda vom anderen Ende des Tisches. "Also, ich denke mal, dass von den Erstklässlern wohl Kei Tsukishima und Tobio Kageyama am meisten Verehrerinnen haben dürften. Auch Kuro, Inuoka , Ogano und Bokuto haben da denke ich einige von.", höre ich mich sagen, als würde ich eine Statistik runter rattern. Die Mädchen lachen. "Wir haben nicht gefragt, wer die meisten Fangirls hat. Aber stimmt, dieser Tsukishima sieht nicht übel aus", sagt Otaki. "Der ist aber ganz schön frech und hat bis jetzt irgendwie seinen Kampfgeist noch nicht gefunden.", schiebe ich ein "Außerdem sind die alle nicht mein Typ.", ergänze ich und verabschiede mich dann ins Bett. Auf meinem Weg nach draußen überhöre ich noch, wie sie sich darüber unterhalten, dass sie die Asse aus den Teams ziemlich süß finden. "Wobei die Nummer drei von Karasuno.... der ist irgendwie gruselig.", "Der sieht auch viel älter aus als die anderen", "Ich habe gehört, dass er ein total mieser Typ sein soll", "Dabei sieht der nicht einmal schlecht aus". Ich grinse in mich hinein. Der arme Asahi, wenn er das hören würde, wäre er wohl wieder ganz schön niedergeschlagen. Trotz seines Erscheinungsbildes ist Asahi Azumane ein ziemlich sensibler Typ. Mit seiner großen Statur, den schulterlangen braunen Haaren und dem Kinnbart, sieht er für manche aus, wie ein Erwachsener. Außerdem kursieren über ihn so einige Gerüchte, die ihn als Gangster darstellen. Aber eigentlich ist Asahi ein supernetter Kerl, der sich vieles sehr zu Herzen nimmt und von Daichi und Sugawara oft als Memme oder Angsthase bezeichnet wird.

Am nächsten Abend, das Abendessen ist schon vorbei und die Mädels sitzen wieder am Tisch und quatschen, verabschiede ich mich schon früher. Ich will noch ein wenig laufen gehen, da ich tagsüber kaum Bewegung hatte. Die Jungs trainieren wieder alle und selbst Tsukishima, der eigentlich nie extra-Training mit macht, wurde von Bokuto und Kuro zu Blocks überredet. Als ich an den Hallen vorbei gehe, sehe ich, wie Hitoka, Kageyama Bälle zuspielt. Daichi, Suga, Tanaka und einige der anderen Angreifer üben den Synchronangriff und Asahi übt mit Yamaguchi Aufschläge. Noya übt Zuspiele und Shimizu wirft Hinata die Bälle für Angriffe zu. Alle sind in ihrem Element. In meinem Bauch macht sich ein mulmiges Gefühl breit. Alle geben sich so große Mühe, selbst Tsukishima übt mit den anderen. Ich würde ihnen so gerne dabei helfen.... Aber ich traue mich natürlich nicht, einfach reinzugehen, um zu fragen, ob irgendjemand meine Hilfe braucht. Also gehe ich niedergeschlagen zur Rennbahn und laufe einige Runden. Außer Atem halte ich nach etwa fünf Runden an. Ich starre in die Dunkelheit und ärgere mich über meine eigene Feigheit. Als ich vor einigen Wochen das Team kennen gelernt habe, hatte ich so eine Angst, dass ich kein Wort rausgebracht habe. Und auch jetzt schaffe ich es kaum mit ihnen zu sprechen. Sie denken sicher ich wäre eingebildet, weil ich hauptsächlich mit Hitoka, Shimizu, Herr Takeda und Herr Ukai spreche. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue in den Himmel. Dabei sind alle im Team unheimlich nett. Selbst Tanaka und Noya, die manchmal echt ne Schraube locker haben. Auch hier im Camp habe ich bisher nicht geschafft wirklich mit jemandem zu reden. Wenn wir den Jungs nach dem Spiel die Wasserflaschen geben, grinse ich immer blöd, wenn jemand was zu mir sagt. Ich kann nicht einmal ein Einfaches "bitte schön" rausbringen. Aber so geht es nicht weiter. Ab morgen helfe ich auch! Plötzlich habe ich wieder Energie. Ich schaue auf meine Uhr und entscheide, dass ich noch zwei Runden laufe und dann ins Bett gehe. Auf meinem Weg zu den Schlafsälen sehe ich, dass in den Hallen noch das Licht brennt. Ich höre Rufe und quietschende Schuhe. Shimizu kommt aus einer Halle. "Ach, du bist noch wach?", fragt sie mich. "Ja, ich wollte noch etwas laufen, um mich ein bisschen auszupowern." Zusammen gehen wir zu den Schlafsälen. "Sag mal Shimizu...", ich zögere einen Augenblick. "Darf ich morgen Abend vielleicht auch beim Training helfen?", ich merke, wie ich nervös werde. Das war eine echt doofe Frage, das kann Shimizu ja gar nicht wirklich entscheiden. Aber Shimizu lächelt und meint dann, dass das gar kein Problem wäre, ich solle einfach nach dem Essen zu Halle kommen.

Auch am nächsten Tag verringert sich der Punkteunterschied Stück für Stück. Man merkt, dass alle hart trainieren. Gerade spielen wir gegen die Nekoma als ein Ball quer durch die Halle saust und kurz neben Hitoka an die Wand donnert. "Sorry!", hört man Masaki Gora rufen und dann geht es weiter. "Hitoka, alles klar?", sagen Shimizu und ich synchron. "Ja ja, schet gon." erwidert sie zittrig. "Komm, lass uns kurz an die frische Luft gehen und was trinken.", sagt Shimizu und nimmt Hitoka an die Hand. Zu mir gewandt ergänzt sie: "Machst du solang die Notizen?". "Ja klar.", antworte ich und schnapp mir meinen Block. Jetzt muss ich mich also doch vollkommen auf das Spiel vor meiner Nase konzentrieren. Natürlich bin ich nicht dafür zuständig die Fehler der Spieler zu dokumentieren. Aber, wenn mir etwas auffällt, sollte ich das aufschreiben, immerhin können die Trainer nicht alles sehen. Ich gebe mir wirklich Mühe, aber jedes Mal, wenn Asahi springt, um einen Ball zu schlagen, einen Aufschlag macht oder etwas ruft, macht mein Herz einen Satz. Ich habe das Gefühl, ich vergesse zu atmen und meine Sicht fokussiert sich völlig auf ihn. Als Shimizu wieder da ist, bin ich erleichtert, mache aber trotzdem mit meinen Notizen weiter. Wenn sie nächstes Jahr nicht mehr da ist, kann das nicht alles an Hitoka hängen bleiben.  

Oberschul-Liebe Asahi Azumane x Fem. ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt