Kapitel 18

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Aufgrund des Unwetters bleiben wir über Nacht in Dortmund in einem Hotel nicht weit von dem Stadion entfernt, was ich während der Unterbrechung und der Halbzeit geregelt habe. Es war ganz schön stressig, spontan ein Hotel abzuriegeln, Security beizustellen und für ungefähr vierzig Leute Zimmer zu buchen, aber es hat geklappt. Und es hat sogar geklappt, meinen beiden Brüdern ein Zimmer mitzubuchen, damit wir wenigstens noch gemeinsam unseren Sieg in der Hotelbar feiern können.

Zum Hotel fahre ich selbstverständlich mit meinen Brüdern im Auto, wir sind vor der Mannschaft da und ich beziehe mein Zimmer, direkt neben Kilians und gegenüber von Henriks. Wenigstens habe ich es diesmal geschafft, Kai so weit weg wie möglich einzubuchen, dem ich ab sofort wirklich aus dem Weg gehen werde. Ich ertrage es nicht, ihn anzusehen. Nie wieder.

Da wir natürlich immer eine Übernachtungstasche gepackt im Bus haben, ist das alles kein Problem, nur dass wir einen Sieg feiern wollen und ich kein passendes Outfit habe. Normalerweise tragen wir weiterhin die Trikots oder Ähnliches. Aber das Auswärtstrikot, was noch in der Tasche ist, kann ich doch nicht anziehen. Nicht, ohne das Gefühl eines Fremdkörper zu haben. Andererseits trage ich meine anderen Sachen auch schon viel zu lange.

Ohne länger darüber nachzudenken, beiße ich die Zähne zusammen, werfe mir das Verrätertrikot über, verknote es, sodass es irgendwie bauchfrei ist, style meine Haare so, dass sie seinen Namen verdecken und dann lege ich die Brille ab, frische meine Schminke auf, ziehe die Chucks an, nehme einen Ananas-Kaugummi sowie mein Handy und dann gehe ich nach nebenan, um an die Zimmertür meines Bruders zu klopfen.

„Was hast du denn da an?", fragt er und deutet verwirrt auf das Trikot. Er selbst hat natürlich eins von Jamal höchstpersönlich bekommen, weil er dieselbe Position spielt, wie Kilian.

„Was soll ich machen", sage ich und winke ab. Ist doch egal.

„Es verbrennen?", fragt er. Ich lache laut auf. Dann gehen wir zusammen zu Henrik, der einfach nur so eine coole Trainer-Jacke von Julian trägt, wofür ich ihn ziemlich beneide und dann gehe ich von meinen Brüdern flankiert zur Hotelrezeption. Ich spreche kurz mit der Angestellten, es ist schon kurz vor zwölf in der Nacht, dann gehen wir gemeinsam in die Hotelbar.
Nach dem Abpfiff habe ich hier sofort wieder angerufen und darum gebeten, dass hier für eine Feier aufgebaut wird. Daher wurde ein DJ-Pult improvisiert, welches sich vermutlich Jamal schnappen wird, und die Bar ist von zwei Barkeepern besetzt. Voller Vorfreude laufe ich auf meine zwei neuen Freunde zu.

„Einen Piña Colada, bitte", bestelle ich, „und zwei Weizen."
Als ich die Getränke erhalte, drücke ich meinen Brüdern ihre in die Hand, als die ersten von der Mannschaft die Bar betreten. Es sind Manuel und Marc, die beide noch ihre Torwarttrikots tragen. Dahinter folgen Sandro, Benni und Julian.
Sofort läuft letzterer auf Henrik zu. Die beiden haben immer soviel zu besprechen.

Kilian bleibt an meiner Seite stehen, wir beobachten, wie die letzten Lästerschwestern, wer den Raum betritt und mein Bruder fragt mich alles über jeden. Zum Glück ist die Bar nicht sonderlich groß, sodass ich sogar ohne Brille alles erkenne.
Gerade betritt Florian den Raum.

„Ist der wirklich so lustig, wie auf Instagram?", fragt Kilian.

„Ja", sage ich. Kilian grunzt.
Dann betritt Leroy die Bar.

„Ich mag nicht, wie er Fußball spielt", sagt Kilian.

„Ja, er wirkt sehr arrogant. Aber eigentlich ist er ganz nett", sage ich. Kilian verzieht seine Augenbrauen und sieht mich skeptisch an.

„Hm", macht er und dann trinkt er einen großen Schluck seines Biers, ich trinke an meinem Cocktail.
Jamal und Toni kommen gleichzeitig rein, sie unterhalten sich.

[Kai Havertz] Wer zuerst fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt