Kapitel 22:

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Nageru schoss auf uns zu, seine rechte Hand zog er nach vorne und ballte sie zur Faust. Bevor er jedoch einen von uns direkt treffen konnte, hielt er kaum zwei Meter vor uns an und schlug gegen die Luft. Ich hätte das sicher lustig gefunden, wenn ich nicht im selben Moment von den Füßen gerissen wurde. Eine unsichtbare Kraft schleuderte mich mit voller Wucht nach hinten gegen die in Trümmern liegende Wand des Haupttempels, sodass mir jegliche Luft aus der Lunge gepresst wurde.
Ich stöhnte auf.
Meine Sicht verschwamm und nur schemenhaft bemerkte ich wie jemand auf mich zu schoss. Als letzten Schutzmechanismus hielt ich mir meine Arme vor das Gesicht und wartete auf den Aufprall.
Nichts.
Blinzelnd und noch immer nach Luft ringend, schielte ich durch meine Arme. Mein Sicht klärte sich etwas.
»Satoru?«

Satoru stand vor mir eine Hand ausgestreckt, um mich zu schützen. Auf der anderen Seite, scheinbar zu Boden gegangen, erhob sich Nageru schwerfällig und wischte sich in einer groben Bewegung das Blut vom Mund.
»Das war's schon? Ist das alles was der große Erbe des Gojo Clans zu bieten hat?« höhnte er und kam taumelnd wieder auf die Beine.
Gojo senkte seine Hand und breitete seine Arme aus, fast als wolle er ihn zu einer Umarmung einladen.
»Du hast mich bis jetzt zweimal angegriffen und keinen einzigen Treffer erzielt. Und im Gegensatz zu dir, bin ich noch nicht einmal verwundet. Besser du zeigst mir, was du so draufhast.« entgegnete Satoru ruhig und drehte dann seinen Kopf zur Seite. »Dein Bruder ist natürlich auch herzlich eingeladen mitzumischen. Na komm, sei kein Schisser!«
»Hey, wer sagt denn, dass ich bei den letzten zwei Malen dich angegriffen habe?« fuhr Nageru dazwischen. »Der Seelenlosen da geht es immerhin nicht so gut.«
Wie recht er hat...

Seinen Bruder Keyaku konnte ich von meiner derzeitigen Position nicht sehen, da ich noch immer wie ein Wrack gegen die Tempelwand gepresst da saß. Mein Bauch und Rücken schmerzten so stark, dass ich mir Mühe geben musste diesem Schmerz nicht vollends nachzugeben. Ich musste zumindest so stark sein, dass ich Satoru nicht zur Last fallen würde.
Ein Wurfmesser grub sich knapp neben mir in die Holzwand.
Fuck!
Satoru hatte das Messer in letzter Sekunde mit seiner Hand zur Seite gelenkt. Dennoch hatte ich keine Zeit ihn jetzt dafür zu bewundern, sondern schob mich so hin, um eine kleinstmögliche Trefferfläche zu bilden.

»Du solltest wirklich besser auf sie achtgeben.« Keyaku trat hinter einem der größeren Steintrümmer, die verteilt um den Haupttempel herumlagen, hervor und drehte ein weiteres Wurfmesser an seinem Griffloch in stetigen Kreisen um den Zeigefinger. »Du stehst da wie festgefroren, um diese Kleine zu schützen. Hätte sie gerade fast erwischt.«
Wenn Satoru sich extra zurückhält, um mich nicht in Lebensgefahr zu bringen, ist es vielleicht nicht so clever, wie ein verängstigtes Häschen zu kauern!
Mir der größten Entschlossenheit, die mir möglich war, zog ich mich an der Wand hoch. Mein Rücken schmerzte und meine Beine zitterten noch von dem Schock, aber immerhin stand ich einigermaßen aufrecht.
Dieser Scheißkerl hat mir mindestens eine Rippe gebrochen!
Ich biss die Zähne aufeinander und unterdrückte ein Ächzen.
»Mach dir um mich keine Sorgen... Satoru...« krächzte ich. »Tue einfach, was du sonst auch tun würdest.«

Da er mir dem Rücken zu mir stand, konnte ich nicht sehen was für ein Gesicht er machte, aber er rührte sich kein Stück.
»Das kommt nicht infrage, Misaki. Du wirst das ohne mich wohl kaum überleben und das ist doch immerhin dein Ziel.«
Ich hasste es, wie recht er hatte.
»Genug Geschwafel!«
Diesmal rannte Nageru erneut auf Satoru zu.
Ein direkter Angriff?
Diesmal brachte ich meine Hände in eine Verteidigungsposition, die mir wohl nur mit Gottes Segen helfen würde.
Gleichzeitig warf Keyaru sein zweites Messer in die Höhe. Kurz war ich irritiert, da ich vermutet hatte, er würde es - wie eben - in unsere Richtung schleudern, bis ich sah, wie es in der Luft stehen blieb. Dann raste es auf uns zu. Nein, nicht nur das eine. Wie eine Zelle teilte sich das Messer mitten in der Luft.
Zwei Messer. Vier. Acht.
Ich machte mich bereit und schloss die Augen.
Amen!

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt