Ich weiß nicht, ob ich einen Nervenzusammenbruch hatte oder eine Panikattacke, aber ich habe keine Ahnung mehr, wie ich in Zayns Auto gekommen bin. Ich erinnere nur noch die blanke Angst, die in seinen braunen Augen stand. Das erste, was ich wieder weiß, ist wie ich in der Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses sitze.
Die grellen Lichter und der sterile Geruch verstärken meine Desorientierung. Zayn sitzt neben mir und spricht leise auf mich ein, aber ich kann die Worte nicht richtig verstehen. Alles ist ein verschwommener Nebel aus Stimmen und Bewegungen um mich herum.
Eine Krankenschwester kommt auf uns zu, ihre Augen freundlich und beruhigend. "Wie geht es Ihnen? Können Sie mir sagen, was passiert ist?"
Ich öffne den Mund, aber meine Stimme versagt. Zayn spricht für mich: "Meine Schwester hat sich von ihrem Verlobten getrennt. Sie war wahnsinnig aufgebracht, hat geschrien und geweint und als wir zu meinem Auto gelaufen sind, ist sie einfach zusammengebrochen. Sie war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Ich hatte Angst, dass sie einen Herzinfarkt hat oder sowas."
Die Krankenschwester nickt verständnisvoll. "Wir werden uns gut um Sie kümmern. Kommen Sie mit, ich bringe Sie in ein Zimmer, wo es etwas ruhiger ist."
Sie führt uns in ein Untersuchungszimmer am Ende des Ganges, wo ich mich auf eine Behandlungsliege legen kann. Erschöpft schließe ich die Augen. Eine bleierne Müdigkeit legt sich über meinen Körper. So erschöpft wie heute - mental und physisch - war ich noch nie.
"Ich werde einen Arzt holen, der Ihre Schwester untersucht", informiert die junge Krankenschwester Zayn, bevor sie die Tür hinter sich schließt. Mein Bruder setzt sich auf den Stuhl neben mich und hält meine Hand fest. "Ich bin hier, Shalia. Du bist nicht alleine, okay?"
Schwach nicke ich. Es dauert nur wenige Minuten, bis ein junger Assistenzarzt herein kommt, mir ein paar Fragen stellt und mich untersucht. Er nimmt mir Blut ab, misst meinen Blutdruck und Puls und macht ein Echokardiogramm meines Herzens. Als alle organischen Ursachen ausgeschlossen werden können, verschreibt er mir ein Medikament zur Beruhigung und rät mir, mich auszuruhen. "Sie hatten vermutlich eine Panikattacke, ausgelöst durch den Stress und die emotionale Ausnahmesitution. Das kann sehr belastend für den Körper sein."
Zayn hilft mir, aufzustehen, nachdem der Arzt uns verlassen hat. Ich bin immer noch benommen von der Medikation, aber die Panikattacke scheint sich gelegt zu haben. Wir verlassen die Notaufnahme und treten in die kühle Abendluft hinaus. Alhamdulillah muss ich nicht hier bleiben.
Mein Bruder öffnet mir die Beifahrertür seines Mercedes und hilft mir, mich hineinzusetzen. Er schließt die Tür sanft und geht dann auf die Fahrerseite, steigt ein und startet den Motor. Es ist still im Wagen, nur das leise Summen des Motors und das gedämpfte Licht der Armaturen.
Ich lehne meinen Kopf an das kühle Fensterglas und schließe die Augen. Die Ereignisse des Tages wirbeln in meinem Kopf herum, wie ein Sturm, der sich langsam legt. Zayn fährt vorsichtig los, und wir gleiten durch die nächtlichen Straßen.
"Zayn", sage ich irgendwann leise. Er dreht sich alarmiert zu mir. "Versprich mir, dass du Mama und Baba nichts davon erzählst."
"Kann ich nicht."
"Zayn", wimmere ich und Tränen füllen meine Augen. Als er merkt, wie emotional ich wieder werde, lenkt er ein. "Okay, okay", ruft er und hebt abwehrend die Hände. "Ich behalte es für mich."
"Schwöre es."
"Ich verspreche es dir, Shalia", antwortet er fest. "Ich werde nichts sagen, wallah."
Ich lehne mich zurück und schließe die Augen wieder. Der Weg nach Hause vergeht schnell, und bald sind wir endlich da. Gott sei Dank ist außer uns gerade niemand da.
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Süß wie Baklava
Genç KurguNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...