Kapitel 4

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Ich beeile mich beim Duschen. Nicht um vor Asahi fertig zu sein, oder gleichzeitig. Aber es ist schon spät und morgen müssen wir wieder früh aufstehen. Als ich vor die Tür trete, kommt Asahi gerade aus der Jungenumkleide. Wir müssen wieder lachen. "Wir haben heute aber ein perfekt aufeinander abgestimmtes Timing.", lacht Asahi mich an. "Stimmt. Als hätten wir uns abgesprochen. Und ich dachte schon, das 'Bis gleich' ist totaler Blödsinn gewesen", grinse ich zurück. Wir gehen also auch wieder zusammen zurück und reden weiter über die vergangenen Tage. "Sag mal...", fängt Asahi schüchtern an, "... wieso hast du denn bis jetzt so wenig mit uns geredet? Die Frage ist vielleicht unverschämt. Du musst sie auch nicht beantworten... ich habe mich bloß gewundert." Ich bleibe verdutzt stehen. "Ich... naja... Es ist nicht so, dass ich eingebildet bin oder so. Ich hatte nur immer viel zu große Angst. Nicht so richtig vor euch. Eher davor, etwas Dummes zu sagen oder so.", ich schaue beschämt auf meine Schuhe. Asahi lacht verlegen und sagt dann ruhig und ernst: "Das verstehe ich sehr gut. Sobald ich mit jemandem reden soll, stolpere ich auch ständig über meine Zunge oder bekomme keinen Ton raus. Aber jetzt hast du ja schon mit dem gruseligsten Typen im Team geredet, da sollten die anderen dann gar keine Hürde mehr sein." Asahi lächelt mich an, seine Augen strahlen förmlich und er legt seine große Hand auf meine Schulter. Mir stockt der Atem, mein Herz rast, ich habe Gänsehaut und meine Augen starren in seine. Für einen Moment stehen wir da und schauen uns einfach an. Dann fangen wir uns wieder. Asahi lächelt, nimmt seine Hand von meiner Schulter und deutet mit den Augen in Richtung Schlafsäle. "Wir sollten wirklich ins Bett.", seine Stimme klingt ruhig, fast schon etwas enttäuscht. Ich nicke, mein Herz schlägt immer noch wie wild und ich bekomme noch keinen Ton raus. Wir gehen bis zum Schulgebäude und verabschieden uns ein zweites Mal an der Treppe. "Gute Nacht. Bis Morgen.", sagt Asahi und sieht mir dabei direkt in die Augen. "Gute Nacht", hauche ich zurück, während mein ganzer Körper kribbelt. Dann gehe ich in den Schlafsaal und lege mich leise hin. In meinem Kopf spielt sich alles, was eben passiert ist noch hunderte Male ab, bevor ich schließlich einschlafe.

Die nächsten Tage im Trainingscamp sind anstrengend. Nach dem Frühstück werden die Trainingsspiele gespielt, dann gibt es eine Mittagspause, dann weitere Spiele und nach dem Abendessen trainieren die meisten weiterhin individuell. Nach der nächtlichen Begegnung mit Asahi habe ich tatsächlich auch den Mut gefunden mit einigen anderen Spielern zu reden. Natürlich sind alle wahnsinnig nett, selbst Tsukishima ist zu uns Mädchen richtig höflich. In den Mittagspausen verteilen wir Mädels Snacks und Getränke und kommen dadurch mit dem ein oder anderen ins Gespräch. Nicht nur die Spieler der Karasuno, auch die der anderen Teams sind extrem nett. Am letzten Tag des Camps haben die Trainer ein BBQ organisiert, nach den Spielen natürlich. Alle haben sich so viel Mühe gegeben und so hart trainiert, dass sie sich das wirklich verdient haben. Ich habe das Gefühl, dass vor allem unser Team einen riesigen Sprung gemacht hat. All ihr Training, hat zwar nicht gereicht die Fukurodani im letzten Spiel zu besiegen, aber man erkennt einen sehr großen Fortschritt.

Jetzt bereiten wir alle zusammen das Essen vor. Während einige der Jungs schon an den Grills stehen und das Fleisch braten, kümmere ich mich mit Hitoka und Shimizu um das Geschirr und stelle Onigiri auf die Tische. Nach einer kurzen Ansprache von Nekomas Trainer ist die Schlacht eröffnet. Man muss es Schlacht nennen, denn alle drängen sich um die Grills um so viel Fleisch wie möglich zu ergattern. Mit gefülltem Teller sitze ich bei einigen anderen Mädchen und sehe, wie Kuro, Bokuto zurechtweißt, weil er ihm, was vom Grill geklaut hat. Ich muss lachen und zeige mit dem Finger auf das lustige Schauspiel, um es den anderen Mädchen zu zeigen, die auch sofort anfangen zu lachen. Ich halte nach Asahi Ausschau. Suzumeda bietet der Gruppe Jungs, bei denen er steht, gerae Onigiri an, als Shirofuku sich direkt drei auf einmal in den Mund stopft. Wieder lache ich. Das ist wirklich ein würdiger Abschluss für das Trainingscamp. Shimizu wird von Noya, Tanaka und Yamamoto überall hin eskortiert, als würden sie sie bewachen. Ich habe auch schon von vielen Spielern der anderen Teams gehört, dass diese sie für die hübscheste der Managerinnen halten. Da fällt mir Hitoka ein. Sie ist zwar sehr aufgeweckt, ist aber auch ein ganz schöner Angsthase, vor allem wenn es darum geht sich zwischen diesen Riesen hier zurecht zu finden. Da tippt mich Miyanoshita an und zeigt lachend zum Halleneingang. Daichi und Kuro brüllen gerade Tsukishima und Kenma an, dass sie sich gefälligst anständig ernähren sollen und mehr essen müssen. Ich muss wieder lachen, mein Blick wandert etwas umher und ich sehe Hitoka. Sie sieht aus, als würde sie gleich umkippen, völlig verstört und ängstlich. Ich stehe auf und will zu ihr gehen, da schnappt sie sich ein Stück Fleisch stopft es in den Mund und ist mit einem Mal von einer Horde Riesen umzingelt. Darunter auch Asahi und Gora. Neben mir meldet sich Otaki zu Wort: "Die Drittklässler von Karasuno sehen wirklich unglaublich süß aus, findet ihr nicht?" und Shimizu, die scheinbar kurz vorher zu uns gestoßen ist, antwortet: "Unser Ass ist nicht so selbstbewusst, wie er aussieht." Ich grinse und die anderen sind etwas verdattert. "Was, echt? Dabei ist der ja schon eine Erscheinung!", wirft Miyanoshita ein. "Immerhin hat er kein Problem mit irgendwelchen Drepri-Phasen...", sagt Suzumeda, bezogen auf das Ass ihres Teams, Bokuto. Dann unterhalten sie sich weiter darüber, was an den Jungs so süß wäre. "Ich gehe mal Yachi retten.", sage ich lachend, stehe auf und gehe schnell zu ihr. "Hey, Jungs, ich glaube ihr macht Yachi Angst.", sage ich in einem lachenden Ton und füge leise hinzu: "Ihr schaut aber auch so, als würdet ihr sie gleich auf den Grill packen." Die Jungs schauen mich verwirrt an. Oh Gott. War das zu laut? Haben die mich doch gehört? Dann grinsen sie, machen Platz, geben Hitoka einen Berg von Fleisch und entschuldigen sich aufrichtig bei uns. Ich atme durch. Das war gerade das Mutigste, was ich je getan habe, denke ich und zeige Hitoka wo die anderen sitzen. Ich gehe nicht mit, sondern stelle mich etwas abseits, esse den Rest meines Gemüses und gehe mich dann schnell waschen. Ich komme immer wieder mit Leuten ins Gespräch, bekomme Essen oder Getränke angeboten oder werde von den Mädchen heran gewunken, um doch noch zu verraten auf wen ich stehe. Aber ich schaffe es schließlich mich am Rand an einen Baum zu setzten. Ich schließe meine Augen und genieße einige Minuten die Ruhe. Da merke ich, wie sich jemand neben mich setzt. Er sitzt ganz nah neben mir, sodass sich unsere Schultern berühren und ich ihn fast schon riechen kann. Ohne ihn zu sehen, weiß ich wer es ist.  

Oberschul-Liebe Asahi Azumane x Fem. ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt