Baptiste und ich lachen wieder, ich versuche, dass ich nicht wieder ein Stück meiner Pizza auf dem Tisch verliere und mein Bruder ist sich bei all dem keine Schuld bewusst. Dabei hatte er damit angefangen einige Geschichte auszupacken, was für absurde Dinge er bereits in seiner Zeit bei der Versicherung gehört und erklärt bekommen hat.
Neben mir sitzt Chris, der sich irgendwie versucht mit einzufinden, allerdings merke ich, dass das alles ein schönes Spiel ist, was mein Bruder zwar nicht mitbekommt, aber ich merke, dass er sich in der Situation etwas sehr hilflos fühlt. Ich wünschte, ich könnte dir dabei helfen, Chrissy...
Baptiste: Haben wir Pläne für morgen?"
Ich zucke einzig mit den Schultern, da man zu dieser Zeit das Wetter hier schlecht einschätzen kann und zudem konnte ich auch nicht wissen, ob Baptiste vielleicht ein wenig Ruhe haben will und nicht gleich am ersten Tag eine Beschäftigung braucht.
Chris: Ich muss die Tage über zur Arbeit."
Auch wenn ich meinen Kopf in seine Richtung drehe, Chris' Blick liegt noch auf den letzten Resten, die vor ihm im Karton sind und dabei kaut er unsicher auf seiner Lippe rum. Bestimmt hat er mitbekommen, dass ich ihn ansehe, aber gerade entscheidet er sich aktiv dafür, dass er meinen Blick meiden will.
Chris: Andreas will die letzten Pläne noch haben und...ich muss noch was erledigen."
Ja, er wird noch Pläne fertig machen müssen, aber zum Großteil ist das eine Ausrede. Dafür ist seine Ausrede zu halbherzig. Ich will dagegen auch etwas sagen, sehe bei Baptiste einfach das Nicken, dass er die Situation von Chris verstehen kann und wenn ich Chris in seiner zurückgezogenen Haltung neben mir sitzen habe, entscheide ich mich doch lieber fürs Schweigen.Danach vergeht auch gar nicht mehr so viel Zeit, die wir zu dritt in meinem Haus verbringen. Baptiste reißt verschiedene Themen immer wieder mal an, ich versuche dem ganzen zu folgen, aber eigentlich fokussiere ich mich ein wenig zu sehr auf Chris. Als er das auch mitbekommt, spielt er einfach mit. Schaut meinen Bruder an, lächelt, wenn es richtig ist und lacht verhalten. Das alles wirkt überhaupt nicht ehrlich und ist vollkommen untypisch für ihn, kennt man ihn ein wenig besser, aber mein Bruder merkt es nicht. Und bevor eben dieser vorschlagen könnte, dass wir noch irgendwas entspanntes jetzt machen, merkt Chris an, dass er dringend los müsste. Sein Auto holen und dann nach Herford, morgen würde er gerne früh auf Arbeit sein. Was ein schlechter Lügner er ist.
Trotz allem hat sich Chris für den Augenblick anständig von meinem Bruder verabschiedet, sich fürs Essen bedankt und ist vorgegangen in den Flur. Mit einer Handbewegung zeige ich meinem Bruder, dass ich ihn noch zur Tür bringe und daraufhin nickt er nur noch. Als ich zu Chris in den Flur komme, zieht er sich gerade die Schuhe an und ich schließe vorsichtig die Tür zum Wohnzimmer, damit Baptiste uns nicht hören würde. Erst jetzt schaut Chris auf.
Chris: Tut mir leid..."
Nachdem die letzte Schleife gebunden ist, steht er wieder auf, streicht sich einmal die paar Krümel von der Hose und schaut etwas mitgenommen zu mir hin. Er möchte zu irgendeinen Satz ansetzen, bekommt aber kein Wort heraus, schweigt einzig. Daher lasse ich die Tür hinter mir, gehe die paar Schritte auf ihn zu und hebe meinen Kopf, damit ich ihm in die Augen sehen kann. Einen etwas längeren Moment mustert er mich, beißt sich einmal auf die Lippe, bevor er verlegen lacht.
Chris: Das war ein echt mieser erster Eindruck bei deinem Bruder."
Ich will darüber gar nicht lachen, aber als ich das Schmunzeln von Chris bemerke, lasse ich es doch raus, lasse meinen Kopf kurz hängen, bevor ich wieder zu ihm sehe.
Chris: Bei ihm wirkt das alles so einfach."
Juliette: Baptiste ist aber auch zu jeden gleich offen. Er arbeitet bei einer Versicherung. Wenn der Mann eines kann, dann ist es reden. Der quatscht dir alles an, was du dir vorstellen könntest und niemals brauchen wist."Nach dieser Zeit, wo Chris einfach nur versteift neben mir saß, höre ich das erste Mal an diesem Abend wieder sein typisches Lachen und er zeigt mir wieder sein freches Lächeln. Etwas entspannter kann ich danach durchatmen und als er anschließend auch seine Hände auf meine Schultern legt, mich nochmal sanft anlächelt, grinse ich verlegen.
Chris: Ich sollte los, July...ich muss morgen wirklich zur Halle."
Juliette: Auch wenn das ein wenig nach einer Ausrede klingt."
Ich habe ihn ertappt, das wusste er aber schon in den Moment, wo er das eben gerade im Wohnzimmer zu meinem Bruder gesagt hatte. Unsicher grinst er, schaut einen Moment zu Boden, bevor sich unsere Blick wieder treffen.
Chris: Erwischt...ich komme eine Abend wieder gerne vorbei. Vielleicht...wenn wir uns nicht zwangsmäßig nur unterhalten."
Juliette: Ich gebe Bescheid."
Die Hände, die eben noch auf meinen Schultern ruhten, legt Chris nun vorsichtig an meinem Kopf, hält diesen sanft fest und bringt mich dazu, dass ich die gesamte Zeit zu ihm rauf schauen muss. Ich glaube nicht, dass er noch was sagen kann oder will, sein Grinsen sagt etwas ähnliches aus und zuletzt gibt er mir noch einen sanften Kuss zu spüren, was vermutlich auch das ist, was er machen wollte.
Chris: Ich fahre los..."
Langsam lässt er mich wieder los und greift nach seiner Jacke, die neben ihm hängt.
Juliette: Fahr vorsichtig und melde dich, wenn du zu Hause angekommen bist."
Chris: Werde ich machen, July."Wie sonst auch schließe ich Chris noch die Haustür auf und lasse ihn rausgehen. Danach bleibe ich noch dort stehen, beobachte ihn, wie er meinen Weg zur Straße langgeht, wo er sich noch einmal umdreht, winkt und frech lächelt und sich dann endgültig verabschiedet und nach der nächsten Laterne in der Dunkelheit der Nacht verschwindet. Erst dann schließe ich die Tür, drehe den Schlüssel wieder um und verlasse den Flur, öffne auch diese Zwischentür wieder, um zu meinem Bruder zurückzugehen.
Während ich mich wieder aufs Sofa fallenlasse, einmal durchatme und danach wieder zu meinem Bruder schaue, hat er seinen Blick noch auf den Karton gerichtet, den er gerade wieder zuklappt, da er mit dem Essen fertig ist.
Baptiste: Er war sehr still."
Juliette: Du redest aber auch unfassbar viel, Baptiste. Du kannst einem gefühlt alles ans Bein quatschen, was dir in den Sinn kommt."
Darüber kann mein Bruder etwas lachen, schaut sich kurz im Zimmer um, bis ihn ein Bild auffällt, was zwischen den ganzen steht, die unsere Familie abbilden. Ich will was sagen, bekomme kein Wort hervor und dann ist Baptiste auch schon aufgestanden und ist nach wenigen Schritten bei dem Bild. Chris hatte das gemacht, als wir in den Niederlanden einen Abend unterwegs waren, an einen dieser Tulpenfelder vorbeigelaufen sind. Er hat mich im Arm gehalten, während ich ihn verlegen angelächelt habe. Ich liebe das Bild.
Baptiste: Ihr seht süß zusammen aus."
Ich will nicht wieder rot werden, aber mein Körper nimmt diese Bitte von mir nicht an. Immerhin schaut mein Bruder mich gerade nicht an, was es ein wenig besser macht.
Juliette: Er wollte wieder vorbeikommen, wenn wir nicht einzig zum Reden hier sind."
Baptiste: Das klingt gut und...ich werde mich dann zurückhalten, versprochen...
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Never Less Than a Lover
Fiksi Penggemar10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...