Kapitel 11

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Elliots Handy klingelte in seiner Hosentasche. Stirnrunzelnd las er die Nachricht und hielt Joshua dann das Gerät vor die Nase. „Das ging schneller als ich dachte“, sagte dieser und stand von seinem Stuhl auf. „Meinst du es könnte Ärger geben?“, fragte Elliot, während die beiden von der Küche ins Wohnzimmer gingen. Joshua zuckte mit den Schultern und blickte dann zu Alice, die verwirrt in der Küchentür stand. „Wir müssen etwas berufliches klären. Mach niemandem die Tür auf, wir sind so schnell wie möglich wieder da“, wies er sie kurz an. Sie sah zu Elliot, der beschwichtigend ihre Schulter drückte. „Bis später, ich bring ihn dir heile wieder“, grinste er deutete auf Joshua. „Mir wäre es lieb, wenn ihr beide heile zurück kommt von was auch immer“, flüsterte sie und sah den zweien  zu, wie sie das Haus verließen.

Elliot steuerte das Auto rückwärts aus der Garage und fuhr dann auf die Straße. „Hast du es ihr eigentlich gesagt?“, fragte er Joshua, der auf dem Beifahrersitz seine Waffe lud, „also wer wir sind?“ „Es kam noch nicht zur Sprache“, antwortete dieser knapp. „Sie sollte es von dir hören, bevor jemand anderes es ihr erzählen kann. Damit sie selbst entscheiden kann, ob sie zu unserer Welt gehören möchte oder nicht. Alles andere wäre unfair“, sagte Elliot, die Augen fest auf die Straße. „Ja, ich weiß“, seufzte Joshua und blickte nachdenklich aus dem Fenster“, aber lass uns erst mal das aktuelle Problem lösen.“ „Was das ‚Problem‘ wohl will?“, fragte Elliot, während er in einer Lücke im Parkhaus parkte. Die beiden stiegen aus und gingen zum Aufzug. „Ich habe da so eine Ahnung“, knirschte Joshua und schlug mit der Faust auf den Fahrstuhlknopf. 

Wenig später öffneten sich die Türen in der obersten Etage des Bürogebäudes. Die beiden Männer liefen eilig zum großen Hauptbüro, vorbei an zu dieser Tageszeit überwiegend leeren Arbeitsplätzen. „Du bleibst in der Nähe“, sagte Joshua an Elliot gewandt, „sollte es eskalieren, kennst du das Protokoll.“ Elliot nickte angespannt und positionierte sich dann neben der Glastür.
„Mister Reyes“, sagte Joshua kühl, nachdem er das Büro betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte,“ wie komme ich zu dieser Ehre?“ Alice‘ Vater war ein gepflegter, großer Mann, mit grauen Schläfen und wachen Augen, der einen teuren Designeranzug trug. „Mister Gray, schön Sie zu sehen“, erwiderte Thomas Reyes und trat auf ihn zu,“ es tut mir leid sie so kurzfristig zu belästigen, aber anscheinend gibt es ein Missverständnis, das aus der Welt geschafft werden sollte.“ „Ein Missverständnis?“, fragte Joshua, hob die Augenbraue und sah seinen Verdacht bestätigt. „Meine Tochter“, fing Thomas an und verschränkte die Arme,“ ich will, dass Sie sie an Weston James zurück geben. Es gibt ein Arrangement, das schon vor Ewigkeiten geschlossen wurde und ich würde es nur ungern absagen und meinen Vertragspartnern Unannehmlichkeiten bereiten.“ „Es geht Ihnen also nur um Ihre Vertragspartner?“, erwiderte Joshua und ballte die Fäuste,“ was Ihre Tochter will, ist Ihnen egal?“ Thomas lachte laut und grausam auf und sah seinem Gegenüber dann direkt in die Augen. „Was meine Tochter will? Meine Tochter wurde dazu geschaffen, meinem Willen zu folgen. Sie hat für mich sonst keinen Wert. Was sie will oder nicht, ist irrelevant.“ Joshua schluckte die brodelnde Wut hinunter die in ihm aufstieg und trat einen Schritt auf Alice‘ Vater zu, der nun mit dem Rücken an der Wand stand. „Sie ist kein Ding, dass Sie benutzen können wie Sie möchten. Sie ist ein Mensch und hat es nicht verdient, dass man sie so behandelt“, knurrte er,“ und ich werde sie niemals gehen lassen. „Denken Sie wirklich, dass ich zulasse dass meine Tochter zu Ihrer Hure  wird, Gray? Dann sind Sie dümmer als ich dachte“, spuckte Thomas. „Ich bin lieber dumm, als ein Arschloch das seine Tochter verkauft wie ein Stück Vieh. Verschwinden Sie Reyes, bevor ich Ihnen die Fresse poliere,“ erwiderte Joshua und öffnete die Bürotür. Thomas straffte schnaubend seinen Anzug, drehte sich um und war schon fast durch die Tür, als Joshua ihn doch noch einmal aufhielt. „Sagen Sie mir nur eins“, fragte er, unsicher ob er die Antwort überhaupt hören wollte,“ lieben Sie ihre Tochter?“ Thomas Reyes blieb stehen. „Ich habe noch nie das geringste bisschen Liebe für Alice empfunden“, antwortete er kalt und verließ dann schnellen Schrittes das Büro.

Burn me - Verbrenne michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt