Ich wusste nicht wie lange ich hier einfach nur stand und zornig in den Himmel geblickt hatte. Minuten? Stunden? Die Sonne verabschiedete sich und die Gegend um mich herum wurde plötzlich von kleinen hohen Lichtern erleuchtet. Midgard. Ich war alleine auf einem fremden Planeten. Ich schluckte schwer. Die Menschen die ab und an, an mir vorbei liefen, wurden zunehmend...unheimlicher? Es war schwer dieses Gefühl zu beschreiben, diese Art von Unbehagen und Angst. Auf Asgard fühlte man sich grundsätzlich sicher, auch in der Nacht. Zumindest in Palast Nähe. Woanders hatte ich mich kaum noch aufgehalten, seit ich von Zuhause fort gegangen war.
Ich beschloss wieder zurück in Richtung der Stadt zu gehen. An einer Weggabelung blieb ich stehen. Ich hatte auf dem Weg hier her absolut nicht auf meine Umgebung geachtet. Ich bin Loki einfach nur gefolgt und war in Gedanken versunken. Ich schaute mich um und sah in weiter Ferne links von mir mehrere Lichter und hörte verschiedene gedämpfte Geräusche. Das musste die Stadt sein. Also entschied ich mich für den linken Weg.
Die dichten Bäume um mich herum raschelten im Wind. Ich erschauderte. Was würde ich doch jetzt für einen warmen Mantel tun? Ein ungutes Gefühl machte sich plötzlich in mir breit und ich warf vorsichtig einen Blick hinter mich. Niemand zu sehen. Hastig lief ich weiter und hatte das Gefühl mich selbst immer mehr in einen Wald zu treiben, als zur Stadt zurück. Die Bäume wurden dichter, die Dunkelheit stärker. Ich war so ein Trottel, wieso hatte ich mich nicht einfach an die Lichter am Wegesrand gehalten?
"Suchst du etwas bestimmtes?"
Erschrocken fuhr ich herum. "Loki?", fragte ich reflexartig und hoffte so sehr er würde es sein. Jedoch passte die Stimme absolut nicht und ich erstarrte augenblicklich. In der Dunkelheit stand jemand. Meine Brust schnürte sich zusammen.
"Was?", fragte der Mann und kam mir langsam näher. Ich fand meine Stimme nicht mehr und starrte nur auf den dunklen Fleck, der immer näher kam.
"Ich kann dir helfen, du siehst....verloren aus", murmelte der Mann und ich hörte sein Grinsen in der Stimme. Ich musste etwas tun, ich kam aus Asgard. Ich war stärker als ein gewöhnlicher Mensch. Verflucht noch eins, ich besaß magische Kräfte. Aber ich rührte mich nicht, meine Angst lähmte mich. "D-danke, ich brauche keine Hilfe", stammelte ich mit zittriger Stimme. Der Mann blieb eine Armeslänge vor mir stehen und ich konnte seine Gesichtszüge im schwachen Mondlicht erkennen. Dunkle Schatten lagen unter seinen furchterregend funkelnden Augen. Und ein unheimlich breites Grinsen zierte seinen Mund. Er war groß und breitschultrig. "Bist du sicher?", schnurrte er und selbst meine Gänsehaut schien zu erstarren bei seiner Stimmlage. Magie. Magie. Ich brauchte meine Magie. Ich suchte sie in mir, doch da war nichts. Kein Funken. Der Mann streckte eine Hand nach mir aus und überbrückte den letzten Schritt zwischen uns. Sein Arm landete um meine Taille. Ich war wie paralysiert. Und dieser Geruch. Er stank nach Alkohol und irgendetwas süßlichem.
"Lass mich los", krächzte ich.
Plötzlich spürte ich meine Muskeln wieder und ich stieß ihn von mir weg. Er taumelte rückwärts, konnte sich aber noch aufrecht halten.
"Das war ein Fehler", knurrte er.
Er stürzte sich auf mich, warf mich zu Boden. Ein erstickter Schrei entwich mir, während er mich an meinen Armen auf dem Boden fixierte.
"Nein! Nein!", heulte und flehte ich.
Er lachte nur und presste seinen Schoß enger an meinen. Er wollte gerade Hand an meine Brüste legen, da traf ihn ein grüner Lichtstrahl und schleuderte ihn von mir fort. Keuchend setzte ich mich auf und sah ihn. Ich konnte sein Gesicht zwar kaum erkennen, aber seine Augen glühten. Ich glaubte ihn noch nie so wütend gesehen zu haben. Er lief geradewegs auf den Mann zu, packte ihn an seinem Shirt und knallte ihm seine Faust ins Gesicht.
Wenn ich nicht schon vorher überrascht gewesen wäre, dann spätestens jetzt. Ich hatte Loki noch nie mit den Fäusten kämpfen gesehen. Meistens immer nur mit Magie und Tricks, hier und da mal ein Dolch. Aber diese rohe Gewalt...
Wahrscheinlich etwas zu fasziniert beobachtete ich ihn dabei, wie er ihn zu Brei schlug. Er fluchte unentwegt. Er hatte komplett die Kontrolle verloren.
"Loki!", rief ich. Ich konnte mich wieder nicht bewegen. Ich wusste nicht wie oft ich nach ihm rief, ehe er mich bemerkte.
Er sah über seine Schulter zu mir und ließ den vermutlich toten Mann fallen. Es störte mich nicht im geringsten, das er seinem Leben ein Ende gesetzt hatte. Sollte ich mich deswegen schlecht fühlen? Ich tat es nicht. Er eilte zu mir und kniete sich vor mir nieder.
"Was sollte das? Was hast du dir dabei gedacht? Und wieso hast du dich nicht gewehrt?", brüllte er vor Zorn. Er packte mich mit seinen blutverschmierten Händen an meinen Schultern und schüttelte mich kurz.
"Ich-Ich...", stammelte ich. Mein Blick sank nach unten, ich schämte mich.
"Was ich? Hasst du mich so sehr, dass du es schaffst mich MICH Anzugreifen? Aber dem Kerl wolltest du kein Haar krümmen?", presste er wutentbrannt hervor. Was redete er da bloß für einen Unsinn? Ich zwang mich ihn anzusehen. Das Mondlicht erhellte leicht sein vor Zorn verzerrtes Gesicht. "Ich hasse dich nicht", flüsterte ich viel zu leise.
"Was?", fragte er verwirrt. "I-ich...", begann ich, "Du zitterst ja!", unterbrach mich Loki und seine Stimme wurde plötzlich sanft.
"E-s tut mir leid, ich hätte mich wehren sollen...ich hatte einfach Angst...ich...", erklärte ich, aber im nächsten Moment, zog mich Loki an seine Brust und drückte mich fest an sich. Ich war so überrumpelt, dass sich mein Körper im ersten Moment versteifte. Aber im nächsten Moment, fing ich an hemmungslos zu weinen. Nicht nur wegen dem was vorhin passiert war. Nein, wegen allem. Wegen der Lüge meiner Eltern, wegen den Streitereien mit Loki, wegen mir und meiner Dummheit. Ich krallte meine Hände in seinen Rücken, ich wollte das er mich nie wieder los lässt.
"Es tut mir leid", murmelte Loki etwas entrüstet. Sein Kopf lehnte auf meiner Schulter. "Ich hätte nicht gehen dürfen, ich war nur so wütend...nicht auf dich. Es tut mir leid", wiederholte er. Er streichelte dabei sanft meinen Hinterkopf. Ich beruhigte mich allmählich und genoss seine sanften Berührungen.
"Danke", schniefte ich. Mein Gesicht lag immernoch an seiner Brust.
"Bedanke dich nicht, Y/N."
"Doch, Loki. Danke."
Keiner von uns sprach mehr, wir saßen einfach nur da und umarmten uns. Ein Rascheln ließ mich zusammenzucken. Ein kleines Tierchen, was ich nicht identifizieren konnte, flitzte an uns vorbei.
"Du bist aber schreckhaft", sagte Loki amüsiert und ich lachte. "Das ist doch wohl verständlich!", beschwerte ich mich kichernd und löste mich von seiner Brust. Ich sah zu ihm hoch und verfluchte die Dunkelheit. Ich wollte ihn sehen.
"Wir sollten gehen," sagte er und ohne Vorwarnung, stellte er sich auf und hob mich dabei in seine Arme. Ein überraschtes "Oh" entfuhr mir und ich klammerte mich an seinen Hals. Er schmunzelte und plötzlich überkam mich eine schwere Müdigkeit. "Heimdal!", war alles was ich noch mitbekam, bevor ich tief in seinen Armen einschlief.
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Magical Love (Loki FF)
Fiksi PenggemarIn dieser Geschichte bist du eine Bedienstete von Asgard, doch du strebst ein bestimmtes Ziel an, du willst Magie erlernen, wie deine Vorfahren es taten. Doch was wenn Gefühle für einen bestimmten Prinzen deinem Traum im Wege stehen könnten? Ich ho...