Kapitel 1

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• Legolas •

Legolas stand auf einem Felsen, seine wachsamen Augen glitten durch die schwarze Dunkelheit, suchten nach Feinden und Spionen, die sich nachts durch Mittelerde schlichen, auf der Suche nach hilflosen Gegnern, die sie im Schlaf ermorden konnten. Seine Hand lag an seinem Bogen, bereit zu schießen, sobald er einen Feind erspähte, doch seine Gedanken lagen woanders.

Wie so oft in den letzten Monaten dachte er an die Zeit von vor drei Jahren zurück. An die Zeit, bevor er mit den anderen zur Zerstörung des Ringes aufgebrochen war. An die Zeit, die er mit Aragorn verbracht hatte. Sie hatten Orks gejagt, versucht, die Spinnen aus dem Düsterwald zu vertreiben und (erfolglos) versucht, andere Dunedain aufzufinden.

In der Dunkelheit konnte Legolas vier Gestalten ausmachen. Die große, dürre Gestalt lief ganz vorne und schien zu humpeln. Sie drehte sich ab und zu um, vermutlich, um ihre Verfolger auszumachen. Die drei anderen Gestalten waren zweifelsohne Orks, denn sie waren deutlich lauter und bewegten sich schwerfälliger. Außerdem riefen sie Worte in einer unverständlichen Sprache, die Legolas nur allzu gut kannte. "Tötet ihn."

Dies schien sein Stichwort gewesen zu sein, denn Legolas zielte auf den ersten der Orks und schoss. Der Getroffene lief noch einige Meter, bevor er tot zu Bogen sackte. In dieser Zeit hatte Legolas bereits erneut seinen Bogen gespannt und zielte auf den zweiten Ork, der der Gestalt nun verdammt nah war. Der Pfeil traf den Ork im Arm, doch er ging nicht zu Boden. Die Zeit, die Legolas benötigte, um einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher zu ziehen, brauchte der Ork, um die Gestalt einzuholen. Beide fielen zu Boden und Legolas schoss in den Hals des Orks, der augenblicklich auf die Person fiel. Der dritte Ork starb nicht durch einen Pfeil von Legolas, sondern durch einen von Faramir, der neben Legolas aufgetaucht war und nun mit zusammengekniffenen Augen die Dunkelheit beäugte.

"Das scheinen die einzigen gewesen zu sein", murmelte Faramir und kletterte mit Legolas zusammen den Fels hinab. Legolas landete leichtfüßig auf seinen Beinen und huschte sofort auf die Gestalt zu, die unter dem Ork eingeklemmt war und nicht alleine herauszukommen schien. Mit Faramir zusammen rollte Legolas den Ork von der Gestalt hinab und erstarrte.

Bei der Gestalt handelte es sich zweifelsohne um einen Elben aus dem Waldlandreich. Legolas würde die Gewänder zu jeder Zeit an jedem Ort wieder erkennen. Eifrig drehte Legolas den Elben auf seinen Rücken um, und schnappte erschrocken nach Luft. Er stolperte einige Schritte zurück und lehnte sich gegen einen Baum.

Vor ihm lag Thranduil, sein Vater. Der König des Waldlandreichs. Sein Gesicht war bleich, seine Augen geschlossen, und eine tiefe Wunde zog sich über seine Brust.

Faramir kniete sich neben Thranduil und begann sofort, die Wunde zu untersuchen. "Er lebt, aber er braucht sofortige Hilfe," sagte Faramir mit ernster Stimme. Legolas stand wie versteinert da, die Realität der Situation hatte ihn immer noch nicht erreicht. Die letzten zwei Jahre hatten ihn hart gemacht, aber nichts hatte ihn auf diesen Moment vorbereitet. Er fühlte, wie seine Beine nachgaben und er rutschte an dem Baum hinab, Tränen in seinen Augen.

"Legolas, wir müssen ihn in die Zuflucht bringen," drängte Faramir. Legolas riss sich zusammen, seine Augen fest auf seinen Vater gerichtet. "Ja, du hast recht," sagte er mit bebender Stimme. Gemeinsam hoben sie Thranduil vorsichtig hoch und trugen ihn zu ihren Pferden.

Sie setzten ihn auf Legolas' Pferd ab und Legolas setzte sich hinter ihn, legte seine zitternden Arme um den Oberkörper seines Vater und ergriff die Zügel. Eron schien den Ernst der Situation zu verstehen und pirschte los, gefolgt von Faramir, der darauf achtete, dass ihnen keine Orks folgten.

Die Zuflucht lag tief in einer Höhle, weit unter der Erde. Die Pferde wurden in einem Vorraum abgestellt, während Faramir gemeinsam mit einem anderen Menschen Thranduil in die Tiefe der Höhle trugen. Legolas wurde von einem leicht hinkenden Gimli empfangen, der einen Arm um Legolas legte. "Legolas, mein Freund," sagte er mit tiefer Stimme, "du siehst aus, als hättest du selbst einen Heiltrank nötig." Legolas nickte schwach, seine Augen immer noch auf den Eingang der Höhle gerichtet, wo Thranduil gerade verschwunden war. "Gimli, mein Vater," flüsterte er, seine Stimme brüchig vor Sorge und Erschöpfung. Gimli drückte seinen Freund fester an sich. "Wir werden alles tun, was wir können. Komm, setz dich. Du musst dich ausruhen, bevor du zusammenbrichst."

Legolas ließ sich widerstandslos zu einem nahen Felsblock führen und setzte sich schwer darauf. Die kalten, feuchten Wände der Höhle boten wenig Trost, aber es war ein sicherer Ort, weit entfernt von den Schrecken der Oberwelt.

Während Legolas dort saß, drangen die leisen Gespräche der anderen Überlebenden an seine Ohren. Sie waren nur eine Handvoll aus den verschiedenen Völkern Mittelerdes, verstreut und gezeichnet von den Kämpfen, aber sie hielten zusammen, eine Gemeinschaft, die trotz allem noch ein wenig Hoffnung hegte.

Gimli setzte sich neben Legolas und reichte ihm einen Becher mit klarem Wasser. "Trink, mein Freund. Du brauchst deine Kräfte." Legolas nahm den Becher und trank langsam, das kalte Wasser schien seine Sinne etwas zu klären. "Gimli," begann er zögernd, "ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn mein Vater stirbt..." "Er wird nicht sterben," unterbrach Gimli entschlossen. "Nicht solange Elrond hier ist und wir alle zusammenhalten. Wir haben schon so viele Verluste erlitten, aber wir werden nicht aufgeben, niemals."

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A/N: Es kann sein, dass nur zweimal oder dreimal in der Woche ein Kapitel kommt. Ich habe zwar Sommerferien, aber momentan mache ich nichts anderes als an meinen Stories für Wattpad und ao3 weiter zu arbeiten. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 17 ⏰

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»𝐃𝐢𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐬 𝐔𝐧𝐭𝐞𝐫𝐠𝐚𝐧𝐠𝐬« ᵃʳᵃˡᵃˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt