Never Less Than a Lover

Kapitel 36

POV Chris

Mein Bruder lässt wieder einen der Ordner auf den Boden fallen und ich stütze meinen Kopf in meine eine Hand, weil ich ihn dabei nur beobachten kann. Lachend schüttle ich den Kopf, während er wieder einen in die Hand nimmt und durch die ersten paar Seiten blättert. »Nein Chris, das muss ich nicht digitalisieren, das finde ich auch so immer wieder«, ist gut Bruder, ich sehe es ja.

Während dieser Zeit schaue ich einmal durch die Daten in der Cloud, die ich mit den Meistern vor Jahren angelegt habe und wenn ich meinen Bruder da suchen und verzweifeln sehe, merke ich mal wieder, dass das auch die richtige Entscheidung gewesen ist. Irgendwann holt er einen Ordner raus und zeigt mir, dass das wohl auch der richtige ist, allerdings muss er noch das richtige Dokument finden.
Andreas: Wie waren die letzten Tage mit deiner Freundin?"
Chris: Ich habe jetzt ihren Bruder kennengelernt. Er ist heute morgen wieder los nach Lyon und es war ganz gut."
Andreas: Und was ist mit ihren Eltern?"
Stillschweigend schaue ich zu meinem Bruder auf und dass ich auch so plötzlich aufhöre zu reden, bringt auch ihn dazu, einen Moment seinen Blick von den Plänen zu heben und zu mir rüber zusehen. Ich bekomme allerdings kein Wort hervor, er merkt, dass das das falsche Thema ist und haspelt ein paar Worte vor sich hin.
Andreas: Weihnachte seid ihr bei uns mit dabei, oder?"
Chris: Auf jeden Fall. Wir treffen uns nächste Woche doch sowieso nochmal bei Mama, da werden wir auch nochmal drüber reden."
Andreas: Stimmt auch wieder. Ich glaube, dass Mama sich auch freut, dass sie deine Freundin endlich mal kennenlernen kann."
Chris: Sie freut sich und ich bin nervös."
Ich weiß, dass Mama Juliette mögen wird, da zweifle ich gar nicht dran, aber trotzdem ist das eine neue Situation, die mich nervös macht.

Genervt klappt Andreas nun auch diesen Ordner zu und sagt mir somit nonverbal, dass es doch der falsche gewesen ist. Ich will darüber gar nicht lachen, aber kann mich nicht zurückhalten und lasse mich kurz in den Stuhl fallen, während er wieder zu sich ans Regal geht. Sein leises Gefluche und mein Lachen verstummt dann, als vorsichtig an die Tür geklopft wird, die kurz darauf von Kyra geöffnet wird.
Kyra: Entschuldigt die Störung..."
Andreas: Wir wollten gerade ein paar Pläne durchgehen...wenn ich sie finde...ist es dringend oder geht es auch später?"
Kyra: Es geht gar nicht um mich..."
Für einen Moment lässt mein Bruder seine Sachen in Ruhe und ich setze mich ordentlich in den Stuhl. Als wir beide aufmerksam zu Kyra schauen, wird sie etwas kleinlaut, aber gibt sich den Ruck, um weiter zu reden.
Kyra: Levi und Juliette unten sind...seltsam? Also ich habe einfach kein gutes Gefühl, die Stimmung zwischen den beiden wirkte echt aufgeheizt und es wirkte so, als sollte ich gehen. Aber ich mache mir Sorgen und bin daher hier..."
Andreas und ich schauen uns an, da wir sowas noch nie in der Crew hatten. Probleme werden normal untereinander geregelt. Aber sie eskalieren auch nie derartig.
Chris: Ich schaue mal runter."

Als ich von meinem Platz aufstehe, schaut Kyra auch gleich zu mir hin. Etwas kleinlaut steht sie in der Tür, ich versuche nett zu wirken, immerhin hat sie hier alles richtig gemacht, aber mich macht das, was unten abgehen soll, etwas nervös und genervt. Kyra sage ich einzig, dass sie nicht mitkommen soll und muss und daher geht sie in den Pausenraum. Vermutlich würde sie sowieso so eine Situation lieber meiden.

Ich muss nicht mal bis in die Halle laufen, gehe den letzten Flur noch runter, aber kann sowohl Levi als auch meine Freundin bereits hören, sodass sich meine Schritte etwas beschleunigen, damit ich zu denen komme.
Levi: Du bist wirklich das aller letzte!"
Juliette: Was soll ich dir denn angetan haben!? Sag es mir doch einmal!"
Levi: Du willst du Wahrheit hören!? Na schön! Es ist einfach-"
Und dann komme ich um die Ecke, sehe Levi, die ihren Blick zu mir richtet und Juliette, die sich erstmal umdrehen muss, um mich wahrnehmen zu können. Entsetzt schaue ich beide an, aber jetzt gerade ist es totenstill zwischen denen.
Chris: Was ist bitte los mit euch?"
Levi: Rein gar nichts."
Juliette: Wen willst du hier verarschen, Levi!?"
Das Temperament einer Latina und die sture Art von Levi. Tolle Kombi! Als ich ein paar Schritte näher auf sie zugehe, wirft mir Levi einen solch tödlichen Blick zu, dass ich gleich wieder stehenbleibe, mich gar nicht traue, näher zu ihnen zu gehen.
Levi: Geh einfach zu deinem Freund und lass mich in Ruhe, Juliette."
Bis eben hatte Juliette scheinbar noch ihre Tasche in der Hand, die Levi nun wieder fordert. Dabei braucht es einen Moment, bis Juliette ihr die widerwillig übergibt, sodass Levi im nächsten Augenblick ihren Platz und auch die Halle verlassen kann.

Mein Blick hängt die ganze Zeit an Juliette fest, die jeden Schritt von Levi beobachtet, bis sie endlich weg ist. Erst dann traue ich mich, dass ich zu Juliette vorgehe. Die ganze Zeit wendet sie ihren Blick nicht vom Tor weg, bis ich hinter ihr zum Stehen komme und meine Hände an ihre Arme lege.
Chris: Hey..."
Juliette: Fass mich nicht an!"
Sofort dreht sie sich um und bringt mich durch die Reaktion dazu, dass ich ein paar wenige Schritte nach hinten ausweiche, von ihr Abstand nehme.
Chris: Was ist los, July?"
Juliette: Wärst du gerade nicht um die Ecke gekommen, dann hätte sie mir endlich die Wahrheit gesagt! Warum bist du überhaupt hier!?"
Chris: Weil Kyra sich Sorgen gemacht hat."
Genervt atmet sie aus und verschränkt die Arme anschließend vor ihrer Brust, wendet sich wieder leicht von mir ab, beißt sich auf die Lippe.
Chris: July..."
Juliette: Du sollst mich in Ruhe lassen!"
Ich will was sagen, will sie anfassen, will sie beruhigen, aber Juliette zeigt mir mit ihrer gesamten Haltung, dass ich nicht hier sein soll.
Chris: Okay! Dann mach deinen Scheiß allein! Ich will dir einfach nur helfen!"
Juliette: Ich brauche keine Hilfe!"
Doch, aber das willst du nicht sehen oder hören...

Eigentlich würde ich lieber bei ihr bleiben, aber da ich sie gut genug kenne und weiß, dass das nichts bringen wird, verlasse ich sie, lasse Juliette allen zurück und gehe den Weg wieder zurück zu den Büros und wieder rauf zu meinem Bruder, der mich gespannt anschaut, als ich mit einer gestressten Stimmung in meinen Stuhl falle.
Andreas: Und?"
Chris: Die beiden haben sich über sonst was gestritten, Levi ist jetzt abgehauen und wir beide haben uns auch gestritten. Super Tag einfach...