Julia | Damals

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Julia stand am Abend hinter der Bar und beobachtete das Geschehen. Sie war noch nicht lange im Hotel tätig. Ihre Ausbildung schloss sie als Verkäuferin ab, entschied sich aber quer einzusteigen da sie keine Lust mehr hatte als Verkäuferin im Supermarkt zu arbeiten. Nach den drei Monaten war sie schon super eingearbeitet ins Team und auf die Aufgaben die anstanden. Heute durfte sie ihre Lieblings Aufgabe ausführen: Hinter der Bar arbeiten.

Im Moment war das Hotel sehr ruhig, da es durch die anstehende EM geschlossen ist für die Nationalmannschaft als Trainingslager. Das bedeutet das sie weniger zutun hatte aber dafür jede einzelne Aufgabe mehr als perfekt zu erledigen sei, da die Profifußballer sich wohl fühlen sollten.

Julia schnitt frische Limetten und Orangen zurecht als sich jemand an die Bar setzte. Sie schaute auf und sah den jungen Mann, bei dem sie Vormittags aus dem Zimmer flüchtete. Er sah sie gespannt an und sie senkte ihren Blick beschämt. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?« murmelte sie. »Ja, ich hätte gerne einen Longdrink.« antwortete er und nahm sein Handy heraus und tippte darauf herum. »Wir bieten Longdrinks erst ab 20Uhr an, es ist zu zeitig dafür.« entgegnete sie und tippte auf das Schild hinter sich. »Hören Sie, das war keine Frage sondern eine Aufforderung. Ich möchte ein Longdrink, so stark wie möglich. Mir ist egal was die Regeln hier sind, sie werden ja nicht umsonst nur uns hier haben.« er funkelte sie böse an.

Julia nickte und nahm die Karte heraus und legte diese vor ihn. Er steckte sein Handy fort und studierte die Karte. »Eine Whisky Cola mit viel Eis, pressen Sie etwas Limette rein.« er stellte die Karte zur Seite und beobachtete Julia beim mixen des Longdrinks.

»Habe ich Sie erst erschrocken?« fragte er nach einer Weile. »Nein, es tut mir leid das ich Sie gestört habe. Es war nicht meine Absicht Sie zu belästigen.« Sie sah ihn nun das erste mal an diesen Abend an. Er trug ein dunkles Poloshirt und einen kleinen Bart. Er hatte braun-grüne Augen und ein markantes Gesicht. Julia musterte ihn wahrscheinlich etwas zu lange denn er grinste etwas und legte seinen Kopf etwas schief. Ihr kroch die röte in die Wangen und sah weg.

Julia stellte das Glas vor ihm ab und nahm eine kleine Schüssel mit Nüssen, diese legte Sie ebenfalls vor ihm ab und er formte ein Danke mit den Lippen. »Machen Sie denn nichts mit ihren Teamkollegen?« erkundigte sie sich um die peinliche Stille zu beenden. »Nein, ich sehe alle die nächsten zwei Wochen ständig. Ich bin froh mal etwas ruhe zu haben, wenn ich Gesellschaft möchte geselle ich mich wieder zu den anderen.« Er sah von seinem Handy auf. »Was machen Sie privat wenn sie nicht hier sind?« er sah sie neugierig an. »Ich bin viel mit meiner Familie unterwegs und sonst verbringe ich viel Zeit im Tierheim ehrenamtlich.« Julia antwortete und es folgte ein nicken von ihm.

»Ich habe noch nie so eine gute Whisky Cola gehabt, danke nochmal.« er schenkte ihr ein lächeln, was sie erwiderte. »Könnten Sie mir noch einen machen? Und wenn Sie einen möchten, geht der auf mich. Nehmen Sie sich ruhig auch etwas.« er machte eine Handbewegung Richtung dem Regal mit den ganzen Flaschen. »Ich darf nichts trinken, aber Danke. Die Whisky Cola kommt sofort.« 

Sie stellte ihm ein zweites Glas hin und sah ihn an. »Sind Sie eigentlich neu in der Mannschaft? Ich kenne die Nationalmannschaft gar nicht mit Ihnen.« Er sah sie überrascht an. »Schon seit 2020 bin ich in der Nationalmannschaft. Aber zur letzten WM hatte ich einen Kreuzbandriss und konnte nicht teilnehmen, da ich in der Genesung war.« antwortete er und trank das zweite Glas aus.

»Bekomme ich noch eins?« er stellte das leere Glas zur Seite. »Ich weiß nicht, Sie sollten sich nicht betrinken. Das ist doch fürs Training nicht gut und für ihre Gesundheit.« Julia nahm das Glas und machte es sauber. »Ich kenne meine Grenzen, danke dafür. Aber ich brauch das, damit fahre ich runter.« er legte ihr einen Schein hin. »Nimm das als Trinkgeld und bediene mich so wie ich es möchte.«

Julia rümpfte die Nase, sie mochte es nicht wenn reiche Menschen so herablassend sind und denken das sie mit Geld alles machen können. Widerwillig nahm sie das Geld und mixte ihm ein neues Getränk.

Sie verstand seine Art nicht, erst spricht er normal mit ihr und dann so herablassend. Seine Arrogante Art würde sie am liebsten aus ihm herausschlagen. Aber so waren wahrscheinlich alle von ihnen, schließlich sind sie etwas besseres als alle Anderen.

𝐋𝐨𝐯𝐞 𝐅𝐢𝐧𝐝𝐬 𝐈𝐭𝐬 𝐖𝐚𝐲 [Florian Wirtz] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt