POV Juliette
Am liebsten würde ich mein Handy gegen die nächstgelegene Wand werfen, als es mich mitten in der Nacht mit diesem nervigen Klavier-Geplänkel wecken muss. Dafür ist es mir allerdings doch zu viel wert, sodass ich schlicht meine Decke genervt über meinen Kopf ziehe und die Augen zusammen kneife, in der Hoffnung, dass ich es dadurch überhören und einfach wieder einschlafen könnte.
Nachdem mein Kopf sich halbwegs einschalten konnte, ein paar wenige Gehirnzellen wach werden konnten, fällt mir wieder ein, dass es im Normalfall keinen Ton von sich geben würde, da ich die Benachrichtigungen stumm geschaltet habe. Einzig eine einzige Person kann mich im »Schlafen« Modus anrufen, sodass ich es auch hören würde. Und als mir das auch bewusst wird, nehme ich die Decke von mir runter, greife nach meinem Handy, wische mir mit der freien Hand ein paar Mal über die Augen und nehme im Halbschlaf den Anruf dann auch an.
Juliette: Chrissy...was ist los..."
Ich kann kaum meine Augen offen halten und als ich nichts höre, denke ich zuerst, dass ich es aufgrund meines halbwachen Zustandes nicht wahrnehmen. Aber irgendwann wird mir bewusst, dass ich nichts höre, weil er nicht redet. Das ist auch der Moment, wo ich das erste Mal das Handy von meinem Ohr wegnehmen, auf die Uhr schaue – nach drei am Morgen – und es danach wieder zurücknehme.
Juliette: Chrissy...bitte..."
Nach und nach kommt meine Stimme auch wieder, ich klinge nicht mehr vollkommen verschlafen, auch wenn ich mich am liebsten wieder zurücklegen würde. Aber gerade ist mir das Wohlergehen von meinem Freund wichtiger als das. Daher will ich auch gerade aufstehen, mich auf den Weg machen, als er sich endlich räuspert.
Chris: Kann ich zu dir kommen, bitte..."Ich atme aus, weil es mich etwas beruhigt, dass ihm nichts passiert ist, dass er schlicht zu mir kommen will, was ich ihm sowieso immer angeboten habe. Er müsste da nicht mal fragen, dürfte es immer und jeder Zeit.
Juliette: Natürlich...bist du zu Hause?"
Da er danach nicht antwortet, weiß ich, dass er das nicht ist. Er ist noch immer in der Halle, die einfach nur die Straße rauf liegt. Wäre es nicht so spät, würde ich vielleicht etwas lachen können, weil das wieder so typisch ist, aber dafür fehlt mir gerade die Energie.
Juliette: Komm einfach her, Chrissy...ich warte auf dich..."
Chris: Ich werde mich beeilen."
Im Hintergrund höre ich, dass er ein paar Sachen zusammenräumt und vom einen zum anderen Ort geht, Türen öffnet und schließt, bevor er vermutlich Treppen runterläuft. Sein Büro, er muss die Alarmanlage noch scharfstellen. Ich hingegen stehe zumindest aus meinem Bett auf, schalte das Licht an.
Juliette: Pass bitte auf dich auf, wenn du herläufst."
Chris: Werde ich machen, July..."
Eigentlich erwarte ich, dass er dann auflegen würde, aber er macht das nicht. Scheinbar bewegt er sich aber auch nicht weiter in der Halle und ich habe Angst, dass er es sich in den Moment anders überlegt hat. Aber stattdessen überrascht er mich mit den Satz, den er fast niemals über die Lippen bringt.
Chris: Danke, ich liebe dich..."Gleich danach legt er auf, als würde er nicht wollen, dass ich irgendwas dazu sagen könnte und das ist der Moment, wo ich kurz schwach lachen kann. Das Handy lasse ich oben auf meinem Nachttisch liegen, verlasse kurz das Zimmer, knipse auf den Flur auch wieder das Licht an, damit ich sicher die Treppe runterkomme. Unten im Flur lasse ich das Licht aus, weil die Quelle von oben ausreichend ist. Während ich warte lehne ich an der Wand im Flur und muss mich bemühen, dass mir die Augen nicht gleich wieder zufallen und dass ich noch im Stehen einschlafe.
Durch das milchige Glas in der Tür sehe ich, dass nach wenigen Minuten durch den Bewegungsmelder das Licht vor meiner Haustür angeht. Daher hebe ich meinen Kopf und gehe zur Tür, schließe diese auf, bevor Chris überhaupt klingeln könnte. Scheinbar verwundert ihn dies genau, weil er, als die Tür offen ist, einen Augenblick noch in seiner Position verharrt und mich anschaut.
Juliette: Hey...komm rein..."
An seiner Mimik kann ich gleich ablesen, dass er sich schlecht fühlt, dass er mich wecken musste. Trotzdem kommt er rein ins Haus, lässt mich die Tür wieder schließen und steht dann vor mir in meinem Flur, schaut mich genauer an. Wie ich mit irgendeiner kurzen Hose und einem alten Shirt von ihm dort stehe und verschlafen zu ihm sehe.
Chris: Es tut mir leid..."
Juliette: Ich habe dir gesagt, dass ich immer für dich da bin und dass du dich immer melden kannst, Chrissy. Was ist los, warum bist du nicht zu Hause?"
Auch wenn ich nicht ganz geistig anwesend bin, ich gehe zu ihm und öffne ihn langsam den Reißverschluss der Jacke, damit ich ihm diese langsam ausziehen kann.
Chris: Ich wollte noch was fertig machen und bin irgendwann einfach vor meinem Rechner eingeschlafen. Von irgendeinen seltsamen Traum bin ich dann aufgewacht und habe gesehen, wie spät es ist. Aber ich habe meinen Kopf einfach nicht leise bekommen."
Juliette: War es wieder ein Albtraum?"Seine Jacke hänge ich zu meiner an die Garderobe und schaue dennoch die ganze Zeit in seine Richtung. Allerdings sehe ich, dass er gleich mit den Kopf schüttelt, sich den Schal abnimmt und auch zur Seite legt, bevor er sich die Schuhe beginnt abzutreten.
Chris: Er war einfach nur seltsam. Irgendwas mit meinem Arzt und meine Brille und dann war da meine Schwester...keine Ahnung, ich verstehe es selbst nicht."
Mit jeden dieser Details musste ich ein wenig mehr lachen und wende zuletzt meinen Blick von ihm ab, bis ich wieder durchatme und meinen Kopf zu ihm hebe. Sanft lächelnd steht er dort, wirkt genauso verschlafen und müde wie ich, sodass ich mit einer kurzen Bewegung auf die Treppe zeige.
Juliette: Wollen wir schlafen? Kannst du schlafen."
Ganz vorsichtig und zögernd greift Chris zuerst nach meinem Arm, streicht sanft darüber, bevor er meine Hand sachte halten kann. Eine Zeit schaue ich darauf hinab, bis ich meinen Blick wieder zu ihm richten kann.
Chris: Wenn du bei mir bist, ja..."
Ich habe mich hoffnungslos verliebt, aber du machst es einem auch nicht schwer. Da ich sowieso Chris' Hand halte, nehme ich ihn mit zur Treppe und gehe die ersten Stufen rauf. Erst dann lässt er mich los und läuft mir nach. Kurz verschwindet er nochmal im Bad, will wohl auf Toilette, sich die Zähne putzen, die Klamotten ablegen, bevor er wieder zu mir ins Schlafzimmer kommen kann.Wie erwartet steht er dann in seiner Shorts bekleidet wieder in der Tür, schließt diese hinter sich und schaltet auch das Licht aus, bevor er zu mir ins Bett kommt. Als er sich mit unter die Decke legt, spüre ich gleich seinen Arm wieder um mich, sodass ich auch wieder bei ihm bin, als die Decke wieder über uns beide liegt. Ich kuschle mich gleich wieder an ihn, lege meinen Kopf auf seine Schulter und habe das Gefühl, spüren zu können, dass sein gesamter Körper einmal runterfährt und entspannt. Wenn wir zusammen beieinander sind, sind wir beide ruhig, fahren runter, kommen zur Ruhe. Gemeinsam sind wir weniger einsam...
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Never Less Than a Lover
Fanfiction10: Du gibst mir wieder Mut 09: Du zeigst mir das Gefühl von Geborgenheit 08: Du bist der erste, der mich richtig verstehen kann... Alles, was Juliette und Christian miteinander verband, war ein endloser Deal und ein Geheimnis, was niemals ans Licht...