Narzissa's PoV

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In den nächsten Wochen sah ich immer mehr Schüler, die ihre linken, oder auch rechten Hände verdeckten. Immer die Hand, mit der sie nicht schrieben oder den Zauberstab führten, und ich begann mich zu fragen, was da vor sich ging.
Als ich an diesem Morgen die große Halle betreten wollte, warf ich einen Blick auf die vielen, absurden Regeln, die die Tür säumten und bereits den oberen Rahmen erreicht hatten.
„Ich glaube das schlimmste ist das da." ich zuckte leicht zusammen und sah Muriel neben mir stehen, die in den letzten Wochen ruhiger geworden war. Sie deutete auf den kleinen Kasten, der genau in der Mitte des Türrahmens angebracht worden war:

'Dolores Umbridge zur stellvertretenden Schulleiterin erklärt.'

„Da muss ich Ihnen recht geben, Ms Swan." ich sah wieder zu ihr und bemerkte, dass ihr Abzeichen fehlte: „Haben Sie Ihr Abzeichen vergessen?"
„Nein." sagte sie und deutete auf einen Kasten etwas weiter unten. Ich folgte ihrem Finger und las eine Regel, die ich vollkommen übersehen hatte:

'Die Vertrauensschüler sind dazu verpflichtet jeden Fehltritt der anderen Schüler sofort zu melden.
Andernfalls wird die dreifache Punktzahl abgezogen.'

„Das ist eine Sache, bei der wir acht uns einig waren. Wir haben ihr unsere Abzeichen nämlich nacheinander in ihr... na ja, sie nennt es wohl Büro, aber ich nenne es kakophonischer Anschlag auf alle wichtigen Sinne." ich konnte nicht anders und musste einfach lachen. Natürlich hatte ich ihr Büro auch schon gesehen, und das... war die beste Beschreibung, die es dafür gab.
„Ich wusste nicht, dass Sie lachen können, Mrs Malfoy." ich sah sie einen Moment an, und war nicht sicher, was ich sagen sollte, bevor sie schmunzelnd hinzu fügte: „Sollten Sie öfter machen." ich sah ihr nach, und begegnete im nächsten Moment Umbridge's Blick. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich diese Frau hasste.

„Mom?" ich drehte mich zu Draco, der mir in den letzten Wochen aus dem Weg gegangen war und nahm den Brief entgegen, den er mir reichte. Er war bleicher als sonst und ich entfaltete ihn und überflog ihn. Es stand genau das drin, was ich befürchtet hatte. Bellatrix lud ihn nach Hause ein, egal was ich sagen würde... sie versuchte ihn mit allem was er liebte zu locken und als ich wieder zu ihm sah, fragte er mich, ob ich sicher sei, dass wir hier sicher seien.
„Ja." sagte ich, obwohl ich mir selbst eigentlich gar nicht so sicher war. Aber ich musste es für ihn sein. Ich zerriss den Brief und verbrannte ihn ohne mit der Wimper zu zucken.

Natürlich hatte ich vor ein paar Jahren darüber nachgedacht, Bella wieder in mein Leben zu lassen, aber jetzt... nach diesem Brief und den Worten, die sie benutzt hatte, wollte ich sie definitiv nie wieder sehen. Sicher, für manche klang es sicher hart, wenn man die eigene Schwester nicht mehr in seinem Leben haben wollte, aber... ich hatte einfach eine ungefähre Ahnung was für ein Mensch aus Askaban entkommen war. Besonders nach diesem Brief.
Seufzend betrat ich die große Halle und ließ mir, wie immer, nichts anmerken...

Mit dem Sommer kam für mich die schlimmste Zeit... ich war Dumbledore unendlich dankbar, dass ich mit Draco bleiben durfte, aber was ich von der Außenwelt zu hören bekam, und hörte... war furchtbar. Von den Heulern meiner Schwester mal abgesehen. Ich wusste, dass ich meine Mauer nicht länger aufrecht erhalten konnte, und so lief ich schließlich mitten in der Nacht durch die Gänge, bis ich die Tür erreichte. Ich öffnete sie und sah, dass Muriel den Vorhang wieder über den Spiegel gelegt hatte, und so ließ ich ihn magisch vom Spiegel gleiten, trat näher und schloss die Augen für einen Moment. Ich fühlte, wie mein Herz schwerer wurde und sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Ich schluckte die aufkommenden Tränen hinunter, und öffnete die Augen schließlich und legte eine Hand an die glatte Oberfläche des Spiegels.
Sie sah mich direkt an, lächelte schwach aber warmherzig... ich wusste, dass ich dieses Lächeln niemals wieder sehen würde. Ich ließ den Moment der Schwäche zu und sank weinend zu Boden...

Die Heuler und Hassbriefe meiner Schwester hörten erst auf, als Dumbledore sie abfingen ließ und zerstörte, noch bevor sie mich oder Draco erreichen konnten, und so konnte ich mich im nächsten Jahr etwas besser auf meine Sechstklässler konzentrieren. Muriel war über die Sommerferien irgendwie... attraktiver geworden, und ich sollte mir selbst in den Hintern treten, dass ich solche Gedanken überhaupt in Erwägung zog. Aber ich konnte es nicht leugnen. Sie hatte eindeutig einen Wachstumsschub hinter sich, und schien mich immer zu beobachten, und das schlimmste war... einem Teil von mir gefiel es...

Natürlich bemerkte ich auch, dass Snape, Dumbledore und Harry öfter unter sich waren und ich wusste auch, dass Muriel weiterhin ihre nächtlichen Spaziergänge macht, und so... beschloss ich ihr eines Nachts zu folgen.
Ich erkannte sofort, dass das nicht meine Schülerin war, und als ich auf dem Astronomieturm neben ihr stehen blieb, hielt ich meinen Zauberstab fest, als würde mein Leben davon abhängen.
„Willst du wirklich deine eigene Schülerin angreifen?"
„Du bist nicht Muriel... zumindest nicht meine Schülerin." sie sah mich amüsiert an und fragte: „Woran hast du es erkannt?"
„Muriel würde mich nicht Duzen. Punkt eins."
„Das liegt mehr daran, dass ich niemanden Sieze, der..." sie musterte mich für einen Moment und auch als ich kurz in ihre Augen sah, war da nichts von meiner Schülerin zu sehen.
„262 Jahre jünger ist, als ich selbst." ich starrte sie einen Moment lang vollkommen fassungslos an, und sie feixte, bevor sie sagte: „Muriel hat in etwa genauso ausgesehen, als sie mich das erste Mal gesehen hat. Was ist Punkt zwei?"
„Du..." ich räusperte mich und legte einen Ellbogen auf das Geländer: „Ich kann deine Gedanken nicht hören und du läufst, als würdest du hinter jeder Ecke eine Gefahr vermuten. Nicht unbedingt ängstlich... nur... bedacht." sie nickte nachdenklich, bevor sie mich wieder ansah und mir alles erklärte und das, was sie mir erzählte... überstieg meine Vorstellungen bei weitem.
„Also warte... sie hat deinen Namen, deinen Zauberstab, ihr seid nicht verwandt, aber... sie trägt deine Seele?!"
„Richtig. Und wenn sie schläft, ist es leichter für mich und auch schonender für sie, ihren Körper zu bewegen."
„Was willst du von ihr?" sie schnaubte amüsiert, sagte mir, dass Muriel genauso reagierte und sagte schließlich: „Meine Freiheit. Das ist alles. Ich will nur, dass meine Seele endlich ihren Frieden findet, und ich habe Muriel's Körper benutzt, um etwas in den Büchern zu finden, dass mir helfen könnte, aber es gibt einfach nichts. Na ja... eine Sache gibt es, und die ist... riskant."

Heart and MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt