Kapitel 1

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„Beeilt euch!", gebe ich hektisch von mir und rase mit dem Patienten auf der Transportliege in den Operationssaal. Auf dem Weg mustere ich den jungen Mann. Seine Augenbraue ist aufgeplatzt und blutet stark. Aus seiner Nase tritt Blut. Sein Atem ist flach. Kratzer und Schrammen sind auch sichtbar. Die Frakturen an seinem Arm sind nicht zu übersehen. „Er hat einen Schädelbruch!", ruft Ronja. Das wird eine aufregende Operation! Die Sterilisation ist bereits erfolgt, daher kann ich nach dem CT im Operationssaal direkt loslegen. Zwei weitere Arztkollegen sind ebenfalls vor Ort und greifen sofort ein. Ich kümmere mich um den Schädelbruch und untersuche schleunig die Ohren des jungen Mannes. „Hirndruck bitte überwachen." Sofort wird getan was ich sage. Ich arbeite weiter möglichst ruhig an meinem Patienten und schenke ihm meine ganze Konzentration. „Ronja, Zange und Skalpell!" Ich öffne meine rechte Hand und warte auf die Instrumente, welche sofort in meiner Hand liegen. Scheisse! Innerlich fluche ich. Hirnwasser Aufstau! Ich lege sofort eine Hirnwasser-Außenableitung an und arbeite konzentriert weiter. Meine Hände arbeiten routiniert und mein Verstand ist auf das Leben vor mir fokussiert. Ich hoffe, dass sich seine Lage stabilisiert.

Nach über zwei Stunden laufe ich erschöpft aus dem Operationssaal und sehe schon die Familie des jungen Mannes. Eine Frau rennt auf mich zu und bleibt hektisch vor mir stehen. „Hat er überlebt?", kommt es neugierig und angsterfüllt von der jungen Dame. Die anderen drei Personen weinen ununterbrochen aber sehen auch zu mir. „Er hat überlebt." Alle atmen auf und freuen sich. „Dürfen wir ihn sehen?", fragt die Dame nun. „Er muss noch auf die Intensivstation. Seine Lage muss noch stabiler werden. Meine Kollegen werden Ihnen nähere Informationen zu seinem Gesundheitszustand geben.", antworte ich und lächele die junge Dame an. Aus Dankbarkeit umarmt sie mich und bedankt sich mehrere Male. Allein für diesen Moment liebe ich meinen Beruf.
Ich nehme die Kopfhaube ab und seufze im Aufenthaltsraum dann kurz auf. Was war das bitte wieder? Ich sehe auf die Uhr und merke, dass wir schon kurz nach zwei nachts haben. Was war das bitte für eine aufregende OP? Kurz hatte ich Angst, dass ich es nicht schaffe. Aber wieder einmal habe ich mich selbst übertroffen. Mit geschlossenen Augen setze ich mich auf den Stuhl und lehne meinen Hinterkopf an die Wand. Ich lasse das ganze Geschehnis Revue passieren. Cüneyt Yilmaz hatte einen schweren Autounfall und wurde bewusstlos eingeliefert. „Ich bin platt für heute!", kommt es nun auch erschöpft von Ronja. Ich habe nicht einmal bemerkt, dass sie auch hergekommen ist. Ich öffne meine Augen und lächele schwach. „Du warst wie immer Bombe!", himmelt sie mich nun an. Ronja war wirklich süß. Sie war irgendwie anders. Sie ist knackige zweiundzwanzig Jahre alt und macht ihren Beruf als Operationstechnische Angestellte wirklich sehr gut. Sie schaut etwas zu mir auf, was ich wirklich süß finde. „Danke Ronja, kann ich zurückgeben.", gebe ich nun müde von mir und gähne. Meine Hand halte ich dafür vor meinen Mund und reibe mir dann die Augen. Ronja lächelt freudig und schenkt sich Wasser ein. „Kurz hatte ich Angst, aber du hattest wirklich alles unter Kontrolle.", gesteht sie. Sie öffnet ihre blonden Haare und wuschelt einmal durch diese. Ihre blauen Augen funkeln regelrecht. Sie erzählt euphorisch weiter, weshalb ich ihr auch gebannt zuhöre.

Nach meiner Schicht ziehe ich mich um und steige in mein Auto. Was ein anstrengender Tag. Lange Zeit war es nicht so anstrengend wie heute. An meinem Auto angekommen steige ich in meinen Mini und düse davon. Ich will einfach nur heim. Angekommen steige ich müde aus und höre schon die Vögel zwitschern. Wie ich das hasse! Wenn ich schlafen möchte, muss es muxmäuschenstill sein! Genervt öffne ich die Tür meiner Wohnung und trete hinein. Sofort ziehe ich mir meinen bequemen Zweiteiler an und schlürfe ins Bad. Meine hellbraunen, brustlangen Haare kämme ich geschwind durch und putze meine Zähne. Die Jalousien lasse ich auch noch runter und endlich kann ich schlafen! Freudig springe ich auf mein Bett und falle auch schon in einen tiefen Schlaf.

Wie verrückt hämmert es an meiner Haustür. Geht's noch? Genervt stehe ich auf und sehe durch den Spion. Wer ist das? Ich öffne die Tür einen Spalt weit und sehe dem großen Mann hoch in die Augen. Meine kneife ich aber zu, weil es viel zu hell ist. Abwartend sehe ich zu ihm, doch es kommt nichts. „Wer sind Sie?", frage ich angesäuert, dennoch höflich. Der Herr sieht immer noch in meine zugekniffenen Augen und wartet. Auf was aber? Auf gutes Wetter? In seinem Anzug sieht er schon aus wie eine Statue, weil er sich nicht bewegt. Er hat dichtes, dunkelbraunes Haar und eine ernste Miene. Die Haare hat er nach hinten frisiert und seine Seiten sind gekürzt. Seine Augenfarbe ähnelt meiner, sie sind braun grün. Ein leichter Bart schmückt sein Gesicht. „Öztürk?" Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. „Ja?", frage ich verwirrt. Keine Sekunde später tretet er gegen meine Tür und zerrt mich an meinem Arm raus. „Bist du bescheuert?", brülle ich und versuche mich zu wehren. Meinen Arm kann ich aus seiner blöden Hand reissen und sehe ihn daraufhin wütend an. „Was soll das?", rufe ich. Als die benachbarte Türe droht aufzugehen, schiebt der Typ mich sofort in meine Wohnung und schließt die Tür. Er hält mir den Mund zu, drückt mich gegen die Wand und warnt mich. „Keinen Mucks!", flüstert er. Ich will gerade etwas ansetzen, aber er reagiert schneller. Er zieht eine Waffe hervor und hält diese an meinen Kopf. Die Angst in mir lodert. „Einen Mucks und ich schiesse!", droht er mir scharf. Stumm nicke ich und glaube ihm jedes Wort. Er wirkt nämlich furchtlos, angstlos. Seine Augen spucken Feuer. Wütend sieht er in meine Augen, welche im Gegenteil zu seinen pure Angst zeigen. „Asu? Ist alles gut?", ertönt die Stimme meiner Nachbarin durch die Tür. Erschrocken halte ich die Luft an und sehe mit noch größeren Augen auf zu dem Typen vor mir. Er hingegen sieht mich immer noch mit warnenden, feuerspuckenden Augen an. Kurz danach nehmen wir ein Klopfen an der Tür wahr. „Du wirst jetzt aufmachen und alles überspielen.", sagt er bedrohlich. „Wenn ich meine Hand runternehme, wirst du nicht schreien." Wieder nicke ich und atme vorsichtig ein. „Ansonsten fühle ich mich gezwungen dazu zu schiessen." Er durchbohrt mich mit seinem aggressiven Blick. Wie als würde er mir jeden Moment die Kehle aufschlitzen. Mir wird klar, dass ich in Lebensgefahr schwebe. Mein Herz rast wie verrückt. „Denk dir was aus.", flüstert er zu guter Letzt gefährlich. Ich drehe mich kurz zu meinem Spiegel, der ebenfalls im Flur ist und richte meine Haare. Und schon wieder ertönt das Klopfen, weshalb ich aufschrecke. „Asu?" Der Typ atmet wütend aus und sieht mich abwartend an. Er deutet mit seiner Waffe auf die Tür. Das soll wohl heißen, dass ich meiner Nachbarin nun meine Schauspielkünste präsentieren soll. Ängstlich nicke ich und gehe an die Tür. Meine zitternden Finger legen sich auf die Türklinke und öffnen die Tür leicht. Währenddessen spüre ich die kühle Waffe an meinem Rücken. Ich lehne mich an die Tür und lächele gespielt. „Hallo Nilgün Abla.", grinse ich. „Asu? Alles gut bei dir? Wieso hast du geschrien?", kommt es besorgt von meiner älteren Nachbarin. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, deshalb ist ihre Reaktion völlig normal. Mein Herz rast wie verrückt und droht schon aus meinem Brustkorb zu springen. Die Waffe wird extra in meine Haut gedrückt, weshalb ich mich kurz räuspern muss. „Ja Nilgün Abla, da war eine riesige Spinne an der Tür! Ich hab' mich zu Tode erschrocken.", belächele ich die gelogene Situation. Nilgün Abla seufzt erleichtert aus und mustert mich anschließend. Sieht sie die Waffe? Ich spüre die Panik in mir. „Bist du neu aufgewacht?", lacht Nilgün Abla. Puh! Glück gehabt. Ich nicke nur lächelnd. „Komm doch rüber, ich habe Tee gekocht." Und schon spüre ich die Waffe wieder in meinem Rücken. „D-danke Nilgün Abla, ich muss aber zur Arbeit.", rede ich mich schon schwitzend raus. Sie zieht ihre Augenbrauen verwirrt zusammen. „Hattest du nicht Nachtschicht?" Scheisse! Nilgün Abla weiss wirklich immer von allem Bescheid. „J-ja aber ich muss einspringen.", lächele ich wieder zuckersüß und lüge dabei. „Schade. Egal wann anders.", sagt sie nun und verabschiedet sich dann letztendlich. Erleichtert atme ich aus und schließe meine Tür. Ich lehne mich mit dem Rücken an diese und sehe sofort wieder in sein Augenpaar. Er drückt mich sofort in das nächste Zimmer, was zu meinem Glück mein Schlafzimmer ist. „Du wirst jetzt ohne auch nur einen Ton von dir zu geben mit mir runter kommen." Schon fängt die Drohung wieder an und ich tat was er sagte. Mein Leben war mir in dem Moment viel wichtiger. Mal sehen was sein beschissenes Problem ist und wie ich hier raus komme.

Uuuuund Hellooo again mit einer neuen Geschichte. 😂❤️
Hab zu viele Serien geschaut und wollte immer schon so eine Geschichte schreiben, daher here we goooo
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Herz in Fesseln - Zwischen Liebe und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt