Höchst beleidigt und ohne sie mit einem Blick zu würdigen lief Zack schnurstracks an Malorie vorbei. Die Nase hoch in die Luft gestreckt, stampfte er queer durch den mit Kronleuchtern geschmückten Saal der Villa auf Leroy zu, der noch dabei war, die Einheiten einzuteilen. Malorie wusste auch ohne, dass er etwas sagen musste, worum es, wie hunderte Male zuvor, schon wieder ging. Ganz egal, mit welchem Partner er eingeteilt wurde, Zack konnte man es nie recht machen. Wobei seine zugeteilten Partner auch nicht zu beneiden waren. Zack spielte die ganze Schicht über die beleidigte Leberwurst, was übrigens zu seinen dunklen, völlig übergeelten Haaren perfekt passte. Unweigerlich musste sie kichern. Leroy sah mehrmals in seine Papiere und versuchte dem aufgebrachten jungen Mann klar zu machen, dass es fast unmöglich war, seine Schicht noch zu tauschen. Malorie hegte eher den Verdacht, dass keiner mit ihm zusammenarbeiten wollte, als dass Leroy den Plan nicht ändern konnte. Denn dazu war er immer in der Lage. Es gab genügend Jäger, die ihren freien Tag hatten oder einfach nicht eingeteilt werden konnten. Je nach Lage und Häufigkeit der entdeckten Dämonen oder anderen nicht menschlichen Kreaturen, kam es auch vor, dass sie nichts zu tun hatten. Malorie wusste, dass mindestens ein Dutzend Jäger gerade in ihren Zimmern saßen oder Bars und Diskotheken aufsuchten. Demnach log er eindeutig, was sie nur noch mehr zum Schmunzeln brachte.
Leroy war mittlerweile an die fünfundzwanzig, groß und mit nicht gerade schmalen Schultern gesegnet, wohingegen Zack ziemlich schmächtig wirkte, und wuchs in der Villa und mit der Organisation auf, die sein Vater ins Leben rief. Gutaussehend und immer auf sein Äußeres bedacht, war er der reinste Frauenmagnet. Aber Leroy interessierte sich nur für eine: Jessica.
Händeringend diskutierte Zack, bis Leroy die Nase endgültig voll hatte und mit der flachen Hand lautstark auf den Tisch schlug. Alle Anwesenden zuckten unwillkürlich zusammen und starrten in Leroys Richtung.
„Es reicht Zack. Ich will und werde für dich nicht immer wieder Ausnahmen machen."
Malorie schüttelte über so viel Starrsinn nur den Kopf. Eigentlich war diese Diskussion doch total unnötig. Egal, mit welchem Partner man sich auf Streife begab, alle waren gleich gut ausgebildet. Schließlich bestand der Hauptbestandteil darin, seinem Partner Rückendeckung zu geben und nicht seinen Lebensabend mit ihm zu verbringen. Zack schien ihr manchmal eher wie ein aufbrausendes Weib, als ein echter Kerl. Sie hatte sich schon oft gefragt, ob er wirklich für diesen Job gemacht war oder vielleicht doch eher in einer Spitzenschürze hinter einen Herd besser passte.
Bis dahin ahnte sie ja auch noch nichts von ihrem Pech, dass sie an diesem Abend an der Backe hatte.
Leroy blieb unnachgiebig. Nach einem letzten Versuch gab Zack dann schließlich auf und schlurfte niedergeschlagen in Malories Richtung. Ein verwirrter Blick auf Leroy, zeigte ihr, dass sie sich nicht täuschte und dass er sich auch bei ihr wahrscheinlich auf keine Diskussion einlassen würde. Trotz allem, wollte sie das nicht kampflos über sich ergehen lassen. Sie gehörte immerhin zur Familie und da könnte er ja wohl auch einmal ein Auge zudrücken.
Sie sah den Schein des Lichts unter dem schmalen unteren Spalt der Tür durchscheinen, also war er auch bereits in seinem Büro. Augenblicklich schoss ihr Puls in die Höhe. Nicht, dass sie Angst vor Leroy selbst hatte, aber eine Diskussion mit ihm zu führen, kam schon eher einem Kleinkrieg gleich.
Malorie schloss die Augen, atmete noch einmal tief ein und aus. Nachdem sie sich ruhig und mutig genug fühlte, klopfte sie schließlich an. Leroys dunkle Stimme ertöne aus dem Inneren und ließ ihr sofort einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Sie kannte viele Männer in seinem Alter, dennoch besaß keiner von ihnen eine solche erotische Stimme. Im Gegenteil, bei vielen wusste sie, ohne hinzusehen, nicht einmal, ob es sich um einen Kerl oder eine Frau handelte.
Mit Blut, das wie ein rasender Bach durch ihre Adern rauschte, öffnete sie die Tür und trat ein. Augenblicklich vernahm sie den betörenden Duft von Lavendel, den Leroy so mochte, der bei ihr jedoch immer wieder aufs Neue Kopfschmerzen auslöste. Leroy saß an seinem großen massiven Schreibtisch aus Ebenholz, die Nase dicht über Papiere gebeugt und sah sie nicht einmal an. Wahrscheinlich musste er das auch gar nicht. Der einzige der es wagte, sich nach der Aufteilung der Jäger, in sein Büro zu schneien, war Malorie.
„Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich bald hier sehen würde."
Er hob leicht den Kopf und warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er seine Augen erneut auf die Papiere richtete.
„Wenn du nicht willst, dass ich hier hereinschneie, solltest du die Wahl meiner Partner einfach mal überdenken", konterte Malorie. Doch auch jetzt, schienen die Unterlagen ihm wichtiger zu sein als Malorie.
„Du weißt, dass ich das nicht kann. Jeder muss mit jedem zurechtkommen und da bist du keine Ausnahme."
Wieder würdigte er sie keines Blickes, was Malorie nicht nur als unhöflich empfand, es machte sie eher wütend.
„Ich verstehe das, aber ich kann nicht mit Zack zusammenarbeiten. Er ist einfach anders, als die anderen. Mit ihm passieren mir zu viele Fehler und du weißt genau, dass wir uns da draußen keine leisten können."
Das beschrieb es nicht einmal. Zack war ein Eigenbrötler, der nicht auf seine Partner achtete oder ihnen den Rücken freihielt. Da draußen war es gefährlich genug, auch ohne Zack. Sie standen jedes Mal an der Schwelle des Todes, wenn sie Jagd auf Dämonen machten, doch mit Zack an ihrer Seite, fühlte sie sich bereits verloren, bevor ein Kampf begann. Da war sie alleine besser dran.
„Dann musst du eben doppelt aufpassen und Zack in die richtige Richtung leiten."
Zum ersten Mal sah er sie an, doch das hätte er sich mit diesem beschlossenen Gesichtsausdruck auch sparen können. „Er muss noch viel lernen Malorie, das ist uns allen klar. Doch wenn ihr ihn alle immer wieder ablehnt, wie soll er das dann? Ich vertraue dir und ich glaube, dass du die einzige bist, die ihn in den Griff bekommen kann. Zeig ihm, was zu tun ist und wenn nötig, bestrafe ihn für seine Fehler. Er muss lernen, dass er euch in Gefahr bringt, wenn ihr nicht am selben Strang zieht."
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Melorie, the Demon Hunter
FantasyMalorie hasst Shay. Sie als Dämonenjägerin dürfte sich nicht einmal mit ihm einlassen. Jedoch hat sie einen Grund ihn nicht gleich auf der Stelle zu töten. Nur er weiß, wo ihr Vater steckt. Von Dämonen verschleppt, obwohl er sie immer davor warnte...