Triggerwarnung: diese Kurzgeschichte ist nicht für Kinder unter 14 Jahren geeignet.
«Die Menschen warten auf mich, um sich etwas wünschen zu dürfen.
Dabei sind sie von Wundern umgeben», Zitat einer Sternschnuppe.
Hier und jetzt. Draußen im Regen unbeachtet und allein, gefangen und gleichzeitig geschützt in meinem Auto. Möglicherweise könnte ich warten bis die Sonne den Regen vertreibt. Vielleicht wäre es ein Weg, meiner Verantwortung zu entfliehen.
Zufrieden wäre ich nicht.Die Wahrheit ist, dass die Wenigsten wirklich glücklich sind. Das teuerste Auto und die besten Schmerzmittel können so manche Seelenqual nicht vertreiben. Wenn das
Glück im Leben anklopft, ist es oft so vergänglich wie die angenehme Windbrise im
Sommer.Mein Blick schweifte eine verschlossene Tafel Schokolade. Ein Lächeln ergriff mich,
als ich schließlich zugreifen musste. Der Zucker hilft den Moment zu genießen und
über all die Bitterkeit des Lebens hinwegzusehen. Jedoch können wir irgendwann die
Süße der Schokolade nicht mehr wahrnehmen.
Morgen ist ein neuer Tag, geprägt von neuem Leid.
Jetzt geht es nur noch darum den Schmerz zu betäuben. Aber es ist vergeblich. Wer gestattet uns zu Lachen? Warum benötigen wir, wenn wir älter werden überhaupt die Genehmigung
für so etwas Natürliches?So viele Menschen folgen dem Pfad ins Unglück. Gefangen in ihrem Alltagstrott verschwenden sie Lebenszeit, folgen Strukturen bis in die Selbstvernichtung. Sind wir uns so fremd geworden, dass wir den Frost der uns umgibt nicht mehr wahrnehmen? Vergessen wir, dass wir während all der Wartezeiten das Kostbarste verlieren: Lebenszeit.
Als Kind habe ich Verstecken gespielt. Ich freute mich, wenn ich nicht sofort entdeckt
wurde, doch irgendwann hielt ich die Spannung nicht mehr aus und gab mich zu erkennen. Heute möchte ich nicht mehr gefunden werden. Tagtäglich kämpfe ich dagegen an mich nicht zu verkriechen, obwohl es alles unkomplizierter machen würde. Ich beobachtete den Sonnenuntergang und hoffte, dass all das Leid der Vergangenheit angehört. Doch das Gefährliche sind die Narben. Menschen lügen tagtäglich, doch sie können nicht alle Spuren verstecken, die zu ihrem gebrochenen Herzen führen.Morgen werde ich aufstehen und weiterfahren. Doch ich frage mich, wo ich abbiegen soll. So viele Kreisel, so viele Abfahrten, unendliche Wege, teilweise waren sie gar nicht befahrbar. Meistens wusste ich das jedoch erst, wenn ich vor einer Vollsperrung stand. Manchmal fand ich keinen Platz um zu wenden und hin und wieder muss ich rangieren. Ich konnte mich damit arrangieren zu spät zu sein, akzeptieren, dass ich Chancen verpasst habe und verdrängen, dass ich falsch abgebogen war.
Wenn ich mir die Zeit nahm nachzudenken, erinnerte ich mich an die Seifenblasen,
die ich früher gern beobachtet habe. So viele Wahrheiten zerplatzten wie Seifenblasen. Schmerzen zu ignorieren
und weiterhin zu lachen, erspart uns eins, die Konfrontation mit uns selbst. So ist es
mit vielen Lügen, sie werden verwendet, um zu beschützen, doch sie zerstören auf
lange Sicht.
Manchmal ist ein glücklicher Moment alles wovon wir träumen.
Irgendwann kommt der Augenblick an dem ich mich stellen muss und in den Spiegel blicke.
Ich werde es erkennen, irgendwann. Aber zuerst werde ich wie viele andere die Augen verschließen.Das Warten auf den passenden Moment kann fatale Folgen haben. Unser
Zusammenleben ist nicht für den perfekten Augenblick ausgerichtet. Wir fahren
permanent auf glatten Straßen. Bremsen wir zu stark bringt es uns aus der Spur.
Schweigen wir im falschen Moment besiegelt es unser Schicksal. Geben wir zu viel
Gas, kann es uns in den Graben ziehen. Zu viele Worte im falschen Moment können
unser Leben zusammenfallen lassen wie ein Kartenhaus.
Wenn wir uns manchmal im Schritttempo fortbewegen, lügen wir uns an, dass es zu
langsam wäre. Dennoch bringen uns die kleinen Schritte manchmal weiter als die
großen.