Kapitel 1

189 15 3
                                    

Ruby's P.o.v. (Michelle)

Ich stand vor dem Spiegel. Auf meinen Lippen leuchtete der Wein-farbene Lippenstift im krassen Kontrast zu meiner hellen Haut. Ich mochte die Farbe und bei Maxime hatte es wirklich sehr hübsch ausgesehen. Doch in meinem Gesicht wirkte es irgendwie fehl am Platz. Würde Maxime mich so sehen, würde sie mich bestimmt nur auslachen, so wie immer. Ich hasste sie und doch bewunderte ich sie zur gleichen Zeit, denn sie war alles was ich sein wollte : stark, selbstbewusst, hübsch, beliebt. Ich hingegen war der typische Nerd. Mein Zimmer war voller Games, Bücher und dem üblichen Zeugs. jeder hat nun mal seinen eigenen Geschmack. All das, machte mich allerdings häufig zur Zielscheibe von Maxime und ihrer Gang. Aber das machte nichts, ich war ja immerhin nicht alleine damit. Ich hatte ja meinen eigene kleine Gang. Und doch packte mich von Zeit zu Zeit ein gewisser Neid auf sie. Ich sah wieder in den Spiegel. Meine blonden Haare hingen mir glatt bis auf die Schultern und meine blauen Augen starrten mir entgeistert entgegen. Meine Haut war ziemlich hell, was mein bester Freund Kain spaßes-halber meine Gamerblässe nannte. Ich nahm mir ein Taschentuch und wischte mir das rote Mal der Schande von den Lippen, so konnte ich mich nicht unter Leute trauen. Von unten ertönte eine Stimme " Ruby, kommst du runter? Frühstück ist fertig." Das war meine Mutter gewesen. Naja nicht meine richtige, sondern meine Adoptivmutter. Vor einem Jahr fand ich nämlich raus, dass ich adoptiert war. Es war ganz zufällig passiert,ich hatte nach Kinderfotos von mir gesucht und dabei waren mir meine Adoptiv-Papiere in die Hände geraten. Zu erst bin ich furchtbar wütend gewesen und ich wollte sie zur Rede stellen. Doch als mir meine Mutter lächelnd entgegen kam und mir mein Lieblingseis in die Hand drückte, weil es an dem Tag furchtbar warm gewesen war, konnte ich es nicht. Sie waren immer gut zu mir gewesen. Ich hatte also keinen Grund sauer zu sein. Das ich es wusste, hatte ich ihnen nicht gesagt. Ich fragte mich nur ob mein großer Bruder auch davon wusste. Im Grunde war es allerdings egal. Ich versuche zwar heraus zu finden wer meine wahren Eltern sind, aber nicht etwa um dann bei der nächst besten Gelegenheit vor deren Tür zu stehen und nach dem 'Warum?' zu fragen, sondern nur um heraus zu finden wer ich bin, woher ich kam. Ein letzter Blick in den Spiegel ob auch wirklich alles, von dem Rot verschwunden war und schon eilte ich durch meine Zimmertür, die Treppe nach unten. Meine Familie saß schon am Tisch. "Musst du immer solche komischen Sachen anziehen? Du bist echt peinlich." Das war mein Bruder gewesen, der mal wieder auf meinen Faible für T-Shirts und Pullis von Serien und Games anspielte. Er war 2 Jahre älter als ich. Im Gegensatz zu mir gehörte er immer zu den beliebten, ob in der Schule oder in der Uni. Zugegeben er sah nicht schlecht aus muskulös, braun gebrannt ,kurze dunkel blonde Haare und braune Augen. Sogar die Mädchen in meiner Klasse schwärmten von ihm. Nicht selten hatte das ein oder andere Mädchen versucht, sich mit mir anzufreunden, um an meinen Bruder ran zu kommen. Aber solche ignorierte ich in der Regel und sie gaben nach einer Weile auf.

Nach dem Frühstück stand ich auf und wollte mir grade den Schlüssel zur Garage schnappen um mein Fahrrad raus zu holen, als mein Vater von hinten rief "Ruby, lass dich heute bitte von unserem Chauffeur fahren, es soll nachher regnen und ich will nicht, dass du krank wirst." Meine Familie war ziemlich wohlhabend, allerdings fühlte ich mich, seit ich heraus gefunden hatte, dass ich adoptiert war immer unwohl auf die ganzen Annehmlichkeiten, wie den Chauffeur , zurückzugreifen."Nein, geht schon ich fahr mit dem Fahrrad." gab ich zurück. Doch mein Vater, sah die ganze Sache anscheinend anders " Das war keine Bitte,Ruby.". Ich hatte wohl keine Wahl, ich würde den Chauffeur bitten müssen, mich hundert Meter vor der Schule raus zu lassen, so wie früher. Mir war es schon immer unangenehm, wegen solchen Sachen aufzufallen. Den Fehler hatte ich einmal im Urlaub gemacht. Ich war mit einer Jugendgruppe verreist und als wir Essen waren, habe ich einen Bekannten meines Vaters begrüßt, woraufhin die gesamte Gruppe das Essen und die Getränke umsonst bekam. Daraufhin lief alles immer drauf hinaus, dass die Mädchen mit denen ich bis dahin unterwegs gewesen war, wollten das ich sie einlade oder sie in Clubs für die Angesagten brachte. Seit der Zeit hielt ich es so gut es ging unter Verschluss. Einzig Kain wusste es. Doch einen Vorteil hatte das ganze, ich konnte so mühelos meine wahre Familie finden. Ahnenforschung und desgleichen kostete nämlich nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld und da ich einigermaßen viel Taschengeld bekam, konnte ich es mir leisten ohne, dass es großartig auffiel.

Die Hälfte des Schultages war geschafft, vier Stunden und ich war draussen. Als nächstes hatten wir Erdkunde, da würde sich die Zeit ziehen wie Kaugummi. "Okay liebe Leute, schlagt bitte den Atlas auf Seite 65 auf. Welches Land sehen wir dort abgebildet?"begang der Lehrer die Stunde. Auf der Seite waren Nord- und Südkorea abgebildet, na toll dass lief also darauf hinaus, dass er gleich wieder anfangen würde über Politik zu reden. Plötzlich packten mich stechende Kopfschmerzen und mir wurde schwarz vor Augen.

Ich stand vor einem Grabstein. Der Name Emilia Crowns war darauf ein graviert. Ich drehte mich zu der Person die neben mir stand. Es war Maxime. "Und wo sollen wir jetzt nach antworten suchen? Sie war unsere einzige Hoffnung, auf ein bisschen Klarheit." sagte ich mit leicht brüchiger Stimme, da ich versuchte nicht los zu heulen. "Ich weiß es nicht. Verdammt das kann doch nicht wahr sein. Warum muss ausgerechnet uns das passieren?" Auch Maximes Stimme hörte sich brüchig an. Ich umarmte sie. Wir würden einen Weg finden, ganz sicher, das schwor ich mir.

Ich schreckte hoch. Was für ein merkwürdiger Traum. Und warum träumte ich ausgerechnet von Maxime? Wo war ich überhaupt? Ich sah mich um, ich lag im Krankenzimmer der Schule und neben mir saß Kain auf einem Stuhl und sah mich besorgt an. Was zur Hölle war hier los?

Die Prophezeiung des roten MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt