Kapitel 1: Die kälteste Nacht im Norden

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Selbst für den Norden ist die heutige Nacht kalt und stürmisch. Frost liegt in seinem übergroßen Bett. Seine platin blonden Haare sind struppig wie eh und je. Seufzend betrachtet er die Decke über sich. Er welzt sich auf die eine Seite, um sich kurz darauf wieder auf den Rücken zu legen. Morgen soll er auf ein Internat gehen, wo er sicherer sein soll.

"Ich bin doch kein beschissenes Kind mehr."

Murmelt er und fährt mit seiner rechten Hand über sein Gesicht. Er sieht aus dem Fenster. Draußen ist alles weiß vom Schnee. Vorsichtig kriecht er aus seinem Bett. Der Holzboden unter ihm knarzt leicht, als er zum Fenster schreitet. Ohne lange darüber nachzudenken öffnet er es. Schnee fliegt ihm ins Gesicht. Die Kälte stört ihn kaum. Langsam streckt er eine Hand aus dem Fenster. Die Schneeflocken schmelzen langsam auf seiner Hand. Er betrachtet wie diese immer mehr seine Haut bedecken. Plötzlich leuchtet die dunkle Nacht durch ein Feuer auf. Ruckartig zieht Frost seine Hand zurück. Kurz darauf öffnet sich seine Zimmer Tür mit einem lauten Knall.

"Prinz Frost! Ihr müsst gehen, sofort!"

Spricht ein Ritter in silberner Rüstung. Auf der Rüstung ist das Wappen von Frosts Familie. Es ist eine Schneeflocke.

"Was passiert hier, Sir. Ice? Wo sind meine Eltern? Was ist mit meiner Schwester und meinem Bruder?!"

Frost ballt unbewusst seine Hände zu Fäusten. Sir. Ice sieht auf den 1.70m großen Jungen herab.

"Mein Prinz, wir werden von der Familie Sommer angegriffen. Eure Eltern wollen das ich euch zu eurem Schiff bringe. In dem Internet seid ihr sicher."

"Das beantwortet nicht meine Frage! Wo ist meine Familie?"

Der Ritter weicht dem strengen Blick seines Prinzen aus.

"Sie kämpfen. Eure Schwester versteckt sich mit den anderen Frauen und Kindern im Hof. Jetzt folgt mir."

Sir. Ice packt Frosts Arm fest und zieht ihn mit sich.

"Lass mich los! Ich muss auch kämpfen!"

"Mein Prinz! Es ist ein Befehl deines Vaters, dem König des Nordens! Sie werden eurer Mutter und Schwester nichts tun, aber euch würden sie umbringen!"

Frost hört apprubt auf, sich gegen Sir. Ice zu wehren.

Sie würden mich umbringen?

Frost schluckt nervös. Er versteht nichts mehr. Warum sollten sie ihn oder seiner Familie Leid zufügen? Sie haben ihnen nichts getan. Er folgt Sir. Ice ohne weiter ein Klotz am Bein zu sein. Das hier ist schließlich was sein Vater möchte. Doch als Frosts Blick aus einem der Fenster fällt stopt er. Er sieht in den Schlosshof. Sein Vater kniet vor einem anderen Mann. Der Mann, der Frosts Vater ein Schwert an den Hals hält ist der König des Süden. Ein Mann mit dunkel roten Haaren, die in einen Zopf gebunden sind. Frost drückt seine Handflächen an die kalte Scheibe des Fensters. Er weiß genau, was der König seinen Vater fragt. Er fragt ihn nach seinen letzten Worten. Frosts Vater hingegen sieht nur in die Augen seines Gegenüber und wartet auf den Tod. Kurz darauf bekommt er diesen auch. Frosts Augen füllen sich mit Tränen, als er sieht wie der Kopf seines Vaters in den Schnee rollt. Der leblose Körper sinkt ebenfalls zu Boden und färbt den weißen Schnee rot. Heiße Tränen fließen über Frosts bleiche Haut. Sir. Ice packt ihn und schleift ihn fort. Auf dem Weg durch die Gänge des Palastes begegnen sie vielen Leichen.

"Jeff..."

Betrachtet Frost die Leiche seines älteren Bruders. Seine bleiche Haut ist noch blasser, seine Augen leer und sein weißer Anzug rot vom Blut. Frost befreit sich aus Sir. Ice Griff und kniet sich zu seinem Bruder. Er wischt sich die Tränen mit den Arm weg und schließt danach Jeffs Augen. Er steht auf und dreht sich weg von ihm. Frost möchte den Anblick seines toten Bruders nicht länger ertragen. Vor ein paar Stunden haben die Beiden noch mit ihrer kleinen Schwester eine Schneeburg gebaut und jetzt ist er tot. All die glücklichen Erinnerungen schwirren in Frosts Gedanken, nur damit er weiß, dass er es nie wieder erleben kann. Sir. Ice stopt den Prinzen, um in einen Gang zu lunzen. Nach einem nicken seiner Seits verlassen sie das Schloss durch einen Hinterausgang. Der eisige Wind peitscht ihnen um die Ohren. Frost trägt nur ein dünnes Hemd und schlabberige Hose. Sir. Ice wirft ihn einen Pelzmantel über die Schultern.

Feuer und Eis: Das vergessene ReichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt