02.Schwingende Lippen

169 21 15
                                    

Pov.Kevin:
‚Das ist alles meine Schuld'. Ich stutzte. Ist es das was Basti dachte? Ist das der Grund wieso er sich so unfassbar komisch verhält? Er denkt mein Unfall wäre seine Schuld? Ich hob sein Kinn an und verzog das Gesicht. ‚So ein Blödsinn, du Spinner', schrieb ich auf sein Handy. Missmutig blickte er zu mir. Er weinte. Basti weinen zu sehen brach mein Herz in tausende Stücke. ‚Du hast kein Recht zu weinen. Bring mich lieber dazu es nicht zu tun'. Ich zwang mir ein Lächeln auf. Für Basti.

Denn mir war wirklich zum heulen zu Mute. Ich durfte heulen, nicht wahr? Ich hatte jeden Grund dazu. Erneut sah ich Basti an. Er wischte dich nochmals übers Gesicht. „??". Verwirrt, vielleicht leicht verletzt sah ich ihn an. Basti schüttelte den Kopf und zeigte mir sein Handy. ‚Sorry'. Ich nickte. Er würde sich schon daran gewöhnen.

Nachdem Bastis Gesicht seine normale Farbe angekommen hatte, starrten wir uns nur an. Sehr unangenehm. ‚Es tut mir leid Kevin. Kann ich's irgendwann irgendwie wieder gut machen?'. Ich verdrehte die Augen. ‚Es ist nicht deine Schuld'. Eindringlich blickte ich ihn an.

Bastis Kopf wandte sich plötzlich der Tür und ich folgte seinem Blick. Ein Arzt kam herein. „??". Er blickte Basti an. „??". „??". „??". Verzweifelt sah ich zwischen den beiden hin und her. „??". Wie lange redeten die? Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Als der Arzt einen Schritt zurück trat fiel ein Stuhl um. Basti zuckte. Ich hatte keinen Mucks gehört. Ich hatte den Stuhl nicht gehört. Ich verstand den Arzt nicht. Aber am schlimmsten war Basti. Seine Lippen bewegten sich. Sie bewegten sich so glatt und schön. Es sah wirklich wundervoll aus wie seine Lippen die Schwingungen ausführten. Ich sah nur noch auf seine Lippen. „??". Aber ich verstand kein einziges Wort. Vielleicht sagte er gerade das er so schnell wie möglich von hier verschwinden wollte. Vielleicht sagte er, er wolle nichts mehr mit mir zutun haben. Doch trotzdem sahen die Bewegungen seiner Lippen so unglaublich schön aus. Nie zuvor hatte ich irgendwelche Lippen so bewundert.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als Basti mir sein Telefon vor die Nase hielt. ‚Willst du das ich mit hier bleibe? Ansonsten fahre ich nach Hause und komme morgen wieder'. Ich nickte. ‚Was denn nun?', fügte er hinzu. ‚Bleib hier.', antwortete ich. Per Nachricht, versteht sich. Basti nickte und sein Blick galt erneut dem Arzt. „??". „??". Basti nickte ein letztes Mal bevor der Arzt den Raum verließ und uns wieder zurück in dieser schrecklichen Ruhe ließ.

‚Ich habe dem Arzt gesagt das wir es mit einem Bett schon hinbekommen werden'. Ich schluckte und schnappte Basti sein Handy aus der Hand. ‚Ist ja süß und bestimmt ganz kuschelig, aber hast du mal darüber nachgedacht wie klein dieses Bett ist? Du denkst wohl ich schlafe auf dem Boden?', schrieb ich voller Enthusiasmus. Basti lachte, leider konnte ich es nicht hören. Nie mehr. ‚Wenn du deinen fetten Arsch etwas einziehst wird das schon'. Auch ich begann zu schmunzeln als ich seine Nachricht laß. Nagut, dann eben zusammen in einem Bett.

‚Übrigens hat der Arzt gesagt das sie dir morgen deine Fäden ziehen und du den Tag darauf nach Hause darfst.'. Er lächelte mich an. Ich biss mir auf die Lippe. Alles an diesem Plan klang schrecklich. Fäden ziehen tut verdammt weh, vor allem an so einer Stelle. Und auf ‚nach Hause' freute ich mich auch nicht. ‚Bei meinem Glück ziehen die mir dabei die Stimmbänder raus'. Basti lächelte wieder übers ganze Gesicht. ‚Das passiert sicher nicht, aber du könntest deine schicken Stimmbänder gerne mal wieder benutzen.'. Ich blickte viele Sekunden auf diese Nachricht und schüttelte dann den Kopf. Besser nicht. Noch nicht. Vielleicht nie.

Der Arzt kam nochmals in den Raum um Basti eine Decke zu geben. „??". Nach seinen Worten, die nicht identifizierbar waren, verschwand er wieder.

‚Ich würde mich langsam ready fürs Bett machen. Kann ich ein Tshirt von dir zum schlafen leihen?'. Ich nickte und deutete auf den Schrank neben dem Fenster in der Ecke des Zimmers. Basti schien sich zu bedanken und verschwand dann mehrere Minuten im Badezimmer.

Ich nahm mein Handy zur Hand. Es war bereits 21:47. Basti war schon über 2 Stunden hier. Ich glaube zwischendurch war er kurz davor zu gehen, weil er dachte alles sei seine Schuld. Schließlich sah ich nichts an ihm was er angeblich aus seinem Auto geholt haben könnte. Ich hoffte sehr Basti würde noch verstehen das er keine Schuld trug.

Während Basti ihm Bad war zog ich mir ein frisches Shirt zum schlafen an und legte mich dann hin. Auf der Seite liegen tat verdammt weh. Es fühlte sich an als hätte ich literweise Wasser in den Ohren welche mein Hörvermögen behinderten. Wie wenn man zu tief taucht und plötzlich solchen Druck auf den Ohren hat. So war es, nur in schlimmer. Ich drehte mich auf den Rücken und schloss die Augen. So lange bis das Bett sich links von mir langsam senkte.

Ich hatte die ganze Zeit so eine Idee, fast wie ein Bedürfnis im Kopf, doch ich traute mich nicht Basti zu fragen. Doch wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn er weg war und nicht zurück kam? Ich seufzte, ich sollte an etwas anderes denken.

Ich nahm mein Handy und überlegte weiterhin wie ich es formulieren sollte. ‚Kannst du mir etwas erzählen?', schrieb ich und hielt ihm mein Handy vor. Er sah mich bemitleidend an. Das war wohl ein Nein. ‚Nimm es mir nicht übel, aber ich habe gerade keine Lust dir eine Geschichte zu schreiben die du dir dann durchlesen kannst.'. Er verstand es nicht. ‚Meine Frage war ob du etwas erzählen kannst. Reden, versteht du?'. Basti seufzte, zumindest sah es danach aus. ‚Was soll ich dir erzählen Kevin?', fragte er mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht und blickte erneut auf die zukünftigen Narben hinter meinem Ohr. Seine Hand bewegte sich langsam zu der besagten Stelle, aber ich zuckte zurück. Niemals sollte er diesen Schandfleck berühren. Er nahm seine Hand zurück zu sich und sah entschuldigend zu mir herunter.

‚Irgendetwas, nur ein bisschen'. Basti nickte. Wahrscheinlich verstand er nicht warum ich darauf bestand das er redete. Basti schaltete das große Licht aus und legte sich hin, so das nur die kleine Nachtlampe sein Gesicht beleuchtete. Ich drehte mich zu ihm, suchend nach einer Position die sich nicht wie ertrinken anfühlte.

Und dann begannen seine Lippen sich zu bewegen. „??", redeten irgendetwas das ich selbstverständlich nicht verstehen konnte. Aber ich liebte es wie sich seine Lippen bewegten und er zwischendurch immer etwas lächelte. Es musste etwas schönes sein das er mir erzählte.

Es beruhigte mich. Immer wieder fielen mir die Augen zu und als ich sie das letzte mal leicht öffnete gähnte er gerade und hielt im Anschluss seine Lippen geschlossen. Dann spürte ich seine Hand, wie sie achtsam durch die überstehenden Haare von mir strichen und damit schlief ich ein.
—————————————————————————

Bin gerade voll im Flow, schreibe das in der selben Nacht wie das erste Kapitel xD Also vielleicht kommt diese Ff doch öfter wie gedacht. Kapitel Bewertungen —>

-1141 Wörter (ohne Nachwort)
-Lani

-geschrieben: 06.08.2024
-veröffentlicht: 07.08.2024

Lippenlesen//BastiplatteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt