Ein Neuanfang

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Die Luft in der Sporthalle war stickig, gefüllt mit dem gedämpften Flüstern und Lachen meiner Mitschüler. Meine Hände waren feucht, und ich konnte nicht aufhören, an den Saum meines Kleides zu zupfen. Das war der Tag, auf den ich jahrelang hingearbeitet hatte, und doch fühlte sich alles irgendwie unwirklich an. Die festliche Dekoration, die Girlanden, die Blumen – all das passte nicht zu der Schwere, die ich in mir spürte.

Als mein Name endlich durch das Mikrofon hallte – „Hanna-Rosa López" – zuckte ich zusammen. Es war, als würde ich durch einen dichten Nebel gehen, als ich mich erhob und in Richtung Bühne schritt. Meine Schritte waren schwer, mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, hörte das leise Klatschen, doch all das war weit weg.

Oben auf der Bühne reichte mir der Schulleiter mein Abiturzeugnis mit einem warmen Lächeln. „Herzlichen Glückwunsch, Hanna", sagte er. „Ein Durchschnitt von 1,2 – das ist wirklich herausragend."

Ich nickte nur stumm, brachte ein schwaches Lächeln zustande und nahm die Mappe entgegen. Doch das Lob fühlte sich hohl an. Was bedeutete ein 1,2er-Abi, wenn der Mensch, der mir am meisten bedeutete, nicht mehr hier war, um es zu sehen? Als ich wieder auf meinem Platz saß, öffnete ich die Mappe und starrte auf die schwarze Tinte auf dem Papier. 1,2. Ich hatte es geschafft. Doch anstatt Freude zu empfinden, fühlte ich nur Leere.

Nach der Zeremonie schob ich mich durch die Menschenmenge auf dem Vorplatz. Überall um mich herum umarmten sich Familien, lachten und machten Fotos. Meine Eltern fanden mich schnell, und ich sah das Leuchten in ihren Augen. Meine Mutter schloss mich sofort in eine enge Umarmung, während mein Vater mir anerkennend auf die Schulter klopfte.

„Wir sind so stolz auf dich, Hanna", sagte meine Mutter, und ich hörte, wie ihre Stimme zitterte. „Du hast es geschafft."

Ich erwiderte die Umarmung, doch meine Gedanken waren woanders. Bei Paul. Wie wäre es gewesen, wenn er noch hier wäre? Hätte er sich über mein Zeugnis gefreut? Oder hätten wir einfach nur zusammen gelacht und darüber gesprochen, wie seltsam das alles ist?

„Wir haben noch etwas für dich", unterbrach mein Vater meine Gedanken. Er hielt mir einen weißen Umschlag entgegen. Verwirrt nahm ich ihn entgegen und öffnete ihn mit zitternden Fingern. Als ich das Flugticket herauszog, hielt ich den Atem an. Barcelona. Ein One-Way-Ticket nach Barcelona.

„Wir wissen, dass du dir schon lange wünschst, nach Barcelona zu gehen", sagte mein Vater sanft. „Und deine Großmutter Rosa wird sich freuen, dich wiederzusehen."

Meine Augen brannten, als ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Ich hatte nicht damit gerechnet. Barcelona – der Ort, an dem alles endete und vielleicht auch wieder beginnen konnte.

„Danke", flüsterte ich schließlich, unfähig, mehr zu sagen. Mein Kopf war ein einziges Durcheinander. In einer Woche würde ich also wieder dort sein. Dort, wo Paul seine letzten Tage verbracht hatte. Wo er starb. Ich wusste nicht, ob ich bereit war, aber vielleicht war es genau das, was ich brauchte. Ein Neuanfang. Ein Weg, um endlich Frieden zu finden.

Ich sah meine Eltern an und versuchte, zu lächeln. „In einer Woche", wiederholte ich leise. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit und gleichzeitig wie der kürzeste Augenblick meines Lebens.

Ich wusste, dass diese Reise nicht einfach sein würde. Doch tief in meinem Herzen spürte ich, dass es Zeit war, den ersten Schritt zu wagen.

Authors Note: Das erste Kapitel...kurz ich weiß.Ich konnte es kaum erwarten es hochzuladen.
579 Wörter

𝐬𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞 𝐮̈𝐛𝐞𝐫 𝐁𝐚𝐫𝐜𝐞𝐥𝐨𝐧𝐚✵|| Pablo Gavi ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt