Ein verlockendes Angebot

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Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages drangen durch die dichten Vorhänge des abgelegenen Hauses, in dem Yuka Aoi versteckt hielt. Die Nacht war für ihn ein Erfolg gewesen, doch er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er vorsichtig sein musste. Aoi war das perfekte Werkzeug, um sein Ansehen wiederherzustellen, aber er wusste, dass er aufpassen musste, um nicht selbst die Kontrolle zu verlieren.

Im Inneren des Hauses erwachte Aoi langsam aus einem unruhigen Schlaf. Sie blinzelte, als ihr die Erinnerungen des vergangenen Abends wieder in den Sinn kamen. Der Schock über ihre vermeintliche Entführung und Rettung, die Ruhe, die Yuka ausstrahlte – all das ließ sie sich in seiner Nähe seltsam sicher fühlen.

Aoi stand auf und trat zögernd in den Flur. Sie suchte nach Yuka, nicht sicher, ob sie ihn überhaupt stören sollte, aber ihre Neugier und ihr Bedürfnis nach Antworten trieben sie voran.

Yuka saß in einem kleinen, gedämpft beleuchteten Raum, der als sein provisorisches Arbeitszimmer diente. Vor ihm lagen mehrere Dokumente und alte Schriftrollen, doch seine Gedanken waren anderswo. Er spürte die Anwesenheit von Aoi, noch bevor sie eintrat, und hob den Blick, als sie zögernd die Tür öffnete.

„Guten Morgen," sagte Aoi leise, unsicher, ob sie ihn in seiner Arbeit störte.

Yuka lächelte leicht und legte die Schriftrollen zur Seite. „Guten Morgen, Aoi. Hast du gut geschlafen?"

„Ja, danke," antwortete sie, und eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, als sie seinen durchdringenden Blick bemerkte. „Ich wollte dir noch einmal danken... für alles."

Yuka winkte ab, als wäre es nichts Besonderes. „Es war das Mindeste, was ich tun konnte. Du bist jetzt in Sicherheit, und das ist das Wichtigste."

Aoi nickte, doch in ihren Augen war etwas, das Yuka nicht sofort deuten konnte. „Ich... ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen kann," begann sie zögernd. „Ich habe nichts, was ich dir anbieten könnte, um mich zu revanchieren... außer..." Ihre Stimme zitterte, und sie senkte den Blick, unsicher, wie sie weitermachen sollte.

Yuka lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wartete geduldig, dass sie fortfuhr. Etwas in ihrer Nervosität weckte seine Neugier.

„Ich habe gehört," sagte Aoi schließlich, „dass Vampire Blut brauchen, um zu überleben. Und... und ich möchte dir meins anbieten, als Zeichen meiner Dankbarkeit."

Yuka spürte, wie sein Herz schneller schlug. Das Angebot war unerwartet, aber unglaublich verlockend. Sein Durst nach Blut war ohnehin stark, und die Aussicht auf frisches, freiwillig gegebenes Blut war unwiderstehlich. Seine Augen funkelten rot, als der Durst in ihm aufwallte.

„Bist du dir sicher?" fragte Yuka, obwohl er die Antwort bereits kannte. Er wollte sicherstellen, dass sie verstand, was sie anbot.

Aoi nickte entschlossen. „Ja. Du hast mein Leben gerettet, und ich möchte dir etwas zurückgeben. Wenn es dir hilft, dann tue es."

Yuka stand auf und trat näher an sie heran. „Ich werde vorsichtig sein," versprach er, während er eine Hand sanft an ihre Wange legte. „Es wird nicht wehtun, ich verspreche es dir."

Aoi hielt den Atem an, als er sich ihr noch weiter näherte. Die Spannung im Raum war fast greifbar, und obwohl sie nicht wusste, was sie erwarten sollte, fühlte sie sich seltsam ruhig. Yuka warf einen letzten prüfenden Blick in ihre Augen, um sicherzugehen, dass sie keine Angst hatte, bevor er seinen Mund sanft an ihren Hals legte.

„Entspann dich," flüsterte er, bevor seine Zähne leicht ihre Haut durchdrangen. Ein leichter Schmerz durchfuhr Aoi, doch er verschwand schnell, als sie das Gefühl des Bluts, das aus ihr floss, spürte. Es war, als würde sie in eine tiefe Trance fallen, während Yuka sie langsam und vorsichtig von ihrer Lebensessenz befreite.

Yuka konnte das warme, süße Blut schmecken, das in seinen Mund floss, und es war, als würde jeder Tropfen seine Kräfte wiederherstellen. Er spürte, wie die Schwäche und der Durst, die ihn seit seiner Schlafphase geplagt hatten, allmählich verschwanden. Das Blut war stark und voller Leben – genau das, was er brauchte.

Nach einigen Augenblicken zog sich Yuka zurück, seine Lippen noch mit einem Hauch von Blut bedeckt. Er sah, wie Aoi ihn mit einem sanften Lächeln ansah, obwohl sie etwas blass geworden war. „Alles in Ordnung?" fragte er besorgt.

„Ja," antwortete Aoi und berührte den Punkt an ihrem Hals, wo er sie gebissen hatte. „Es war nicht schlimm. Eher... befreiend."

Yuka schmunzelte leicht und half ihr, sich zu setzen. „Du solltest dich etwas ausruhen," sagte er. „Das war anstrengend für dich."

„Ich fühle mich seltsam leicht," sagte Aoi, während sie ihren Kopf an die Wand lehnte. „Als ob ich... alles hinter mir lassen könnte."

Yuka wusste, dass das Blutopfer nicht nur körperliche Auswirkungen hatte. Es konnte eine starke Bindung zwischen einem Vampir und seinem Opfer schaffen, eine Art von Abhängigkeit, die sowohl beängstigend als auch befreiend sein konnte.

„Du hast etwas Unglaubliches getan, Aoi," sagte Yuka ernst. „Aber du musst dir über die Konsequenzen im Klaren sein. Das Blut eines Menschen ist mächtig, und der Akt des Gebens noch mehr. Du wirst eine Verbindung zu mir spüren, ob du es willst oder nicht."

Aoi sah ihm in die Augen und nickte. „Ich weiß," sagte sie ruhig. „Aber das ist mir egal. Ich vertraue dir, Yuka."

Yuka wusste nicht, ob er über diese Worte froh oder besorgt sein sollte. Sie hatte sich ihm völlig hingegeben, aber er wusste, dass er niemals dasselbe für sie empfinden würde. Es war eine gefährliche Gratwanderung, die er jetzt beschritt.

„Ich werde dich nicht im Stich lassen," sagte er schließlich. „Aber du musst stark bleiben. Es wird nicht leicht sein, und es gibt Dinge, die du noch nicht verstehst."

„Das macht nichts," flüsterte Aoi. „Solange ich bei dir sein kann."

Yuka spürte ein leichtes Ziehen in seiner Brust, das er schnell ignorierte. Er hatte keinen Platz für solche Gefühle – nicht jetzt. Er stand auf und half Aoi auf die Beine. „Ruh dich aus," sagte er noch einmal, bevor er den Raum verließ.

In der stillen Dunkelheit des Flurs, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, konnte Yuka endlich einen tiefen Atemzug nehmen. Er hatte das Blut bekommen, das er brauchte, und sein Plan ging voran. Doch das Spiel, das er spielte, wurde komplizierter, als er es sich jemals hätte vorstellen können.

„Was habe ich getan?" murmelte er leise vor sich hin, während er sich langsam wieder auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer machte. Es gab noch viel zu tun, und die Nacht war noch lange nicht vorbei.

Der Vampirprinz, der EntführerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt