Bei mir Zuhause angekommen bin ich heilfroh, dass meine Eltern nicht da sind und mich nicht in diesem Zustand zu Gesicht bekommen. Eden bleibt noch einige Minuten mit uns, verabschiedet sich aber dann mit einem Blick, der mir klar macht, dass sie uns bewusst alleine lässt, damit Noah und ich in Ruhe reden können.Und auch wenn ich das absolut nicht befürworte, weiß ich, dass es sein muss. Früher oder später wird der Moment kommen. Ich kann nicht davor wegrennen. Und doch will ich gerade am liebsten alleine sein und weinen. Denn mir ist nach nichts anderem, als das.
Mein Herz fühlt sich so voll und schwer an und schreit danach, die Bürde von sich fallen zu lassen, doch ich weiß nicht wie.
"Setz dich, Lindy. Du zittert immer noch", sagt Noah mit rauer Stimme, während er mich Richtung Wohnzimmer führt und dann sanft auf die Couch drückt. Ich lasse es geschehen und atme tief durch, doch die Anspannung fällt einfach nicht von mir.
"Das Clara ihre Wut an dir rausgelassen hat, tut mir wirklich leid", flüstert Noah und sieht mich besorgt an. Er sucht meinen Blick, doch ich weiche seinem erfolgreich aus.
"Mir nicht. Sie hat schließlich alles recht dazu", antworte ich leise und erschöpft. Ich bin so unglaublich traurig, ich kann es nicht in Worte fassen.
"Nein, dass hat sie nicht. Zumindest nicht bezogen auf dich. Ich habe dich geküsst, und nicht andersrum. Und sowieso... sie hat mich nichts erklären lassen, es ist ja wirklich nicht so wie sie denkt. Es war ein einfacher Kuss zwischen besten Freunden. Das sie anders denkt ist verrückt", erwidert Noah und bricht mir mein Herz. Erneut. Dabei dachte ich, dass es bereits zerbrochen wäre, doch scheinbar ist es das erst jetzt.
Ich schlucke schwer und sehe Noah nun doch zögerlich an. "Bist du sehr sauer auf mich?"
Er zieht die Brauen verwirrt zusammen. "Warum sollte ich sauer auf dich sein?"
"Weil Clara wegen dem bescheuerten Kuss Schluss gemacht hat. Ich meine, du... du hast sie ja geliebt", erkläre ich, was Noah tatsächlich zum schmunzeln bringt.
"Selbst in so einer Situation denkst du an mich. Du bist echt süß, Lindy." Noah schenkt mir ein schwaches Lächeln. "Mach dir lieber Sorgen um dich. Du siehst echt nicht gut aus, du bist ganz blass und deine Hände sind kalt." Er greift nach meiner Hand und umschließt sie mit seiner. "Clara und ich waren sowieso nicht lange zusammen gewesen. Ich wusste noch gar nicht richtig, ob ich sie wirklich liebe. Klar, – ich mochte sie, aber Liebe... Ich denke nicht, dass ich in sie verliebt bin."
Ich sehe Noah an und schaffe es gar nicht mehr, meine Augen von ihm zu nehmen. Dann, aus dem nichts, beginnen die ersten Tränen zu fließen. Ich versuche sie mit aller Kraft zu unterdrücken, doch meine Augen brennen wie verrückt und mein Herz scheint unter Flammen zu stehen, denn es scheint als könnte keine Kraft der Welt meine Tränen stoppen.
So kommt es, dass ich kurze Zeit später zu weinen beginne. Während Noah denkt, dass ich wegen dem weine, was gerade passiert ist und wegen dem Fakt, dass ich mich vor Clara und der ganzen Schule blamiert habe, weine ich in Wirklichkeit wegen der Schuld und meiner unerwiderten Liebe. Weil das zwischen Noah und mir nie mehr so sein wird wie es einmal war. Weil ich unsere Freundschaft zerstört habe, wegen diesen verräterischen Gefühlen, die mir nichts als Leid gebracht haben.
"Hey, Lindy...", raunt Noah und zieht mich an seine Brust. Dort vergrabe ich mein Gesicht, da ich mich davor fürchte, dass er mir meine Gedanken anmerken kann. "Ich hasse es, wenn du weinst", sagt Noah dann und streicht mir mit einer Hand über meine Haare. Ich schluchze, doch halte mir die Hand vor den Mund, damit kein Wimmern folgt.
"Scheiß auf alle anderen. Du weißt wer du bist und das du nichts falsches getan hast. Glaub mir, ich werde den anderen klar machen, was wirklich Sache war. Niemand wird das Recht haben, dich auch nur schief anzusehen", versucht Noah mich zu beruhigen. Er seufzt schwer. "Und ich werde mit Clara reden. Sie wird dich in Ruhe lassen, mach dir keine Sorgen."
Ich nicke, da ich ihm glaube und da mich die anderen sowieso nicht interessieren.
Mir ist nur wichtig, was Noah von mir denkt.
Und das er nicht sauer auf mich ist, erleichtert mich ungemein.
Ich spüre, dass Noah sich verspannt, weswegen ich von ihm ablasse und zu ihm aufsehe.
Er versteht, dass ich gemerkt habe, dass was ist, da er die angestaute Luft ausstößt. "Ich hab gerade nur daran gedacht, dass Lewis sicher der war, der alles in der Schule verbreitet hat. Kein Wunder, der kleine Bastard war sauer, dass er nicht an dich rangekommen ist... Das er deine Lage nicht ausnutzen konnte." Noah verstummt Ende hin und fährt sich mit beiden Händen wütend übers Gesicht.
Ich verfolge der Bewegung mit den Augen, doch sage nichts. Tatsächlich kann ich mir gut vorstellen, dass es Lewis war, denn er wirkte sehr verärgert, als er an jenem Abend verschwunden ist, nachdem Noah mich geküsst hat. Ich wusste natürlich auch, dass Lewis etwas für mich übrig hatte, aber eigentlich habe ich ihn nicht für so einen verbitterten Typen gehalten.
"Er sollte lieber glücklich darüber sein, dass er keine Chance hatte, dich zu berühren. Denn sonst hätte er es mit mir zutun bekommen", fährt Noah nun fort. Es kommt mir fast so vor, als würde er mit sich selbst sprechen und so versuchen, seiner Wut freien Lauf zu lassen, denn er sieht mich überhaupt nicht an, während er spricht.
Ich bringe ihn zum innehalten, als ich meine Hand auf seinen Unterarm lege. "Bitte... lass uns jetzt nicht über Lewis reden."
Noah erwidert meinen Blick überraschend intensiv. Dann blinzelt er zweimal, ehe er nickt. "Ja... Du hast recht." Sein Blick fällt auf meine Hand, die noch immer auf seinem Arm liegt. Dann sieht er wieder direkt in meine Augen und in mir kribbelt es wie auf Befehl. "Ich frage mich, was er sich dabei gedacht hat. Hat er wirklich geglaubt, dass er bei einem Mädchen wie dir auch nur den Hauch einer Chance hat...?", murmelt Noah und mir wird ganz warm. Nein, vielmehr wird mir heiß. Denn plötzlich realisiere ich, wie nah mir Noah ist. Unsere Gesichter sind kaum von einander entfernt, ich würde glatt behaupten, dass wir die selbe Luft atmen. Als wäre es nun auch Noah aufgefallen, senkt sich sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf meine Lippen.
In mir steigt das Verlangen, den Abstand zwischen uns einfach zu überbrücken, indem ich mich einfach nur leicht vorlehne und meine Lippen auf seine lege.
Doch ich kann gar nicht länger darüber nachdenken oder gar den Entschluss fassen, da Noah plötzlich zurückweicht und Abstand zwischen uns aufbaut, indem er sich sogar von der Couch erhebt. Er legt sich seine Hand in den Nacken und reibt sich unbeholfen den Hinterkopf.
"Ich... Ich mache dir mal was zum Essen. Du musst ein bisschen was zu dir nehmen, dann wird es dir besser gehen." Mit diesen Worten macht er sich auf in Richtung Küche und lässt mich alleine.
Alleine mit tausenden von Gefühlen, Gedanken und Fragezeichen.
A/N:Guten Abend Freunde
Ich bin so stolz das ich so schnell ein Kapitel geschrieben habe 😂
Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat❤️
xoxo

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Friendzone ✓
Romance"Lindy..." Seine Stimme ist rau und weht wie ein Sandsturm über meine Lippen. "Wenn du mich noch einmal so ansiehst, besteht die Gefahr, dass ich vergesse, dass wir beste Freunde sind... Das darf niemals passieren."