Kapitel 13: Das Turnier zum Namenstag

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Seit dem Tod ihres Vaters waren bereits mehrere Tage vergangen, Tage, an denen die Schwestern weiterhin Geiseln in Königsmund waren. Ihre einzige Hoffnung war ihr Bruder Robb, den die Nordmänner zu ihrem König ausgerufen hatten und der mit einer gewaltigen Armee Richtung Süden marschierte. Bisher hatte er jede Schlacht gewonnen, die er geführt hatte, weshalb er schon bald ein wichtiges Druckmittel hatte: Jaime Lannister selbst.

Mit jedem Tag wuchs die Hoffnung der Mädchen, bald wieder in Winterfell zu sein, obwohl Lyanna sich angesichts ihres Umstandes und ihrer damit einhergehenden Verbindung zu den Lannisters nicht sicher war über ihre Rolle in diesem Krieg und in der Zeit nach dem Krieg. Während Tywin Lannister sich in den Flusslanden also mit Robb, dem König des Nordens, beschäftigte, hielt Joffrey Sansa ordentlich auf Trab. Wie ein kleines Kind, dass am liebsten mit einer einzigen Puppe oder Figur spielt, war Sansa Joffreys Lieblingsspielzeug. Immer wieder zwang er sie dazu, die Köpfe ihres Vaters und der Septa anzusehen, die auf den Mauern als Warnung mit Lanzen aufgespießt wurden. Einmal schien Joffrey diese Art der Folter nicht genügen, weshalb Sansa daraufhin mit einer blutigen Unterlippe zurück in ihre Gemächer kam. Als Vater noch Hand war, wohnten die Schwestern im Turm der Hand, jede von ihnen hatte ihr eigenes Zimmer und eigenes Bett, doch nachdem was passiert war, wurden sie ausquartiert. Zwei Zimmer, jedes in einem anderen Teil des Roten Bergfrieds. Da sich die Schwestern jedoch in der Hauptstadt aus gegebenem Grund nicht sicher fühlten, teilten sie das größere der beiden Gemächer. Sie schliefen sogar im selben Bett, wie sie es manchmal auch als kleine Kinder und auf dem Weg hierher taten. Getreu den Worten ihres Vaters, dass man nur als Rudel, also gemeinsam, überleben könne, versuchten Lyanna und Sansa Stärke und Durchhaltevermögen aus ihrem Zusammenhalt zu ziehen.

Es war an Joffreys Namenstag, als die Schwestern einem Turnier im Bergfried selbst beiwohnen mussten. Auch wenn sie ihn insgeheim verabscheuten, mussten sie den Schein wahren, Joffrey treu ergeben zu sein, weshalb besonders Sansa oft dazu gezwungen war, nicht nur ihren Vater, sondern auch ihren Bruder Robb zu verleugnen.

Sansa saß mit Joffrey unter einer Pergola, die in der Hitze der Hauptstadt Schatten spenden sollte. Lyanna, Prinzessin Myrcella und Prinz Tommen waren ebenso anwesend. Besonders für Lyanna war dieses Ereignis aufgrund der Temperatur anstrengend. Sie wollte Sansa jedoch nicht mit Joffrey allein lassen, deshalb hielt sie durch. Nacheinander duellierten sich die Ritter auf der breiten Mauer in grausamen Schwertkämpfen, wobei Sandor Clegane meist überlegener Sieger war. Immer wieder wurden neue Namen ausgerufen und zwei Männer mussten gegeneinander kämpfen. Unter ihnen auch Dontos aus den Hause Hollard, genannt Dontos der Rote. Er war ein Edelmann aus den Kronlanden, doch an seiner Erscheinung gab es nichts Edles. Er war betrunken und wankte deshalb fürchterlich, sein Brustharnisch war ihm aufgrund seiner Wampe viel zu klein und das darauf gemalte Wappen seines Hauses konnte man nicht mehr erkennen. Anstatt ihn wie die anderen gegen seinen Duellanten antreten zu lassen, fand es Joffrey eine gute Idee, ihn weiter trinken zu lassen. Ser Meryn, ein Ritter von Joffreys Königsgarde, steckte ihm einen Trichter in den Mund, während zwei andere Gardisten ihn festhielten und einer ein Fass Wein in den Trichter kippte. Beinahe wäre Hollard daran gestorben, hätte Sansa nicht interveniert. Sie erinnerte Joffrey nämlich an eine alten Volksglauben, dass der Namenstag eines Mannes sein restliches Leben bestimmen würde und es deshalb Unglück brächte, würde Joffrey an diesem Tag den Tod eines Mannes befehlen. Zustimmung erhielt sie dabei nicht nur von ihrer Schwester, sondern auch von Sandor Clegane, weshalb Joffrey den betrunkenen Ritter als Strafe und weitere Demütigung zu seinem Hofnarren machte und ihm somit das Leben schenkte.

Kurz darauf erschien ein unerwarteter Gast in Königsmund, Tyrion Lannister war nach seinem Besuch auf der Mauer, seinem unfreiwilligen Aufenthalt in den Himmelszellen von Hohenehr und einer Schlacht gegen die Starks zurückgekehrt, um stellvertretend für seinen Vater als Hand des Königs zu dienen. Bei ihm war ein Söldner, der Bronn hieß.

"Lady Lyanna, Lady Sansa, mein Beileid zu Eurem Verlust," sagte er zu den Schwestern, während sich Joffrey über seine Anwesenheit aufregte.

Seit der Enthauptung ihres Vaters war er an diesem Tag der erste, der das zu den Schwestern gesagt hatte. Nicht einmal aus Anstand hatte irgendjemand den Geschwistern bisher so etwas bekundet und an Tyrions Stimme konnte man sogar hören, dass es ernst gemeint war. Dieser simple Satz bedeutete für Sansa und Lyanna viel, denn für die beiden war es ein Zeichen, dass jemand in der Stadt war, der sie nicht hasste.

The Red Wolf of the NorthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt