Jaime war nicht der einzige, der Tywins Bedingungen zu Lyannas Arrest brach, den Tommen lud seine Tante zu einem Spaziergang durch die Gärten ein. Dort verfärbten sich bereits die ersten Blätter. Ein kühler Herbstwind rauschte durch die Baumkronen, der Lyanna an die Kälte des Nordens erinnerte. Tommen startete das Gespräch damit, indem er sich für die Untaten seines Bruders entschuldigte. Er erkannte, das Joffreys Handeln nicht gerecht war und maßgeblich zu den Kämpfen in Westeros beigetragen hatte. Im Laufe der Unterhaltung sollte Lyanna mit ihrer Einschätzung Recht behalten. Tommen war ein guter Junge, den sie gut leiden konnte und auch Tommen mochte seine Tante. Sie überraschte ihn mit ihrer trockenen und unbeirrbaren Art, Lyanna log ihn nicht an und schmierte ihm keinen Honig um den Mund. Tommen konnte ihr vertrauen, weshalb er schnell davon überzeugt war, dass Lyanna nichts mit Joffreys Ermordung zu tun hatte. Als er sie wieder in die Kinderstube zurückbrachte, war sie also wieder eine freie Frau, von jeglicher Schuld befreit.
Bei Tyrion hingegen sah es nicht so rosig aus. Er fristete weiterhin sein Dasein in den Schwarzen Zellen, die einzigen Lichtblicke waren dabei die gelegentlichen Besuche seines Bruders. Anders als Lyanna würde er nicht ohne einen Prozess freikommen, dafür hassten Tywin und Cersei ihn zu sehr. Die beiden würden sicher stellen, dass man ihn vor die Richtbank schleifen würde, egal ob unschuldig oder nicht. Das Verbrechen seiner Geburt reichte ihnen für ihr Urteil. Einzig Jaime hatte sich von ihm noch nicht abgewandt, obwohl auch er ihn nur besuchte, weil Lyanna ihn dazu überredet hatte.
Es war so weit. An diesem Tag sollte Tyrions Prozess beginnen. Dieses Ereignis wurde so sehr zelebriert, dass Lords und Ladys von überall aus den Kronlanden gekommen waren. Jeder trug sein bestes Gewand und den teuersten Schmuck, niemand wollte sich lumpen lassen. Sie alle drängten sich in den Thronsaal. Einige von ihnen mussten die Wachen sogar hinausschicken, so überfüllt war der riesige Raum. Auch Lyanna sah zu, jedoch von der Galerie, von der aus nur die Damen des Hofes zusehen durften. Sie sah hinunter auf Tommen, der mittlerweile gekrönt war und auf dem Thron saß, während sie Tyrion in Handschellen hineinbrachten. Danach stand er auf und zog sich zurück. Man führte Tyrion auf die Anklagebank, ein Podest, das gegenüber des Eisernen Thrones aufgebaut war. Danach kamen die drei Richter in den Saal. Tywin Lannister war als Hand des Königs der erste. Er nahm am Thron selbst Platz. Zu seiner rechten saß Maes Tyrell und zu seiner linken Oberin Martell. Jaime stand etwas abseits. Bevor die Verhandlung offiziell begann, gab Tywin seinem Sohn die Chance, zu gestehen. Doch Tyrion plädierte auf seine und Sansas Unschuld.
Als ersten Zeugen rief die Krone Ser Meryn Trant auf. Dieser erzählte mit Freuden von dem, was nach dem Aufstand von Königsmund passiert war. Er berichtete, Tyrion habe Joffrey beleidigt, ihn ins Gesicht geschlagen und in mit Aerys verglichen. Außerdem hatte Tyrion dem Ritter selbst den Tod angedroht, würde er Joffrey verteidigen. Tyrion versuchte natürlich, diese Sachverhalte zu erklären. Damals beim Aufstand wollte Joffrey Lyanna und Sansa den wütenden Massen überlassen und er wollte ihn nur davon überzeugen, dass Joffrey sie hätte retten lassen sollen. Außerdem hätte er Trant nur bedroht, weil dieser die damals schwangere Lyanna vor dem Hof verprügelt hatte, doch man hörte ihm nicht zu. Stattdessen trat Großmaester Pycelle als zweiter Zeuge auf.
Pycelle erklärte, dass man ihm mehrere Gifte, darunter auch das Gift, welches für Joffrey verwendet wurde, gestohlen hatte. Man fand es bei der Leiche von Ser Dontos, bei der auch Sansas Kette, die sie zur Hochzeit trug, lag. Wieder versuchte Tyrion, sich und auch Sansa zu verteidigen.
Cersei und Varys, die als nächste Zeugen ihre Aussagen tätigten, konnten Tyrion nicht wirklich entlasten.
Nach Varys wurde der Prozess pausiert. Eine Gelegenheit, die Jaime nutzen wollte, um im Namen seines Bruders mit ihrem Vater zu verhandeln. Wenig später stieß er zu Lyanna, die das Spektakel seit Beginn an von der Galerie beobachtete. Er erklärte ihr, dass er mit seinem Vater einen Handel abgeschlossen hatte, um Tyrions Leben zu verschonen. Immerhin wurde auch ihm damals vergebe, als er seinen König ermordet hatte. Würde Tyrion gestehen, würde Tywin ihm gestatten, zur Nachtwache zu gehen und so einem Todesurteil zu entgehen. Dafür versprach Jaime seinem Vater, dass er die Königsgarde verlassen würde und gemeinsam mit Lyanna und Julen nach Casterlystein gehen würde, um dort seinen rechtmäßigen Platz als Erbe seines Vaters einzunehmen. Würde alles wie geplant verlaufen, würden die drei bereits am Tag nach dem Prozess aufbrechen, weshalb gab er den Auftrag, Lyannas Besitz reisefertig zu machen. Die Idee, fernab vom Hofe zu leben, gefiel Lyanna, auch wenn sie ihr neues Heim immer weiter von ihrem geliebten Norden entfernen würde. Anders als Jaime vielleicht erwartet hatte, stimmte Lyanna seiner Idee zu. Obwohl sie vorab gerne davon gewusst hätte, fand sie es nobel von ihm, das für seinen Bruder zu tun, vor allem, weil sich Jaime damit gegen Cersei stellen musste.
Danach verschwand Jaime wieder nach unten, wo er Tyrion kurz vor Ende der Unterbrechung von seinem Handel erzählte.
Als fünften und letzten Zeugen rief die Krone jemanden auf, von dem Lyanna und Tyrion glaubten, dass dieser jemand nicht mehr auf dem Kontinent wäre. Es war Shae. Sie war so verletzt, dass sie das Gericht nach Strich und Faden anlog, denn sie erzählte die wildesten Verschwörungstheorien über Tyrion und auch Sansa. Ein mörderisches Liebespaar sollen die beiden gewesen sein. Als Oberyn sich wunderte, weshalb sie das alles wüsste, offenbarte Shae, dass sie Tyrions Hure war und dass er sie wie Kriegsbeute gestohlen hatte.
Je mehr Shae erzählte, desto zorniger wurde Tyrion. Schlussendlich ließ er seiner Wut freien Lauf und schlug damit das Angebot seines Bruders endgültig aus. Stattdessen forderte er ein Urteil durch Kampf.
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The Red Wolf of the North
FanfictionMein Name ist Lyanna, älteste Tochter des Lord Eddard Stark und Lady Catelyn Tully. Das ist meine Geschichte, die Geschichte des Roten Wolfes des Nordens."