Kapitel 49

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Wie angekündigt wollte ich am Morgen wieder eine Runde durch den Stadtteil von Berlin joggen gehen, um ein wenig in die Gänge zu kommen. Daher klingelt mein Wecker auch wieder viel zu früh, für die Aktion, die in der Nacht noch passiert ist, aber dennoch bin ich schnell wach und stelle den Wecker aus. Dadurch ist Chris zum Glück nicht wach geworden und auch danach gebe ich mir größte Mühe, damit er von all dem nichts mitbekommt und verschwinde leise im Badezimmer. Dort liegen auch noch unsere Sachen rum und ich entscheide mich dafür, dass ich die jetzt noch zur Seite weglege, damit wir uns später nicht drum kümmern müssten. Anschließend mache ich mich nur ein wenig frisch, öffne meine Haare, um sie anschließend in einen Zopf zu binden und meine Sportsachen müsste ich noch aus meinem Koffer holen, um sie mir anziehen zu können.

Als ich allerdings wieder ins Zimmer schleiche, meinen Koffer schon ins Visier genommen habe, damit ich mir das nötigste daraus nehmen könnte, schaue ich einmal zur Seite und sehe auch, dass Chris an seinem Handy hängt, mich bemerkt und zu mir sieht. Aufgesetzt lächelt er mich an, legt sein Handy auf seiner Brust ab, während ich ihn mir ein wenig genauer ansehe. Dabei muss ich nicht mal fragen, warum er bitte wach ist, oder ob ich daran schuld sein würde. Bevor ich nämlich dazu kommen könnte, seufzt er ein wenig, legt seinen Kopf wieder ab, wonach er sich doch richtig aufsetzt und mit seiner Hand einmal durchs Haar streicht, damit er mich ordentlich ansehen kann.
Chris: Ich war vorher irgendwie schon wach, habe die Nacht kaum ein Auge zubekommen."
Besorgt schaue ich zu ihm hin, kaue leicht auf meiner Lippe rum und kann den Blick gar nicht von ihm abwenden, wobei er meinen aktiv meidet. Mit seiner Hand greift er sich in der Decke fest, rauft diese ein wenig zusammen und zuckt danach nur leicht mit der Schulter, weil keiner mehr etwas sagt oder sagen will.
Chris: Mach dich ruhig fertig, geh deine Runde laufen. Ich warte hier auf dich."
Einmal schaue ich zu meinen Koffer hin, wo oben drauf noch mein Pullover für die Arbeit liegt, darunter meine Sportsachen, die ich für die Tage eingeplant hatte. Allerdings gehe ich nicht weiter darauf zu, sondern zum Bett, damit ich dort nach der Hand von Chris greifen und ihn ein wenig weiter raus ziehen kann. Zumindest versuche ich das.
Juliette: Komm, lass uns hier lieber entspannt frühstücken gehen."
Chris: Aber..."
Juliette: Ist egal, wirklich. Du bist mir wichtiger."

Es kommt mir zuerst so vor, als würde er darüber gar nicht lächeln wollen, da er eigentlich nicht will, dass er mir Probleme macht. Aber scheinbar freut es ihn, dass ich das für ihn mache. Und ich weiß auch, dass er das gleiche für mich machen würde, hat es zu vielen Momenten immer wieder auch bereits bewiesen. Da ich es allein nicht schaffen würde, lässt Chris auch zu, dass ich ihn weiter aus dem Bett zerre, bis er eigenständig aufsteht. Kurz legt er seine Hand an meinen Kopf, schaut mich an, hat wieder dieses schwache Grinsen auf den Lippen, aber lässt mich dann doch nochmal wieder zurück, um sich seine Sachen zusammen zu suchen. Aus dem Bad nehme ich mir nur meine Arbeitshose, bevor ich mich im Zimmer umziehe und er sich im Bad für den Tag fertig macht. Natürlich braucht er einen Moment länger, aber als ich gerade meine Schuhe zubinde, kommt er auch wieder zu mir raus.

Während Chris sich nun auch die Schuhe anzieht, nehme ich aus meinen Koffer noch wieder den Pullover der Crewmitglieder raus und ziehe mit den über, weil meine Jacke ja noch in der Arena ist und Chris wir seinen Mantel selbst benötigen. Zuletzt nehme ich mir noch meinen Armreif, lege den mir wieder ums Handgelenk und merke dann, als ich wieder aufschaue, dass Chris mich mit seinen frechen Grinsen ansieht. Bevor ich fragen, oder ihn eine Beleidigung an den Kopf werfen kann, zeigt er mit der Hand auf mich und muss sich sein Lachen verkneifen.
Chris: Findest es wohl ganz toll, immer wieder meinen Pullover zu tragen, oder July?"
Einen Augenblick schaue ich an mir herab, weil ich das nicht mal gewusst habe. Seitdem er mir den letzten in seiner eigentlichen Größe bestellt hatte, allerdings mit den Namen »July« darauf, weiß ich nie, welchen ich genau aus den Schrank gekramt habe.
Juliette: Du hattest ihn mir auch einfach überlassen, dein Pech."
Lachend schüttelt er seinen Kopf, geht danach zu den Kleiderhaken und nimmt sich seinen Mantel, zieht ihn sich wieder über und legt sich seine Tasche auch noch über die Schulter, bevor er zu mir sieht. Die letzten Sachen stopfe ich noch in meine Hosentasche, gehe währenddessen langsam auf die Tür zu und werde von Chris noch abgehalten, als er meinen Arm festhält und mich im nächsten Moment zu sieht zieht, sodass ich leicht gegen seinen Körper pralle und gleich zu ihm aufschaue, um fragen zu können, was das soll. Allerdings komme ich dazu gar nicht, weil er gleich seine Lippen sanft auf meine legt, mich einen Moment gefühlvoll küsst, wo ich zuerst nur erstarrt bei ihm stehe, bis ich mich unter ihn und seinen Gefühlen fallenlasse.

Verhalten lächelt er mich anschließend an, als wir uns wieder ein wenig voneinander lösen. Dabei merke ich gleich, dass ich wieder ein wenig rot geworden sein muss und seinem Blicken kann ich sowieso dann nicht lange standhalten, wende meinen Kopf von ihm ab. Danach lässt er meinen Arm auch wieder los, geht weiter zur Zimmertür und schließt diese auf, hält sie fest und schaut über die Schulter zu mir zurück. Anhand dessen fordert er mich auch auf, dass ich mit ihm das Zimmer jetzt verlassen soll, damit wir los können und ich komme dieser stummen Bitte gleich nach. Über die Flure und den Fahrstuhl, durch das kleine Foyer hindurch verlassen wir das Hotel und orientieren uns einen Moment, bis wir einen Weg einschlagen und dem nachgehen.

Sonderlich viel ist hier in der Gegend einfach nicht, daher hatten wir auch nicht die Auswahl und haben uns schlussendlich irgendwo niedergelassen, wo wir etwas zusammen essen können, bevor wir wieder zur Arena müssen. Nach seinem ersten Kaffee am Morgen ist Chris auch etwas besser ansprechbar und wirkt allgemein wacher. Warum er die Nacht schlecht geschlafen hat, kann er mir nicht genau sagen und auch wenn ich glaube, dass er mich diesbezüglich anlügt, ich belasse es dabei. Stattdessen beiße ich nochmal von meinem Hörnchen ab – die größte Auswahl hatte ich nicht gerade – und höre Chris dabei zu, wie er von einem zum anderen Thema innerhalb kürzester Zeit wechselt.
Chris: Ich schreibe dir später einfach auch, wenn Yvonne bei mir ist."
Zuerst kann ich nicht innerlich verknüpfen, was ich bitte mit seiner Stylistin zu tun haben sollte, bis mir doch wieder einfällt, dass ich vor einigen Tagen bei etwas zugestimmt hatte, was ich dachte, niemals wieder zu tun. Mir irgendwie meine Haare zu färben. Dieses aufgesetzte Lächeln, was meine Lippen ziert, bemerkt er gleich und versucht es mit seinem freudigen Grinsen zu vertreiben.
Chris: Das wird super July, mach dir da keine Gedanken. Das wird an dir gut aussehen."
Wenn du das sagst, mache ich mir gleich weniger Gedanken darüber...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt