Kapitel 51

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Für die restliche Zeit, die ich hier noch bleiben muss, bevor ich Schluss habe, setze ich mich wieder auf meinen Platz, schaue einmal über das, was Kyra hier geschafft hatte und beantworte ihr auch wieder die Fragen, die bei ihr in der Zeit aufgekommen sind, wo ich bei Chris hinter der Bühne gewesen bin. Dabei schreibt sie auch wieder viel mit, fragt ein oder zwei Dinge nochmal genauer nach, aber relativ schnell ist da alles wieder geklärt.

Und wie am Tag zuvor schreibe ich erneut eine kleine Zusammenfassung, was am Abend bei den Proben noch wieder von Matze und Martyn gemacht werden müsste, weil wir das nicht geschafft haben, oder weil die entsprechenden Illusionen nicht geprobt wurden. Dabei gebe ich mir auch Mühe, dass alles gut lesbar ist, checke einiges wieder an meinem Mac oder auf dem Mischpult und notiere es danach. Zum Überlegen machen ich einen Moment Pause, rolle mit meinen Stuhl ein Stück zurück und krame aus meiner Hosentasche wieder nach meinem Haarband, weil ich mir mein Haar wieder zusammenbinden kann, da es trocken genug ist.
Levi: Hat dich dein Schatzi auf die Idee gebracht?"
Auch wenn ich zu ihr hinsehe, Levi hebt keinen Augenblick ihren Blick, nachdem sie meinen Freund angesprochen hat. Innerlich würde ich am liebsten genervt oder zynisch antworten, aber entscheide mich dagegen, bleibe freundlich und ruhig.
Juliette: Ich bin selbst auf die Idee gekommen. Hatte mal wieder Lust auf was anderes."
Nachdem ich das ausgesprochen habe, hält sie einen Moment inne, stoppt ihre Arbeit, damit sie anschließend doch einmal zu mir aufschauen kann. Dort habe ich es gerade auch geschafft, dass ich alles zusammengebunden bekommen habe und ziehe das nur noch einmal fest zusammen. Ihr prüfender Blick geht einmal darüber, bevor sie sich auf die Lippen beißt und sich wieder an ihre Arbeit wendet.
Levi: Sieht gut aus."
Juliette: Danke?"

Kyra und ich schauen und verwirrt an. Wir beide zucken nur mit den Schultern und schütteln unverständlich mit den Köpfen, weil wir es auch nicht wissen und auch nicht verstehen. Dabei tut sie mir gerade auch sehr leid, weil sie sich mit dieser Levi das Zimmer teilen muss, seitdem wir hier in Berlin sind und auch alle weiteren, die folgen sollten, wird sie immer wieder mit ihr zugeteilt bekommen. Vielleicht liegt das Problem aber einfach nur bei mir und Chris.

Wie immer kommen die beiden Männer pünktlich zu uns, sodass ich Martyn und Matze nur kurz einweisen muss, was den Tag über so gewesen ist und anschließend haben sie auch schon einen guten Überblick, schließend sich einen Moment mit Vito kurz, der die Ablöse für Levi ist, und wir Räumen in der Zeit auch wieder unseren Platz. Endlich kann ich meine Jacke mit von hier wegnehmen, mein iPad im Hotelzimmer einmal laden und...
Martyn: Juliette?"
Mein Blick geht zu ihm rüber, mit einer Handbewegung zeigt er auf meinen Sender, der sich wieder meldet und anstatt den in die Hand zu nehmen, wende ich meinen Blick gleich nach vorne zur Bühne hin, wo ich den verlegenen Blick von Chris erahnen kann. Lachend schüttle ich meinen Kopf, lasse meinen Kram wieder auf den Boden oder den Tisch fallen, bevor ich auch meine Jacke wieder über meinen Stuhl hängenlasse.
Juliette: Ihr könnt ohne mich gehen, ich muss nochmal nach vorne."
Für Levi eine Einladung, dass sie gleich wieder geht, wohingegen Kyra nochmal wieder winkt, etwas lächelt und die Augen aufgrund von Levis Verhalten verdreht, bevor auch sie geht und die Arena verlässt. Martyn und Matze nehmen nun Platz und ich gehe durch den Mittelgang durch zur Bühne. In der Zeit schließe ich wieder alle meine Taschen an der Hose, damit ich nichts verliere und schaue einmal wieder auf die Uhr, wobei es noch recht früh ist. Heißt auch, dass die Proben noch eine Zeit in Anspruch nehmen werden. Den Plan für heute kenne ich zwar nicht auswendig, aber einiges steht noch an.

Vorne angekommen braucht es nicht lange, bis Chris sich von seinen Bruder abwendet, um über die Treppe zu mir runterzukommen, vor mir stehenzubleiben, als ich angekommen bin. Ahnend, was kommen wird, lächle ich ihn ein wenig an, wobei er wieder typischerweise in diese peinliche Stille anfängt zu lachen und eine Hand an seinen Hinterkopf legt, bevor er mit der Sprache rausrückt.
Chris: Würdest du noch wieder auf mich warten, July?"
Ich muss da gar nicht lange überlegen, sondern kann gleich nicken und merke auch, dass er dadurch etwas entspannt. Über die Schulter schaut er einmal zu seinen Bruder zurück, der noch immer mit anderen Dingen beschäftigt ist, seine Abwesenheit gar nicht so richtig wahrnimmt, bevor Chris sich wieder an mich wendet.
Juliette: Kann ich mich einfach mit hier vorne hinsetzen?"
Einige Cases für unsere Technik stehen dort und mir würde das ausreichen. Außerdem kann ich immer noch wieder gehen, sollte es mir zu unbequem werden, aber Chris scheint von Beginn an seine Bedenken zu haben.
Juliette: In deiner Kabine schlafe ich nur wieder ein. So kann ich mir das ein bisschen ansehen, was ich sonst immer verpasse."
Auch wenn Chris lacht, ich merke, dass er erschöpft von dem ist, was der Tag bisher gebracht hatte. Ich meine, ich bin immerhin nach meiner Schicht schon durch und bereit für den Feierabend und er hängt quasi noch eine zweite hinten dran. Und auch wenn er es lieber hätte, würde ich hinten warten, er stimmt mir zu. Weil er zu gut weiß, dass ich stur bleiben würde.

Zuerst habe ich eine Zeit auf einer Case gesessen und mir die Mühe gemacht, nicht an die Arbeit zu denken oder immer wieder zu Martyn und Matze zu rennen, weil mir irgendeine Idee gekommen ist, die wir uns dringend merken müssten. Als so langsam die Müdigkeit präsenter wurde, habe ich die Rollen einer solchen Case geschlossen, mich auf den Boden gesetzt und dagegen gelehnt. Eigentlich hätte ich im Vorhinein schon wissen können, dass das mein Todesstoß sein wird, aber ich hatte wohl noch Hoffnung. Ja, zwei oder drei Nummern habe ich noch verfolgt, habe meinen Kopf irgendwann abgelegt und meine Augen sind mir dann auch zugefallen.

An meiner Schulter wird leicht geruckelt, eine Hand streicht mir mein Haar hinters Ohr und allmählich werde ich wieder wach, schaue rauf und in die Augen von Chris. Mittlerweile trägt der auch schon wieder seinen Mantel, hat seine Tasche neben uns abgestellt und selbst meine Sachen hat er mit vorgeholt, damit ich nicht nochmal laufen müsste.
Juliette: Ich bin wieder eingeschlafen..."
Mir ist das nicht peinlich, ich kann sehr gut darüber lachen und reibe mir mit den Händen über meine Augen, während auch mein Freund etwas lachen muss, bevor er mir eine Hand reicht, die ich, als ich fertig bin, annehme, sodass er mich auf die Beine ziehen kann.
Chris: Vor einiger Zeit schon. Es ist bald halb zwei, aber jetzt können wir zurück und auch gleich ins Bett."
Juliette: Das klingt tatsächlich sehr verlockend."
Wirklich richtig bei mir bin ich gar nicht. Chris hilft mir dabei, mir meine Jacke anzuziehen und trägt zusätzlich auch meine Tasche auf seiner Schulter, weil ich sie liegenlassen habe. Auf den Weg zum Hotel hatte er einen Arm um mich liegen und meinen Kopf hatte ich immer wieder an seine Schulter gelehnt, und hätte dabei wieder einschlafen können. Daher ist es auch kein Wunder, dass ich, als wir im Zimmer waren und uns für die Nacht fertig gemacht hatte, auch gleich in seinen Armen wieder eingeschlafen bin...

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