Kapitel 62

17 3 0
                                    

Auch wenn einige Stunden vergangen sind, ich habe zu schnell gemerkt, dass ich mich von meinen Gefühlen wieder hab verleiten lassen, die ich schlich unterdrücken wollte und am Ende leide ich darunter, weil ich meine Grenzen nicht sehe und mich versuche mit Alkohol und zu vielen Drinks innerlich und gefühlstechnisch zu betäuben. Wenn ich genug getrunken habe, höre ich ihre Worte nicht mehr, spüre ich nicht mehr ihre verletzende Art und merke nicht mehr, dass ich mich selbst immer weiter verliere.

Leonie weicht mir nicht von der Seite, aber weil sie noch auf Hannah wartet, die gerade auf Toilette gegangen ist. Danach wollten sie wieder auf die Tanzfläche, während ich mich am Tisch mit meinen Drinks beschäftige. Wenn wir einmal in den Raum schauen, sehen wir beide auch weiter hinten wieder Levi, die sichtlich mit einem Mann flirtet. Früher hätte ich sie um den beneidet, aber mittlerweile kann ich lächelnd meinen Blick von dem abwenden, weil ich weiß, wen ich zu Hause habe und wer dort auf mich wartet.
Leonie: Levi scheint nicht locker zu lassen, oder?"
Juliette: Sie weiß schon, wie sie einen Mann rumbekommt, wenn sie es drauf anlegt."
Nur einen einzigen, würde sie niemals bekommen. Meinen. Ich trinke wieder etwas, habe noch einen letzten Schluck darin übrig und stelle das Glas wieder ab, hebe meinen Blick zu Leonie, die irgendwie auch auf mich aufzupassen scheint. Sie beobachtet mich, meine Bewegungen und als ich einmal lächle, wendet sie ihren Blick wieder zu der Szene hinter mir ab, die sie mit ihren Blicken eigentlich schon ausreichend kommentiert.
Leonie: Levi scheint nicht begeistert zu sein."
Über die Schulter schaue ich zu ihr zurück und sehe, dass der visierte Mann sich bei ihr entschuldigt und es scheint so zu sein, dass er sie gerade abgewiesen hatte und jetzt zur Seite weg zeigt, wohin er auch abhaut. Der Blick, den sie mir danach zuwirft, würde mich mal wieder Köpfen, würde ich ihn weiter beachten, aber ich schaue lieber weg.
Juliette: Nicht wirklich. Sie scheint abgewiesen worden zu sein."
Leonie: Und ich kann mir auch denken, wieso."

Bevor ich da überhaupt Nachfragen stellen könnte, merke ich, was sie gemeint haben muss. Augenblicke später steht eben dieser Mann neben mir am Tisch, hält noch etwas Abstand und lächelt mich freundlich an. Ich wage mich ebenfalls an eines, lasse mein Glas ausnahmsweise mal los und merke gleich, dass er leicht nervös zu sein scheint.
Mann: Hey, ich habe dich hier an der Seite gesehen und wollte fragen, ob ich dich vielleicht auf einen Drink einladen dürfte? Vielleicht könnte wir uns etwas kennenlernen?"
Juliette: Das ist echt lieb von dir, aber ich habe einen Freund."
Ich habe schon verschiedene Reaktionen zu Gesicht bekommen, wenn man einen Typen abweist. Von komplett verständnisvoll und höflich, bis hin zu beleidigend und herablassend, da war alles mal mit bei. Dieser Mann lächelt mich aber einzig wieder an, geht nochmal einen Schritt zurück und zeigt mir einer dezenten Handbewegung, dass er dafür Verständnis hat und nicht weiter stören möchte.
Mann: Hey, alles klar. Aber ich musste zumindest mal fragen."
Und gleich danach geht er auch wieder in der Masse unter. Leonie und ich schauen uns an, ich zucke mit den Schultern und sage noch etwas, wie, dass es auch nette Männer geben kann, bis sich jemand zu uns gesellt, um ihr Glas noch zu leeren.
Levi: Zufrieden, dass du wieder die Nummer eins bist und jeden Typen bekommen könntest, den du willst, würdest du nur wollen?"
Sprachlos stehe ich neben ihr, bekomme kein Wort hervor und auch Leonie scheint mit der Situation überfordert. Und bevor ich nur an irgendeinen Konter denken könnte, verlässt uns Levi mit einem wütenden Ausdruck und geht weiter nach vorne.

Es reicht mir jetzt! Auch wenn ich mir nicht wieder Mut antrinken sollte, mein Glas leere ich noch schnell, bevor ich ihr nachlaufe. Durch die Menschen muss ich mich etwas drängeln, versuche sie immer wieder im Auge zu behalten und nicht zu verlieren. Mir tut es leid, dass ich so unhöflich zu einigen der Gäste bin, aber das ist mir gerade wichtiger. Und irgendwann, nach wenigen weiteren Schritten, kommen wir beide am vorderen Teil des Clubs an, wo die Musik leiser ist und wo die Menschen weniger sind, sodass wir auf einer freien Fläche relativ für uns gesehen stehen.

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt