Kapitel 44

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Als ich mich umdrehte, blickte ich direkt in grüne Augen. In die grünen Augen, in denen ich vor zwei Minuten noch dachte meine gesamte Zukunft zu sehen. In denen ich dachte Liebe erkennen zu können, die nur mir gilt. Doch jetzt? Ich fühle mich so verraten, dass ich anfange sie zu hassen.

"Zemer ist alles okey? Was ist passiert? Warum hast du Alena geschlagen?", kommt er fragend auf mich zu und möchte mich an meinen Armen festhalten, doch ich ziehe sie weg. Ich kann seine Berührungen nicht mehr ertragen. Hat er sie auch so angefasst? Mein Herz schlägt so schnell und laut, dass ich beinahe meine eigenen Gedanken kaum höre. "Was ist passiert?", fragt er dieses Mal etwas skeptischer, als könnte er ahnen, was gerade vor sich gefallen ist. "Wo warst du immer, als du zu spät nach Hause gekommen bist?", frage ich vorsichtig und hebe meinen Blick das erste mal seitdem er reingekommen ist. Meine Stimme ist erstaunlicherweise fest und laut. Ich weiß nicht woher mein Körper diese stärke hernimmt, aber ich bin mehr als froh darüber. "Wie...was meinst du Zemer?", fragt er mich leise. "Du weißt ganz genau was ich meine. Wo warst du, als du mir immer gesagt hast, dass du arbeiten oder mit Freunden unterwegs bist?", man konnte den Druck in meiner Stimme deutlich hören. Meine Wut gegenüber der Demütigung, die ich durch ihn erlitten habe, war im Moment stärke, als die Realisierung, was er mir tatsächlich angetan hat. "Ich war arbeiten oder mit Freunden, wie gesagt. Zemer warum fragst du so komische Dinge?", "Dardan, ich frage dich noch ein Mal und gnade dir Gott, wenn du mich anlügst. Wo Warst Du?", ich versuche den Blickkontakt mit ihm zu halten, aber er weicht meinen Blicken aus, was die Theorie nur bestätigt. Alena hatte recht.

"Ich war arbeiten, warum soll ich dich anlügen?", ruft er schon fast frustriert, was mich aus Verzweiflung auflachen lässt. Ich stehe auf und greife nach der nächstbesten Vase und werfe die direkt neben Dardan. "Du schämst dich nicht! Du schämst dich einfach kein Stück mir weiter dreist ins Gesicht zu lügen! Du schämst dich nicht, mich in das gleiche Haus zu bringen, in dem die Schlampe ist, die du gefickt hast!", ich mache eine Pause, während ich ihm näher komme und auf seine Reaktion warte. Er sieht schockiert hoch und schaut mich jetzt erst richtig an. "Das....das...", ich lasse ihn nicht weiter ausreden. "Du besitzt die Dreistigkeit mir zu sagen, dass ich keine richtige Ehefrau bin und meinen Pflichten nicht nachkomme, weil ich nicht mit dir schlafe. Und das konnte ich nur nicht, weil ich Monate lang vergewaltigt wurde, damit du nicht getötet wirst. Du willst mir was von ehelichen Pflichten erzählen?! Du hast mich schuldig fühlen lassen, weil du kein Sex hattest, obwohl du es die ganze Zeit mit Alena getrieben hast?! Und dann sagst du mir allen ernstes ich soll nichts glauben, was Alena mir sagt, weil sie uns nur auseinander bringen möchte! Und jetzt erklär mir ganz genau, warum ich dich nicht hier auf der Stelle töten sollte!", mit jedem Satz steigt meine Wut, die man von außen deutlich zu spüren bekommt. Ich stehe keinen Zentimeter vor Dardan und schaue ihn voller Hass an. Er schaut hingegen runter. Er hat nicht ein Mal seinen Blick gehoben.

Ich kann es nicht fassen. Vor mir steht der Mann, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen wollte. Der Mann, der mich hätte beschützen müssen. Der Mann, der mich hätte glücklich machen müssen. Aber stattdessen? Kam der größte Verrat meines Lebens von ihm. Nicht meine Eltern oder Blerim. Nicht einmal die haben mir ansatzweise das angetan, was Dardan mir gerade angetan hat. "Mira, es...es war ein versehen.Ich schwörs dir... ich....", "Ein Versehen? Erklär mir mal bitte, wie man aus Versehen fremdgehen kann? Bist du auf einer Banane ausgerutscht und währenddessen hat sich deine Hose ausgezogen und dann ups... bist du direkt in Alena gelandet? Oder wie kann ich es mir vorstellen, wie man aus Versehen fremdgeht?", "Kannst du aufhören dich lustig zu machen? Ja, ich weiß ich habe scheiße gebaut. Ich weiß, dass man nicht aus Versehen fremdgehen kann, aber ich war so deprimiert, weil du mich abgewiesen hast. Mehrere Male. Und dann war ich im Büro. Da kam Alena und ich habe sie am Anfang abgewiesen wirklich ich schwöre es dir, aber als sie immer weiter gemacht hat und sich plötzlich schon an mir gerieben hat... man Ermira ich bin auch nur ein Mann und ich hatte so Druck und du wolltest nicht und dann ist es einfach passiert. Es tut mir leid wirklich.", ruft er schon fast frustriert. Ich weiß gerade gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Im Moment bin ich Gott so dankbar für diese Stärke, die er mir verleiht und mich nicht weinen lässt. "Ah okey, aber du sieht nicht den Fehler, dass es schon so weit kommen konnte, dass Alena sich an deinem verfickten Schwanz reibt?! Und es ist ja nicht nur ein Mal passiert! Wie oft hat sie es denn noch geschafft dich 'aus Versehen' ins Bett zu bekommen?", "Ermira...ich..", "Nichts Ermira ich! Habt ihr es in unserer Wohnung getrieben, als ich nicht da war?! Oder vielleicht noch besser in unserem Bett!?", so laut wie ich schreie, müssten es Dardans und Alenas Mutter auch mitbekommen haben, was mir aber im Moment so egal ist. "Das war nicht so...das...", "WIE OFT!?", frage ich jetzt mit mehr Nachdruck, da ich kurz vorm Ausrasten bin. "In der Wohnung nur zwei Mal.", gibt er kleinlaut von sich. Wie konnte ich so blind sein? Wie konnte ich das nicht bemerken? "Nur", gebe ich lachend von mir.

Ich packe Dardan am Kragen und zwinge ihn mich anzuschauen. Wir stehen wenige Zentimeter voneinander. "Ich packe jetzt meine Sachen und fahre zu meinen Eltern. Du kannst gerne deinen Urlaub mit deiner Schlampe hier weiterführen, aber wenn ich in unserer Wohnung bin, bist du verschwunden und deine ganzen Sachen auch. Ich möchte nicht ein einziges Haar von dir in dieser Wohnung wiederfinden. Hast du mich verstanden? Du hast drei Tage Zeit und dann hörst du von meinem Scheidungsanwalt.", mein Ton ganz ruhig, aber man konnte meine Ernsthaftigkeit deutlich hören. Er wollte gerade etwas sagen, aber ich kann mir keine seiner Lügen oder Erklärungen mehr anhören. "Sag am besten gar nichts dazu. Nichts und Niemand auf dieser Welt kann mich noch dazu bringen auch nur einen Tag länger mit dir zu verbringen. Du hast mich gedemütigt. Du hast keinen Funken Respekt vor mir. Und ich bereue nichts mehr, als dass ich dachte, du könntest besser sein als Blerim. Ihr Männer Seid doch alle gleich. Du wusstest, was ich durchgemacht habe und hast mich trotzdem betrogen.", mit diesen Worten lasse ich von ihm ab und wende mich meinem Koffer zu. Ich werfe die paar Sachen, die ich ausgepackt habe einfach irgendwie da rein und hoffe einfach das alles passt. Dardans Blicke spüre ich schon meinen Rücken durchlöchern, aber das ist mir gerade egal. Ich muss nur irgendwie aus diesem Haus kommen, ohne zu weinen und dann kann ich meinen Emotionen freien lauf lassen.

Als alles gepackt war, wollte ich ohne Dardan einen Blick zu würdigen aus dem Zimemr raus, aber er hält mich am Handgelenk fest. "Ermira, Zemer bitte..", "Lass mich los! Find dich damit ab, es ist schließlich deine eigene Entscheidung gewesen.", gebe ich noch von mir ohne ihn anzusehen. Ich ertrage sein Anblick nicht mehr. Er hat mich so sehr verletzt. Von Dardan hätte ich das niemals erwartet. Vielleicht war es ja ein Fehler seinerseits. Ich glaube ihm, dass er mich geliebt hat, wirklich, aber anscheinend war es nicht genug.

Unten angekommen, sieht mich Nana Lume mit Tränen in den Augen an. "Hast du es gehört?", frage ich sie leicht beschämt, da ich Worte benutzt habe, die ich so vor ihr nicht sagen würde. Sie nickt nur und fängt an zu weinen, während sie mich in ihre Arme zieht. "Nane, ngom (hör mir zu). Ich werde mich niemals von dir abwenden. Niemals. Du kannst nichts dafür, dass du einen Idioten als Sohn hast. Ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Du warst eine Mutter für mich, als ich keine hatte und das werde ich dir niemals vergessen. Meine Türen stehen dir immer offen, aber du musst akzeptieren, dass Dardan und ich nie wieder ein Paar werden." Sie drückt mich noch fester an sich. "Es tut mir so leid qika jem (meine Tochter). Dardani m'ka myt n'ven qe ma ka marr qiken teme (Dardan hat mich getötet, da er mir meine Tochter genommen hat). Ich hoffe nur, dass du nicht böse auf mich bist und dich nicht von mir abwenden wirst.", sagt sie weinend in meinen Armen. "Niemals Nane, niemals", mit den Worten lies ich sie los und setzte mich in Dardans Auto.

Und erst hier realisierte ich was wirklich gerade passiert ist. In Dardans Auto drei Straßen vor meinem Elternhaus. Mein Mann ist mir fremdgegangen und ich habe gerade meine Ehe beendet. Dass ich wahrscheinlich für keine Ehe gemacht bin, habe ich mir schon immer gedacht, aber dass sie nicht mal ein Jahr halten würde, nicht. Und da waren sie. Die Tränen, die ich gerade so perfekt zurückhalten konnte. Meine Wut wandelte sich gerade in Trauer und Schmerz und erst jetzt bemerkte ich, wie tief mich dieser Verrat getroffen hatte. Die Luft bleibt mir zum Atmen weg und ich versuche auf allen Wegen an Luft zu gelangen. Meine Nägel kralle ich in meine Oberarme und lasse meinen Kummer raus. Ich schreie meine ganze Trauer heraus und mache mir absolut keine Gedanken darum, was die Nachbarn von mir denken könnten.

Nach einer Zeit fahre ich die letzten paar Meter bis zum Haus meiner Eltern. Zu klopfen traue ich mich aber nicht, also verbringe ich weitere 20 min damit, still die Haustür meiner Eltern zu beobachten. Meine Mutter öffnet die Tür und sieht mich schockiert an, als sie mich komplett aufgewühlt und verweint sieht. Ich bringe nur ein leises "Mama" heraus, bevor ich in ihre Arme falle und das weinen wieder von vorne beginnt.

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nach meiner langen Pause bin ich heute mal etwas aktiver..

Was hält ihr von dem Kapitel? oder eher gesagt von Dardan
Wie fandet ihr Ermiras Reaktion?
Schreibt mir gerne eure Meinung dazuuuuu

Und nicht vergessen, lasst viel Liebe da <3333

So nah und doch so fernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt