Okay, Leute, seid ihr bereit?
Viel Spaß (hehehe)Bis sie sprachen, vergingen noch mehrere Stunden, weil Julian ein Telefonat mit dem König führen musste. Als er es geschafft hatte, seinen Vater abzuwimmeln, hatte sich das Wetter geändert. Draußen riss Wind an den Steineichen, Ginsterbüchen und Thymiansträuchern, die die Küste säumten. Nur die Flügel vor der Terrasse würden sich keinen Milimeter bewegen. Sie hingen immer noch nicht über dem Kamin, vor dem sie jetzt saßen, vielleicht, weil Finja Arete besseres zu tun hatte, vielleicht, weil Julian sie ihr immer noch nicht überlassen hatte. Julian hatte einmal mehr starken Schwarztee gemacht. Er reichte Cress eine silberne Zuckerdose, damit sie mehrere gehäufte Teelöffel hinein rühren konnte. Zucker gab es nicht viel in den Narben, auch wenn man Joker einer Gilde war. Julian rührte Milch in seinen Tee.
„Die Erinnerung, die wir aus den Narben gestohlen haben ... war nicht die des Wissenschaftlers."
Cress setzte die Tasse ab, die sie gerade an die Lippen geführt hatte.
„Was?", fragte sie.
„Das hier ist die Erinnerung des Wissenschaftlers."
Julian hob eine kleine Schmuckschatulle hoch, ließ sie aufschnappen und zeigte ihr den Kristall, der darin lag.
„Die Erinnerung, die du um den Hals trägst, ist gebrochen. Einen Teil haben wir aus dem großen Gedächtnis stehlen lassen. Einen Teil haben wir beide aus den Narben geholt."
Cress stellte ihre Teetasse weg.
„Wieso habt ihr mich angelogen?"
„Wir wussten es nicht besser. Bis wir die Erinnerung aus den Narben der Protektorin übergeben haben. Du trägst zwei Steine um den Hals."
Cress hatte schon bevor er es gesagt hatte den Stein betrachtet, der auf Höhe der unteren Spitze ihres Brustbeins hing. Die Bruchstücke passten perfekt zusammen, deshalb war es ihr nicht aufgefallen. Nur eine schmale gezackte Linie war zu sehen.
„Das ergibt keinen Sinn", sagte sie.
„Ich fürchte schon."
„Woher habt ihr die andere Erinnerung dann?"
„Aus dem großen Gedächtnis. Entweder ist es sehr großer Zufall, oder jemand hat die Erinnerung des Wissenschaftlers als Tarnung benutzt. Dabei wohl unterschätzt, was das für Wellen auslöst. Ich habe die Möglichkeit nicht einmal in Betracht gezogen, weil es so eine absurde Taktik ist. Sie hatte zumindest Teilerfolg. Wir wussten nicht, was sie gestohlen haben."
Cress musterte ihn zweifelnd.
„Ist das meine Erinnerung?", fragte sie und hielt den Stein an ihrer Kette hoch. „Seid ihr euch sicher?"
Julian nickte.
„Ob ich mir sicher bin, ist irrelevant, die Protektorin hat es bestätigt. Beide Splitter passen zusammen und sie haben das Datum deiner Passage."
Cress starrte mehrere Momente ins Feuer.
„Das heißt, immer gesetzt dem Fall, dass Ihr mich nicht anlügt, wir beide sind in die Narben gestiegen und ich bin beinahe gestorben, um meine eigene Erinnerung zu stehlen?"
Julian antwortete nicht, wobei sie auch ein Nicken seinerseits nicht gesehen hätte aus diesem Winkel.
„Das ist Wahnsinn", sagte Cress. „Wieso taucht zufällig die Hälfte meiner Erinnerung irgendwo in den Narben auf? Als hätte sie dort auf mich gewartet. Du erwartest nicht, dass ich dir glaube, nicht wahr?"
„Es ist kein Zufall."
Cress sah ihn an. Er hatte die Finger verschränkt und ließ sie nicht aus den Augen.
DU LIEST GERADE
Skythief - Gefallene Sterne [2024 Version]
Science FictionIn den Narben, tiefen Schluchten am Rande der Hauptstadt eines Imperiums in der Zukunft, ist Cress Cye als rechte Hand eines Verbrecherfürsten gefürchtet. Die alten Monster, die dort in den Tiefen leben, kennt sie gut. Doch als eines davon so viel S...