Kapitel 2

56 0 0
                                    



Luca verließ das Zimmer und ging den Flur entlang. Seine Gedanken rasten – was hatte er gerade gesehen? Amelia sah Clara ähnlich, aber da war etwas anders an ihr, etwas, das ihn nicht losließ. Er konnte sich nicht erinnern, wie er in diesem Teil des Hauses gelandet war, und die Situation machte ihn unruhig.

Im Zimmer drehte sich Clara langsam zu Amelia um. "Was hat er hier gemacht?" fragte sie, ihre Stimme zitterte leicht, obwohl sie versuchte, ruhig zu bleiben.

Amelia zuckte mit den Schultern, aber ihre Augen verrieten, dass auch sie sich nicht wohl fühlte. „Er hat sich wohl verlaufen. Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen musst."

Doch Clara ließ sich nicht so leicht beruhigen. „Er hat sich verlaufen? In diesem Haus? Und dann ausgerechnet in deinem Zimmer? Das ergibt keinen Sinn."

Amelia schaute zur Seite und biss sich auf die Lippe. „Clara, bitte, lass es gut sein. Er ist weg, und es ist nichts passiert."

Aber Clara wollte nicht locker lassen. Sie kannte Amelia zu gut, um zu wissen, dass sie etwas verheimlichte. „Amelia, was ist los? Du weißt, dass du mir alles sagen kannst."

Amelia zögerte, doch bevor sie antworten konnte, hörten sie draußen Schritte. Es klang, als würde jemand den Flur entlangschleichen. Clara und Amelia hielten den Atem an und lauschten. Die Schritte kamen näher und näher, dann blieben sie abrupt stehen.

Clara fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. „Ist das Luca?" flüsterte sie.

Amelia schüttelte den Kopf, ihre Augen weiteten sich vor Angst. „Das ist nicht Luca. Diese Schritte... ich kenne sie nicht."

Die Tür öffnete sich langsam, und eine Gestalt trat in den Raum. Es war nicht Luca. Es war jemand, den weder Clara noch Amelia je zuvor gesehen hatten – ein Fremder mit kalten Augen und einem geheimnisvollen Lächeln.

„Wer bist du?" fragte Clara, ihre Stimme fest, obwohl ihr Herz hämmerte.

Der Fremde trat näher, seine Schritte laut auf dem Holzboden. „Keine Sorge," sagte er mit einer tiefen, ruhigen Stimme. „Ich bin hier, um sicherzustellen, dass nichts Unerwartetes passiert."

Amelia spürte, wie eine Welle der Furcht über sie hereinbrach. „Was... was meinst du?" stammelte sie.

Der Fremde lächelte wieder, doch es war ein Lächeln ohne Wärme. „Sagen wir einfach, dass es Geheimnisse gibt, die besser verborgen bleiben."

Clara spürte, wie eine Gänsehaut ihren Rücken hinaufkroch. „Wir wollen keine Probleme. Geh einfach und lass uns in Ruhe."

Der Fremde schüttelte den Kopf, als ob er Claras Worte belustigend fand. „Ihr versteht nicht," sagte er leise. „Ihr seid bereits Teil von etwas Größerem. Etwas, das ihr nicht einfach ignorieren könnt."

Der Fremde betrachtete Clara und Amelia einen Moment lang mit einem unergründlichen Blick, bevor er sich langsam umdrehte und zur Tür ging. „Denkt daran, was ich gesagt habe," murmelte er, als er die Tür öffnete. „Manche Dinge sollten besser unentdeckt bleiben." Ohne ein weiteres Wort verschwand er leise aus dem Zimmer und ließ die beiden Mädchen in einer unangenehmen Stille zurück.

Clara war die Erste, die sich wieder bewegte. Sie atmete tief durch, ihre Hände zitterten leicht. „Amelia, ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich werde herausfinden, was dieser Kerl wollte. Das hier ist nicht normal."

Amelia nickte nur, immer noch zu erschüttert, um etwas zu sagen. Sie spürte eine seltsame Leere in ihrem Magen, die sich mit jedem Moment verstärkte.

Clara ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu Amelia um. „Versuch, vorsichtig zu sein, okay? Ich bin in der Nähe, falls etwas passiert." Mit einem besorgten Blick verließ sie das Zimmer, ihre Schritte hallten leise im Flur wider.

Amelia stand allein da und starrte auf die Tür, die Clara hinter sich geschlossen hatte. Ihr Herzschlag hatte sich kaum beruhigt, als die Tür plötzlich wieder leise aufschwang. Luca trat langsam ins Zimmer, seine Augen fest auf Amelia gerichtet.

„Luca?" flüsterte Amelia, ihre Stimme voller Überraschung. „Was machst du hier?"

Luca schloss die Tür hinter sich und trat näher. „Ich konnte nicht einfach gehen," sagte er mit einer Intensität in seiner Stimme, die Amelia durch und durch ging. „Da ist etwas an dir... Ich kann es nicht erklären, aber ich musste zurückkommen."

Amelia fühlte, wie ihr Puls erneut schneller wurde. Die Verwirrung und Angst von vorhin wurde  nun zu einer ganz anderen Art von Spannung. „Luca, ich... ich weiß nicht, was du meinst..."

Doch bevor sie weitersprechen konnte, war Luca bereits bei ihr. Er hob eine Hand und strich sanft über ihre Wange, seine Augen suchten ihren Blick. „Amelia," flüsterte er, „ich kann dich nicht aus meinem Kopf bekommen. Irgendetwas zieht mich zu dir."

Amelia spürte, wie ihre Knie weich wurden, als er näher kam. Ihre Gedanken rasten, aber bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, spürte sie seine Lippen auf ihren. Der Kuss war sanft, fast zögerlich, als ob Luca Angst hatte, sie zu erschrecken. Doch als Amelia sich ihm hingab, wurde der Kuss leidenschaftlicher, als ob sich beide in diesem Moment vollkommen verloren hätten.

Für einen Augenblick verschwanden alle Ängste und Unsicherheiten, und es gab nur noch sie beide in diesem Raum. Die Welt außerhalb des Zimmers existierte nicht mehr, und die Ereignisse des Abends verblassten in der Hitze des Augenblicks.

Im Schatten des HassesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt