Im letzten Regal

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Man fand selten Menschen, die ein Büchergeschäft betraten und direkt zum hintersten Regal gingen

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Man fand selten Menschen, die ein Büchergeschäft betraten und direkt zum hintersten Regal gingen. Daher war ich ein wenig schockiert, als ich meinen üblichen Weg zu meinem Lieblingsregal in meinem Lieblingsbücherladen einschlug, und ich plötzlich nicht allein war. Der Fakt, dass diese Person noch dazu mein Lieblingsbuch in der Hand hielt, ließ mich kurz erstarren.

Ich grüßte den Mann freundlich, so wie ich es bei jedem tat. Ich hatte gelernt, dass ein einfaches „Hallo" vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Doch nicht bei diesem Mann, denn stattdessen zuckte er aus Schreck zusammen.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte ich mich. Offensichtlich war er so in die erste Seite meines Lieblingsbuches vertieft gewesen, dass er mein Auftauchen nicht bemerkt hatte.

„Alles gut, ich bin sehr leicht zu erschrecken", meinte er. Ich bemerkte seine Grübchen, als sich ein süßes Lächeln in seinem Gesicht breit machte. Sie ließen seine eher kantigen Merkmale weicher wirken.

„Mir geht es genauso", erzählte ich ihm, „Ich habe letztens im Bus am Weg zur Arbeit gelesen, und als eine Person gefragt hat, ob sie sich neben mich setzen darf, habe ich einen halben Herzinfarkt bekommen."

Das brachte ihn zum Lachen. Es war diese Art von Lachen, bei dem man nicht anders konnte als mit einzusteigen.

„Übrigens, du hast mein Lieblingsbuch in der Hand", teilte ich ihm mit, als wir uns beruhigt hatten.

„Salt to the Sea?" fragte er erstaunt, "Ich habe vor heute noch nicht davon gehört."

"Du musst es unbedingt lesen, es ist ein wirklich tiefgründiges Buch, das über einen Schiffunfall erzählt, wo mehr Menschen gestorben sind als bei der Titanic," erklärte ich, „Trotzdem wissen die wenigsten davon." Ich nutzte jede Gelegenheit, um mein Lieblingsbuch weiterzuempfehlen, selbst einer fremden Person.

„Wenn du das sagst, muss ich es wohl lesen", beschloss er und der Satz bewirkte, dass mich ein leichtes Kribbeln durchzuckte. „Ich bin übrigens Niklas."

„Schön dich kennenzulernen, Niklas", antwortete ich.

„Verrätst du mir nicht deinen Namen?"

„Werde ich dich wiedersehen?"

„Natürlich, schließlich muss ich dir ja meine Meinung über das Buch sagen," versicherte er mir mit einem Schmunzeln.

„Ronja", verriet ich ihm und lächelte in mich hinein. Ich hatte Niklas von dem Moment an gemocht, als ich ihn mit meinem Lieblingsbuch in der Hand gesehen hatte. Er war nicht wie die meisten Männer, die ich kannte. Um überhaupt anzufangen, las er, was wenige taten. Noch dazu schien er unglaublich nett, süß, lustig und kein bisschen arrogant, obwohl er mit seinen dichten blonden Haaren und rehbraunen Augen äußerst gut aussah.

„Ronja, hast du heute Zeit?"

„Fragst du mich gerade um ein Date?"

„Du kannst normale Fragen nicht wie ein normaler Mensch beantworten, oder?", lachte er, und ich spürte, wie meine Wangen erhitzten. Es war eine schlechte Gewohnheit von mir, Fragen mit einer Gegenfrage zu beantworten. 

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