4, Keine Liebe... :/

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Juliens POV

Es war ein Tag wie jeder andere als ich, wie jeden zweiten Dienstag, in Rezos Wohnung einbrach. Er war, wie verabredet, in diesem Moment bei einem wichtigen Dreh für meine Hauptvideos, weshalb ich sicher wusste, dass er nicht zuhause sein würde, wenn ich seiner Wohnung einen kleinen Besuch abstatten würde. Eventuell würde man sich fragen, weshalb ich es überhaupt für nötig hielt dort zu sein, statt bei dem Dreh meiner eigenen Videos anwesend zu sein. Die Antwort auf diese Fragen war für mich recht einfach zu formulieren: Spark. Es gab neulich einen neuen Restock im Store, und ich wusste, dass Rezo seit dem Vorfall mit dem Stift keine der neuen Pieces kostenlos an mich schicken würde. Ich MUSSTE sie stehlen, es gab keinen anderen Weg an kostenlosen Merch zu kommen, und ich konnte mir den Dreck nicht leisten. Ich hatte noch immer Schulden, welche mich jeden Tag an so manche unverzeihbaren Taten der Vergangenheit erinnerten. Schulden, welche mich in ihrer Millionenhöhe auf einem Seil tanzen ließen, welche mich bedrohlich über meinem Untergang schwanken, taumeln und baumeln ließen, für ein unsichtbares Publikum, welches meinen Sturz in die endlosen Tiefen lachend erwartete. Schulden, welche allein Thomas' Schuld waren, als er sich mit meinem Account vor einigen Jahre etliche Liter von Belle Delfines Badewasser bestellte, um dieses daraufhin in einem Mix aus Muttermilch und Rotwein mit Rezo halbnackt in meinem Bett zu exen. 

Anyway, ich ging also nun durch die Flure und versuchte mich nicht zu verirren, was mir in diesem geraden Gang doch recht schwer fiel; ich ging auf und ab, ohne zu realisieren, dass ich noch immer im gleichen Flur lief. Dies ging für eine halbe Stunde so weiter, bis ich plötzlich einen Blick in Rezos Küche warf. 

Ich erblickte einen Teller, welcher auf der Ablage neben seinem vergammelten Schneidebrett lag. Zuerst ging ich davon aus, dass er ihn, nachdem er etwas gegessen hatte, faul stehen gelassen hatte; jedoch sah ich, als ich näher trat, dass dies nicht der Fall gewesen sein hätte war wollen wäre Konjugation von sein, war. Es lag etwas goldbraun geröstetes auf dem Teller - nein - es lag jemand goldbraun geröstetes auf dem Teller. Ihre Kruste erinnerte mich etwas an die letzten Sonnenstrahlen eines wohligen Sommertags, welche mit ihrer Wärme mein schnell schlagendes Herz berührten. Dieses... Prachtwerk, war nicht nur ein Stück Toast, welches Rezo vergessen hatte zu essen, so wie er oft einfach so in Mitten einer Tätigkeit vergaß, was er gerade machen wollte, wo er war, wer er war und warum er existierte. Dies passierte zwar schon relativ oft, jedoch wusste ich genau, dass selbst er erkennen konnte, was eine Schönheit seine Augen segnete, wenn er das Brot betrachten durfte. Dieser Toast hatte Charisma, Character, Leidenschaft, Lust, Liebe, Stil, Würde und... eine Seele. Hinter ihren nicht existierenden Augen erkannte ich ihre Seele, welche mich verwunschen, bittend, einlullend und verführerisch dazu aufforderte, sie von ihrem Teller zu nehmen und zum Schlafzimmer zu begleiten. Kurz gesagt: Dieser Toast war einfach scheiße geil.

Für einen Moment huschte Turtelinda durch meinen Kopf; ich sah eine Erinnerung von uns vor meinem inneren Auge, welche mein letztes Treffen mit meinem verlobten Vogel visuell verkörperte. Ich entschied mich jedoch dazu, die Gedanken an meine Verlobte konsequent zu verdrängen, während ich Toastina in meine Arme nahm und ins Schlafzimmer führte...

Mir war unklar, ob man es als den größten Höhepunkt, oder Tiefpunkt meines Lebens bezeichnen sollte, als ich den Höhepunkt mit einem Stück Brot erreichte.

*Klick*

Die Haustüre.

FUCK.

Ich zog mir schnell meine mit Herzchen und Schleifchen bestickte Boxershorts an, als ich die Schritte, welche sich dem Schlafzimmer immer weiter näherten, endlich hörte. Es war eine Mischung aus einem schnellen, wiederholten "klack, klack, klack" und einem wütenden Stampfen. Rezos verführerisch rote Stilettos und seinen unverwechselbaren Hüftschwung beim Laufen würde ich überall wiedererkennen, auch wenn ich ihn in diesem Augenblick noch nicht sehen konnte. 

Die Panik ergriff mich, und ich tat das, was ich immer tat, wenn ich panisch wurde: ich warf mich wuchtvoll und elegant mit einem lauten Bauchklatscher auf den Boden und fing an die Robbe zu machen.

Rezo riss vor mir die Tür auf und schaute sich kurz fassungslos im Zimmer um, bevor er die Situation verstand und mich mit Tränen in den Augen anstarrte.

"Wie könntest du mir das nur antun?!" 

Mein Herz brach ein wenig, während mein bester Freund anfing schluchzend zu twerken, was er immer tat, wenn er frustriert war.

"Rezo es... Es tut mir so leid, ich wollte nicht-"

Ich erhob mich vom Boden und schaute den Blauhaarigen verzweifelt an, jedoch schnaubte er nur wütend und wandte seinen Blick von mir ab, als könne er es nicht ertragen, mich zu sehen.

"Halt dein scheiß Maul Julius, ich rede mit meiner Freundin."

Als er meinen legal echten Namen sagte, wusste ich, dass ich still sein musste, während Rezo seiner gebackenen Freundin reichlich verbale Mittelfinger in die Nase stopfte. Auf seinem Weg sie aufzuheben schubste er mich zur Seite, woraufhin ich 10 Meter weiter weg an die Wand klatschte.

"Nach allem was wir durchgemacht haben, Toastina... Ich habe dich geliebt! Ich hab geplant dich zu heiraten, sogar Kinder zu bekommen! Und du betrügst mich mit einem Typen, der sich als Job verkleidet und den Affen für Kinder in seinen Videos spielt?!"

Etwas gekränkt spürte ich das Verlangen dazu mich ein wenig zu verteidigen.

"Okay, danke, is ja nich so als ob ich direkt neben dir stehen würde-"

Ungestört fuhr er fort.

"Ich hab einen verfickten Ring für dich gekauft, Tina... Ich habe dich meinen Eltern vorgestellt, habe dir alles gegeben und noch mehr, ich hab dir sogar Zugang dafür gegeben Nindo zu benutzen!"

Ich hob geschockt meine Hände vor den Mund, um mich selbst daran zu hindern hysterisch zu kreischen.

"Wow, Nindo einfach so zu verraten is wirklich abgrundtief ekelhaft..."

Meine Worte klangen wie ein Krächzen in meinem Rachen als ich sie sprach, da mir bewusst war, dass Rezo seine Wut momentan nicht unbedingt auf die eigentlich verantwortliche Person richtete, weshalb ich vermeiden wollte, dass er bemerkte, dass ich derjenige war, der seinen Toast gefickt hatte.

"Ich weiß... Niemand sollte mich oder Nindo so missbrauchen..."

Rezos Verzweiflung und Wut schienen sich stagnierend zu steigern, während ich mental abwesend meine Muskeln flexte. Plötzlich öffnete er jedoch das Fenster und warf seine Brotscheibe auf den Boden der Straße. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei, aber dann erblickte ich eine gewisse Tauben Dame, welche plötzlich anfing wutentbrannt an dem Toast zu picken. Linda kam um die Frau, mit welcher ich sie betrogen hatte, nun endgültig zu entsorgen.

"Linda! Nein, bitte friss sie nicht, es war nur ein einmaliges Ding, du musst sie deswegen nicht fressen!"

Verzweifelt versuchte ich sie verbal daran zu hindern weiter zu picken... Es brachte nichts.

Heulend nahm ich Rezo in meine muskulären und definierten Arme, nachdem er das Fenster deprimiert schloss. Wir umarmten uns flennend in seinem Schlafzimmer, ich in meiner Unterwäsche, Rezo in seinen stilvollen Stilettos. Meine Hand lag auf seinem Arsch, und seine heftig überproportionale Hand wickelte sich mehrfach um meine Taille. 

Wtf. 

1146 Wörter

Kp Junge ich komm aufs Leben auch net klar.

Meine Freundin Turtelinda (Julien Bam x Taube)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt