Ja, Klar.

11 3 3
                                    

Ich mochte diesen Tag. Strahlend blauer Himmel, die Vögel sangen wundervolle Melodien. Ich trug meinen Rucksack lässig nur auf einer Schulter, um ein wenig moderner zu wirken. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich hatte schon die ganze Welt gesehen, alles erlebt, oder gesehen, was ich je wollte. Doch gab es immer wieder Personen, Gegenstände oder auch simple Gerüche, die einem die Welt von einer ganz neuen Seite zeigten. Heute Morgen hatte ich meine neue Duftkerze, die nach Lavendel roch, angezündet und hatte es einfach nur genossen. Als ich aus meiner Wohnung ging, fühlte ich mich wie der fröhlichste Mensch der Welt. Es war doch wirklich verrückt oder? Eine einzige Duftkerze, konnte die Stimmung, den Zustand eines Menschen verändern. Die Kerze hatte mich dazu verleiten, Eyeliner zu tragen. Er saß ich meinem Augenwinkel, winzig klein, sodass man nur von nahem, den schwarzen Strich erkennen konnte. Ich war mir noch unsicher, wie die Linien verlaufen sollten, da ich mich mit solchen Sachen nicht wirklich auskannte, doch ließ mich der Lavendelgeruch mutig werde., Ich hatte es ausprobiert und ich fühlte mich.. Unerreichbar. Ich liebte das Gefühl des Selbstbewusstseins, das man ab und zu hatte. Es konnte ein Ring sein, den man von einer geliebten Person bekam, ein neuer Look, vielleicht auch einfach nur ein paar neuer Schuhe. Der weg zu meiner Universität war langweilig. Immer. Die Straßen waren voller Leute, die auf dem Weg in die Arbeit waren oder ihre Kinder in die Schule brachten. Sie hatten Stress, eilten an einem vorbei, rempelten, bemerkten es aber nicht mal. Ich mochte sowas nicht. Man konnte meinen, ich war die Ruhe in Person. oder einfach nur Verrückt, wie mein bester Freund sagen würde. Wir tickten beide ziemlich verschieden, was unsere Privatleben anging. Er wurde vom Chaos angezogen, legte es darauf an, Ärger zu machen, ich war das genaue Gegenteil. Zumindest dachte ich so von mir. Selten Partys, wenige Unternehmungen, die Ruhe im Chaos. Wir passten wie Yin und Yang. Ich genoss das wilde, dass er in mein Leben brachte und er genoss die Ruhe, die auch ihn manchmal in ihren Bann zog. Ich liebte ihn. Die Universität die ich betrat, hatte einen leicht muffigen Geruch, den sie sicherlich von der riesigen Bibliothek im ersten Stock hatte. Ich mochte den Geruch, da er mich in Ekstase versetzte. Ich liebte Bücher, zwar nicht besonders Liebesromane, oder Krimis, nein, ich lebte für die Literatur. Alte Bücher, ihre Bedeutung, die manchmal ein echtes Rätsel sein konnten. Selten aber doch kam es vor, das ich auch auf Latein etwas las. Ich konnte Latein und fand die Sprache wundervoll. Wenn man sich dachte, dass so viele Sachen auf sie zurück greifen mussten, war man erstaunt. Aaron hingegen hasste Latein. Er hatte es früher in der Schule lernen müssen und hatte sich vor jedem Test gedrückt, da er aus Wiederwille nicht gelernt hatte. Manchmal gab ich ihm Nachhilfe, doch konnte man bei seinem Sturschädel schnell die nerven verlieren und ich ließ es bleiben. Ich belegte das Studienfach Sprach-, Kulturwissenschaften. Aaron hingegen hatte etwas völlig anderes, da er Erziehungs-, Bildungswissenschaften studierte. Er liebte Kinder. er war als Teenager oft babysitten gegangen, da er so gerne Zeit mit den fröhlichen Menschen verbrachte. So hatten wir uns gefunden. Er war bei mir zuhause aufgekreuzt und behauptete, er solle hier Babysitten. Ich war außer mir gewesen, da ich ja zuhause war und selber auf meinen kleinen Bruder aufpassen konnte, doch dann erinnerte ich mich daran, dass ich an diesem Tag zu früh von der Schule gegangen war und meine Mutter erst später mit mir gerechnet hatte. So kam es, dass wir zu dritt spielten. Mit kleinen Plastikautos, Bauklötzen und Lego. Es war der lustigste tag gewesen, denn ich seit langem erlebt hatte. Es war der beginn von mir und Aaron gewesen und ich hatte meiner Mutter jeden Abend, im Stillen gedankt. Der Kurs in dem ich saß, langweilte mich, da es der unnötigste von allen war. Ja, ich mochte Bücher, Latein und meine Ruhe, obwohl ich einundzwanzig war und trotzdem, hatte ich immer wieder, keinerlei Lust auf die Kurse. Und ein Streber war ich schon gar nicht. Würde man mich von früher erkennen, würden einem die Augäpfel aus den Höhlen fallen, da ich, nicht wiederzuerkennen war. Früher, war ich anders gewesen, so wie Aaron. Man konnte mich auf jeder Party, mit irgendeinem Mädchen knutschen sehen. Doch, als ich zu mir selber fand, zu meinen Hobbys stand, veränderte sich viel. Ich brauchte nicht die ganze Zeit meine Zunge in dem Mund eines anderen Menschen zu stecken. Ich brauchte nicht mehr die viele Aufmerksamkeit die mir immer geschenkt wurde, ich war glücklich mit mir selbst. ich ging aus dem Kurs. Die Mitschriften konnte ich mir von jemand anderem ausborgen, doch hielt ich es nicht länger da drinnen aus. Es wurde mir zu eng. Zu viele Gedanken die ich mir machte. Ich umklammerte fester den Träger meines Rucksacks und ging mit schnellen Schritten auf die Toilette. Ich ging in eine Der Kabinen, legte meinen Rucksack neben mich auf den Boden und lehnte mich über den Rand der Toilette. Es war hart. Selbst, der fröhlichste Mensch, war nicht der Glücklichste. jeder hatte seine Geschichte und nicht immer war sie gut. Ich war erledigt. Die vielen Krankenhaus besuche machten müde, sie saugten die letzten Fetzen an Kraft aus mir, bis nur noch meine Hülle blieb. Ich hasste das Krankenhaus, vor allem seit ich so viel damit zu tun haben musste. meine Mutter war krank. Sie hatte Lungenkrebs der inoperabel war. Sie hatte die Diagnose vor einem Jahr bekommen. Sie war ruhig geblieben, hatte sich einen Plan gemacht, was sie noch alles machen wollte und war damit umgegangen, als wäre es nur ein einfacher Heuschnupfen. Man Verdammt! Sie hatte die Nachricht bekommen bald zu sterben und ihre einzige gezeigte Emotion war Freude?! Diese komische Art, alles positiv sehen zu können, hatte ich auf jeden Fall von ihr geerbt. Dieses Jahr das man ihr noch versichert hatte, würde genau in zehn Tagen vorbei sein. Und man merkte jede einzelne Sekunde, in der es ihr immer schlechter ging. Manchmal kam ich ins Krankenhaus und das einzige, dass ich dort tun konnte war mich neben ihr Bett zu setzen und vorsichtig ihr Hand in meine zu schließen und zu beten, dass Sie friedlich von uns gehen würde. Ich hasste den Zustand in dem sie war. Sie hing an einer Atemmaske, die sie nicht absetzten durfte, was ihr das reden unmöglich machte. Sie konnte nicht mehr wirklich gehen, da sie an so viele verschiedene Geräte angewiesen war, dass es egal war, in welchem Zustand ihr Körper sich befand. Sie fragte mich jeden bescheuerten Tag, mit weinerlichen Stimme, ob sie nicht noch ein einziges Mal raus konnte. Und jedes verdammte mal, sagte ich ihr: "Vielleicht morgen, Mama. Vielleicht Morgen." Und Jedes mal brach es mir das Herz. Sie sah mich aus ihren glasigen Augen traurig und müde an, und oft bildete ich mir ein, darin den Tod zu sehen. Es war keine Gestalt, etwa sowas wie ein leichter Schatten, der sich über ihre blauen Pupillen legte. Und jeden Tag, an dem ich das Krankenhaus verließ, hatte ich Angst den Anruf zu bekommen und mitgeteilt zu bekommen, das meine Mutter tot war. Nachdem ich meinen ganzen Mageninhalt entleert hatte, blieb ich noch ein wenig auf dem ekeligen Toilettenboden sitzen. Gerade als ich aufstehen wollte, wurde die Tür aufgerissen und jemand kam mit schnellen Schritten herein. Ich nahm meine Hand von der Klinke und wollte warten, bis die Person wieder weg war. Doch wollte es das Universum anders. "Elia, bist du da?" fragte eine tiefe Männerstimme die ich nur zu gut kannte. "Ähm, Ja? Was ist denn?", fragte ich, doch entging selbst mir nicht, wie unsicher meine Stimme klang. Leider kannte mich Aaron zu gut. " Komm sofort raus und erzähle mir, was verdammt nochmal passiert ist." Ich wusste das ich keine Chance hatte, weswegen ich von dem schon warm gewordenen Boden aufstand und mit bedauern feststellte, dass ich beschissene Rückenschmerzen bekommen würde. Wie in Zeitlupe öffnete ich das Schloss und drückte die Klinke herunter, nur um sofort in Aaron sein Gesicht zu blicken. Zuerst sah er verwirrt aus, doch als er mein blasses Gesicht, die Toilette und eins und eins zusammen zählte, kam Chaos über sein sonst so ruhiges und emotionsloses Gesicht. als ich nichts sagte und peinlich berührt auf den Boden sah, ergriff er wieder das Wort. "Du weißt das ich gerade in meinem Kurs sitzen sollte, genauso wie du. Also, sag mir was los ist. Jetzt." Kein einziges Wort verließ meinen Mund. Den sonst wäre ein großer Unfall passiert den ich gerade noch so verhindern konnte. Ich drehte mich abrupt um und lehnte mich zum zweiten Mal an einem Tag über die Kloschüssel, die mir irgendwie ans Herz wuchs. Als sich mein Würgereiz wieder halbwegs beruhigt hatte, drehte ich mich so weit ich konnte um und röchelte :" Geh. Verpass deine wichtigen Kurse nicht." Ich hatte wirklich keine Lust, dass er wegen mir so viel nachholen musste und da ich wusste, dass Aaron sowieso viel zu oft den Unterricht schwänzte. "Ich werde meinen besten Freund sicher nicht kotzend alleine auf der Unitoilette lassen. Komm. Ich fahre dich jetzt nachhause." Aaron trat hinter mich um unter meine Achseln zu greifen und mich vorsichtig hoch zu heben. Ich wollte seine Hände wegschlagen, doch fiel ich bei dem Versuch sofort in mich zusammen. "L-lass mich los. Geh, zu deinen Kursen.", grummelte ich vor mich hin. Aaron ignorierte mich gekonnt und schnappte sich meinen Rucksack. Wie hatte ich sowas verdient? Als wir draußen am gang ankamen, atmete ich beruhigt auf, als ich niemanden sehen konnte. Vorsichtig lehnte mich Aaron an die Wand und hielt mich an der Taille fest, damit ich nicht umkippte. "Was ist passiert?" Ich sah auf den Boden. Mir war es peinlich zuzugeben, dass ich keine Ahnung hatte, was wirklich mit mir los war. Ich war doch sonst nie so... Vorsichtig griff jemand unter mein Kinn und zwang mich somit zu ihm aufzusehen. Die grünen Augen die mir entgegenblickten, waren mir unglaublich vertraut und doch, so fremd. In mir keimte ein wenig Mut auf, den ich sofort nutzte um mich zum reden zu zwingen. "I-Ich weiß es nicht. I-" Ich schloss schnell meinen Mund um den aufsteigenden Würgereiz zu unterdrücken. Der hübsche junge Mann mir gegen über legte mir seine Hand auf die Schulter und strich beruhigend darüber. "Ich bringe dich mal nachhause, dann sehen wir weiter okay?", sagte er sanft und hüllte mich vollkommen in seine warme, tiefe Stimme ein. Ich nickte nur benommen, da ich es mir selber nicht mehr zutraute, auch nur ein paar Wörter herauszubekommen ohne gleich wieder würgen zu müssen. Aaron kam näher legte meinen Arm um seine Schulter und half mir nach draußen zu seinem Auto. "Was, ist mit meinem?" "Mit deinem Auto? das holen wir sobald es dir wieder besser geht. Meines lasse ich sicher nicht hier stehen.", antwortete mir Aaron was mich schmunzeln ließ. Er liebte sein Auto. Er hatte es vor Jahren bei einem Gewinnspiel gewonnen, konnte aber erst seit zwei Jahren damit fahren, da er seine Führerschein Prüfung zweimal wiederholen musste. Zu dieser Zeit war er meistens jeden Tag sturzbesoffen gewesen. "Was ist?" Aaron sah mich fragend an, während ich immer noch schmunzeln musste. "Nur alte Erinnerungen." Der Satz war mir schneller über die Lippen gekommen, als das ich ihn hätte stoppen können. "Alte Erinnerungen?" Aaron lächelte mich schelmisch an, wodurch meine Knie ein wenig weicher wurden. Ich wollte gerade noch was sagen, als ich erneut kräftig schlucken musste, um mich nicht auf der Stelle wieder zu übergeben. "Halt lieber den Mund.", sagte Aaron bemerkte aber schnell wie unhöflich es geklungen hatte und schob hinterher :"Ich wollte nicht! Ich will nicht das du dich schon wieder übergeben musst. Ansonsten solltest du öfter mehr reden. Man hört dir gerne zu." Ich war völlig perplex, als diese Worte Aarons Mund verließen. sowas sagte er normaler weiße nie. "Das sagst du nur damit ich mich.. Besser fühle. Genau." Ich war mit meiner Antwort mehr als zu frieden, da es die logischste der ganzen Welt war. Zumindest war ich mir da ziemlich sicher. "Ja, klar." Mein bester Freund sah kurz, nur für einen unfassbar kurzen Moment verletzt aus, doch so schnell diese Emotion gekommen war, wurde sie von Gleichgültigkeit wieder verdrückt. Steig ein. Jetzt geht's ab nach hause.", war das letzte das er zu mir sagte bevor wir eine lange und stille Autofahrt vor uns hatten. 

Das Unerwartete EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt