Kapitel 33

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Wieder vergehen einige Tage, in denen ich Noah nicht zu Gesicht bekomme. Er taucht nicht in der Uni auf, ist nicht im Diner und auch sonst nirgends. Unsere Wege kreuzen sich nicht, wie sie es üblicherweise tun. Ich bekomme nichts von ihm mit, kein Anruf, kein Hausbesuch, rein gar nichts. Es ist, als würde er allen aus dem Weg gehen.

Und das ist nicht nur mir aufgefallen, sondern auch den anderen. Miles hat gesagt, dass er sicher nur ein wenig Zeit braucht, um auf seine Lage klarzukommen. Eden hingegen dachte, dass wir uns gestritten hätten. Doch als ich ihr erklärt habe, dass seit unserem Treffen absolut kein Gespräch mehr zwischen Noah und mir stattgefunden hat, war sie genauso verwirrt, wie ich.

Ich überlege eine lange Zeit, ob ich auf ihn zugehen sollte, doch dann ermahne ich mich selbst. Es ist vielleicht besser so, dass ich die letzten Tage nicht unentwegt bei ihm war, denn es hätte meinen Gefühlen sicher nicht geholfen. Im Gegenteil, es scheint, als würde jede Minute, jede noch so winzige Sekunde, die ich mit Noah verbringe, nur dazu beitragen, dass meine Liebe zu ihm größer wird.

Dabei ist es doch noch nicht einmal möglich! Wie kann meine Liebe zu ihm wachsen, wenn mein Herz bei jedem seiner Blicke und bei jedem Lächeln, dass er mir schenkt, beinahe implodiert. Wie ist es möglich, dass da noch Raum für mehr ist?

Ich weiß es nicht...

Ich kann es mir wirklich nicht erklären...

"Lindsey süße?"

Ich horche auf, als ich meine Mutters Stimme höre. "Ja?"

"Kommst du mal kurz?"

Ich erhebe mich von meinem Bett und laufe runter in die Küche, aus der mich meine Mutter gerufen hat. Sie steht mit einem Kuchenblech in der Hand da, welches sie in eine Folie gewickelt hat. Sie lächelt mich an, als sie mich erblickt. "Kannst du mir einen riesigen Gefallen tun, und den Kuchen bei Noah vorbeibringen? Ich hatte nichts gebacken... Du weißt schon, nach seinem Unfall... Ich hatte noch nicht einmal Zeit, ihn und seine Eltern zum Essen einzuladen."

Ich schlucke schwer, bei der Erwähnung von Noahs Unfall. Es graut mir allein bei der Erinnerung. "Ich... ich weiß nicht, ist es nicht schon spät? Vielleicht ist es besser, wenn ich den Kuchen morgen früh vorbei bringe."

Mum schüttelt den Kopf. "Aber dann ist er nicht mehr so frisch. Ich habe Blaubeeren in den Teig getan. Noah liebt es doch so. Also... es wäre sehr lieb, wenn du das heute erledigen könntest."

Ich seufze. Wie könnte ich da nein sagen? "Okay, ich bringe den Küchen rüber."

Mum gibt mir einen Kuss auf die Wange und bedankt sich dann dreimal bei mir, bis ich zehn Minuten später im Schlepptau mit dem Kuchen das Haus verlasse. Ich genieße den Weg bis zu Noah Nachhause, der nicht wirklich weit ist. In der Zeit überlege ich, wie ich mich gleich verhalten soll und ob ich Noah darauf ansprechen soll, warum er wie vom Erdboden verschluckt schien. Ich überlege, ob es angebracht ist, ihn als Begrüßung in eine Umarmung zu ziehen, oder ob ich ihm nicht lieber einfach den Kuchen in die Hände drücken und dann wieder verschwinden sollte.

Schließlich sind da genug Missverstände entstanden, nur weil ich alleine in seiner Nähe war.

Ich atme tief durch, als ich die Veranda zu seiner Haustür hochlaufe. Ich klingle einige Male, doch es tut sich nichts. Als ich dann an die Tür klopfe, höre ich einige Sekunden später, gerade als ich glaube, dass niemand Zuhause ist, wie sich Schritte der Tür nähren, die kurz darauf aufgemacht wird.

Als ich Noah sehe, ziehe ich die Brauen zusammen. "Noah... hey..."

Er blinzelt zweimal, so, als müsste er seine Augen zunächst noch auf scharf stellen, um zu sehen, wer vor ihm steht. "Oh... Lindy? Was machst du denn hier?"

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