Kapitel 34

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Als ich realisiere, was gerade passiert, scheint ein Feuerwerk in mir aufzugehen. Mein Magen fängt an, wie verrückt zu kribbeln, genauso wie meine Lippen, die es sich nur im Traum ausgemalt haben, auf Noahs zu liegen.

Noah küsst mich mit einer Verzweiflung, die mich wie Butter in seinen Händen werden lässt. Ich verliere die Kraft in meinen Beinen, weswegen ich mich mit meinen Fingern an seinem Shirt festklammere. Noah greift mit einer Hand an meinen unteren Rücken und drückt mich einwenig näher an sich, während die andere Hand auf meiner Wange ruht und die Stelle zum brennen bringt.

Gerade, als ich zu mir komme und den Kuss erwidern möchte, verschwinden Noahs Hände von meinem Körper, genauso wie seine Wärme und der berauschende Moment. Er zieht sich ganz plötzlich von mir zurück und bringt Abstand zwischen uns. Noah sieht mich mit geweiteten Augen an und fasst sich dann mit zwei Fingern an seine Lippen, als würde er erst jetzt verstehen, was er gerade getan hat.

Dann schüttelt er den Kopf. Immer wieder. Sekunden vergehen, die sich wie Jahre anfühlen. Wie eine Qual. Doch als er dann spricht, wird es nur noch schmerzhafter. "Lindsey... Ich... Ich... es tut mir so leid..", stammelt er vor sich hin und verzieht dann das Gesicht, als hätte er einen großen Fehler begangen. "Ich.. Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Aber es tut mir leid. Ich.. Ich hätte dich nicht küssen dürfen..."

Meine Unterlippe beginnt zu zittern, während meine Augen sich im selben Moment mit heißen Tränen füllen. "Es... es ist schon okay... es ist alles gut."

"Nein... Nein — nichts ist gut! Ich hätte das niemals tun dürfen", stößt Noah verzweifelt und zugleich wütend hervor. Er ist wütend auf sich selbst, weil er mich geküsst hat. Seine beste Freundin. "Es liegt am Alkohol. Ich konnte nicht klar denken. Das... das kann ich noch immer nicht. Bitte, verzeih mir..."

Ich nicke mehrmals und zwinge meine Lippen dazu, ein schwaches Lächeln zu formen. "Es ist okay, Noah. Ich... Ich denke es ist wirklich besser, wenn ich jetzt gehe."

Noah öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch ich warte nicht auf ihn, sondern drehe mich um und verlasse das Haus. Hinter mir ziehe ich die Tür hastig zu und laufe fast schon panisch die Veranda hinunter, in der Angst, er könnte auf die Idee kommen, mir zu folgen. Doch das passiert nicht. Er kommt mir nicht hinterher. Er ruft mich auch nicht an oder hinterlässt mir eine Nachricht. Selbst spät am Abend, als ich in meinem Bett liege und auf irgendein Lebenszeichen von ihm warte, passiert nichts.

Doch in meinem Traum sehe ich Noah. Wie er mich küsst, mich in seine Arme nimmt und mich ansieht, als würde ich ihm die Welt bedeuten. Doch als ich dann aufstehe und mich in meinem dunklen Zimmer wiederfinde, realisiere ich, dass nichts davon wahr ist. Noah hat mich vielleicht geküsst, doch er hat es bereut. Er war betrunken und scheinbar nicht klar bei Gedanken. Oh Gott... wenn ich daran denke, wie er mich nach dem Kuss angesehen hat. Die Verzweiflung in seinem Blick...

Ich fahre mir übers Gesicht und atme tief durch.

Wie soll ich ihm je wieder unter die Augen treten, ohne in Tränen auszubrechen? Der wohl schönste Moment in meinem Leben, war für Noah grauenhaft.

Warum hat er mich nur geküsst?

Ich fasse mir an meine Lippen, die allein bei der Erinnerung zu kribbeln beginnen. Noch nie zuvor hat sich etwas so intensiv und... richtig angefühlt.

Vor ein paar Monaten hätte ich mir nicht ausmalen können, dass ich so für Noah empfinde.

Und nun kann ich mir nicht vorstellen, jemals anders zu fühlen. Jemals sowas für einen anderen Menschen zu empfinden, als für ihn. Noah hat ganz neue Gefühle in mir freigeschaltet. Gefühle, von denen ich dachte, dass es die nur in Märchen geben würde.

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