Dag wurde wach.
Draußen war es dämmrig. Jona lag nah an ihm gekuschelt und er genoss es in höchstem Maße. Es war einfach ein schönes Gefühl und er wusste, das er darauf nicht mehr verzichten wollte.
Das er auf sie nicht mehr verzichten wollte.
Er zog sie ein wenig näher und küsste ihr Haupt. Dieses euphorische Gefühl das seinen Körper durchzog, und das nur, weil sie hier bei ihm war.
Geredet hatten sie bisher nicht. Stattdessen noch zweimal miteinander geschlafen und einfach nur die Nähe des anderen genossen. Mit Liebkosungen und Kuscheln die Zeit verbracht.
Natürlich wäre eine Unterhaltung drin gewesen und auch die Situation war mehr als passend, aber auf irgendeine Weise ... hatte Dag das Gefühl, es musste irgendwie einfach ausgedrückt nicht mehr groß etwas gesagt werden. Er hatte es gefühlt und sie mit Sicherheit ebenso. Wie sie ihn angeschaut hatte währenddessen.
Fuck.
Sie wusste es.
Ihr musste klar sein, dass es nicht nur Druck ablassen gewesen war.
Er griff nach seinem Handy und schaute auf die Uhr. Es war vier Uhr in der Früh. Jona bewegte sich und drehte sich um. Sie schlief tief und fest, wie es schien.
Dag betrachtete ihre nackte Kehrseite.
Wer hätte gedacht, dass er auf der Suche nach seiner Ex, die ihn ohne Vorwarnung verlassen hatte und dermaßen gezeichnet hatte, eine so tolle Frau kennenlernen würde?
Aber ... stand das nicht noch zwischen ihnen.
Er musste ihr sagen, dass die Suche nicht mehr nötig war. Das er quasi einem Gespenst hinterhergejagt war. Einzig einem Gefühl und es nicht die Person gewesen war. Das Buch hatte ihn einfach nur erinnert.
Dag setzte sich auf. Damit wollte er jedoch auch nicht das mindern, was er mit Élaine gehabt hatte. Sie war seine erste Liebe. Egal, wie es geendet hatte, aber er hatte sie mit seinem ganzen Herzen geliebt. Doch eine Suche nach ihr würde nichts an der jetzigen Situation ändern. Er wollte Jona. Und seine Antwort hatte er ja bereits.
Das Einzige, was jetzt noch zählte, war, dass er hier nicht scheiterte. Auf die Schnauze fallen war nicht drin.
Und in diesem Moment fiel ihm auch etwas ein. Er könnte ein großes Frühstück vorbereiten lassen, welches sie später im Bett verzehren könnten. Wichtige Worte sollten natürlich dieses Mal ebenfalls ausgetauscht werden. Aber mit dieser Geste würde er schonmal alles ins rechte Licht rücken.
Er sah auf das Telefon, das auf der Kommode stand. Mit dem konnte er jetzt schlecht die Rezeption erreichen, ohne das sie davon wach werden würde. Wohl oder übel musste er also nach unten.
Dag stand auf und hob seine Kleidung vom Boden auf, eh er diese flink anzog.
Einfach nur schnell alles in die Wege leiten und dann zurück zu ihr ins Bett und ihren warmen nackten Körper an seinen spüren.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Türe langsam und leise schloss. Jetzt hoffte er nur, dass sie dies auch umsetzen würden. Aber ... eventuell würde ja ein wenig Trinkgeld locken. Es musste auf jeden Fall ein guter Start werden.
Kaum vernehmlich schlich er die Stufen nach unten und fand, einen ihn fremden Mann am Empfang vor. »Hallo.« , sagte er, als er angekommen war.
»Hello.« Der Herr lächelte ihn an.
»Ich hätte da eine Frage ...« , begann er und wurde unterbrochen.
»Oh My deutsch nich' gut.«
»Oh. Ehm ... Englisch? Ehm ... English?«
Der Mann nickte. »Yes.«
»Ehm. Okay. I would like to order a very special ... ehm ... breakfast.«
»Breakfast Starts at ...«
»No. No. No.« , fiel er ihm ins Gesagte. »I mean ... it's a special Day, and ... ehm ... we want to eat ... alone ... in our ...«
»Ah, I understand.« Der Mann ging in einen angrenzenden Raum. Dag hoffte, er hatte ihn tatsächlich verstanden, weil er in dem Moment gar nicht sicher war, ob er grammatikalisch richtig unterwegs gewesen war. Er sah, wie er wiederkam und ihm ein Blatt hinlegte. »To reserve the Meals or Breakfast, please fill in the Corresponding form.«
»Oh okay. Und das wäre ... ich meine ... I mean ... it's for later. Not ... another day.«
Der Angestellte nickte und tippte auf das Blatt. Dag überlegte, was er alles ankreuzen konnte, während er bereits sorgfältig und fleißig dabei war. Der Mann ging derweil ans Telefon und einige Schritte von ihm entfernt.
Das Handy in Dags Hosentasche vibrierte nun ebenso und er holte es heraus. Es war lediglich eine E-Mail, die eingetroffen war, dennoch bekam er ein seltsames Gefühl, als er auf den Namen des Absenders blickte. Er legte den Stift hin und öffnete die Nachricht, die ihn erreicht hatte.
Hallo Herr Kopplin,
Es tut mir leid, das ich mich erst jetzt melde, aber diese E-Mail-Adresse verwende ich schon ein paar Jahre nicht mehr.
Ich war sehr überrascht eine Nachricht vom Verlag aufgrund meines Buches erhalten zu haben, und gehe auch jetzt noch mit ein wenig gemischten Gefühlen an die Sache. Aber ich denke, da es Sie im Großen und Ganzen auch betrifft, schulde ich Ihnen ein Treffen.
Leider ist der Moment sehr unpassend, denn ich begebe mich in ein paar Tagen auf eine längere Reise. Ich kann Ihnen jedoch anbieten, am heutigen Nachmittag ein, zwei Stunden zu erübrigen, und bin bereit Ihnen alle Fragen, die Sie haben, zu beantworten. Weil ich finde persönlich, wäre es schon besser und einfacher für uns beide, da es auch mich sehr viel kosten wird.
Es wäre nett, wenn Sie sich nur kurz bei mir melden würden, ob Sie dem zustimmen oder nicht, dann sage ich Ihnen, wo Sie hinkommen können.
Ansonsten wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Tag.
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Wild
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Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein Buch
FanficDags Leben verläuft im Grunde normal. Er ist Mitte dreißig, Musiker mit Leib und Seele und die Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts stehen auf ihn. Privat führt er jedoch eine kleine Liebelei mit einer jungen Frau namens Katharina. Etwas Ernste...