Kapitel 4: Das Unheil nimmt seinen Lauf

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Ein paar Wochen später hatte sich die Atmosphäre in der Stadt kaum verbessert. Die Anspannung war zwar nicht mehr ganz so greifbar, aber die Menschen wirkten immer noch bedrückt. Mein Vater war seltener zuhause - die Fälle, an denen er arbeitete, hielten nicht nur die Polizei auf Trab, sondern auch die Medien und ganz Seattle. Ich versuchte, mir darüber keine großen Gedanken zu machen.

In der Schule traf ich mich wieder mit Marie. Sie war in letzter Zeit sehr still gewesen, und obwohl wir uns gut verstanden, schien sie mir immer noch etwas Geheimnisvolles zu verbergen. Um meinen Kopf freizubekommen, entschied ich mich, während der Pause in den Wald zu gehen, der an die Schule grenzte.

Ich streifte nachdenklich durch das Unterholz, als ich plötzlich einen Fuchs bemerkte. Er stand nur ein paar Meter entfernt und starrte mich mit wilden Augen an. Das war ungewöhnlich. Füchse waren normalerweise scheu und hielten sich von Menschen fern. Ein seltsames Gefühl kroch mir den Rücken hinauf. Ich wollte gerade einen Schritt zurücktreten, da passierte es ich trat auf einen Ast, knickte um und fiel laut fluchend hin.

In genau diesem Moment stürzte sich der Fuchs auf mich, Schaum stand ihm vor dem Maul. Er schnappte nach meinem Bein, und ich konnte nur noch einen Schrei ausstoßen. Panisch versuchte ich, mein Bein aus der Schusslinie zu bringen, doch zu spät seine Zähne rissen an meiner Haut, hinterließen blutige Spuren. Dann verschwand er so schnell, wie er gekommen war.

Fluchend und humpelnd schaffte ich es zurück zur Schule. Ich suchte den Erste-Hilfe-Kasten auf und verband mein Bein notdürftig mit einer Mullbinde die ich darin gefunden hatte. Den Rest des Schultages humpelte ich durch die Flure und ignorierte die neugierigen Blicke der anderen Schüler. Als mich jemand fragte, was passiert sei, winkte ich nur ab. „Ich bin umgeknickt," log ich. Den Biss des Fuchses versuchte ich so gut es ging zu verdrängen.

Doch die Schmerzen wurden schlimmer. Mein Bein brannte und juckte unerträglich, und gegen Ende des Schultages war es beinahe taub. Mir wurde schwindelig, und alles schien sich vor meinen Augen zu drehen. Dennoch schaffte ich es irgendwie bis zu meinem Auto. „Das wird schon wieder," redete ich mir ein, während ich die Straße überquerte.

Doch als ich gerade die Fahrbahn erreichte, nahm ich kaum wahr, dass ein Auto viel zu schnell auf mich zufuhr. Plötzlich sah ich einen silbernen Wagen aufblitzen. Der Fahrer, ein junger Mann mit braunen Haaren, trat auf die Bremse, doch es war zu spät - ich hörte das Quietschen der Reifen und dann... nichts mehr.

Unbeteiligter Erzähler: Das Mädchen lag blutüberströmt auf der Fahrbahn. Der Fahrer des Wagens gab Gas und raste davon. Einige Passanten, die den Unfall beobachtet hatten, blieben stehen. Anstatt zu helfen, zückten manche ihre Handys und machten Fotos und Videos, während andere einfach nur starr auf das reglose Mädchen blickten.

Plötzlich tauchte Marie auf. Sie schrie die Gaffer an, packte das Mädchen und rannte so schnell sie konnte Richtung Krankenhaus. Dort rief sie nach Dr. Cullen. Sofort erschienen er und seine Assistenten. Das Mädchen wurde auf eine Trage gehoben und in einen der Operationssäle geschoben. Dr. Cullen fragte Marie, was passiert sei, bevor er den Ärzten folgte, die sich um das schwer verletzte Mädchen kümmerten.

Stunden später lag ich in einem Krankenhauszimmer. Verwirrt sah ich mich um. Die Erinnerung kam nur bruchstückhaft zurück der Biss des Fuchses, das Auto, das auf mich zuraste... Danach nur noch Dunkelheit. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern.

Ich musterte das Zimmer: Es war klein und spärlich eingerichtet. Neben dem Bett, in dem ich lag, stand ein Rollwagen mit einer Infusion, die Flüssigkeit in meinen Arm pumpte. Mein Bein war dick bandagiert und auf einem Kissen hochgelagert. Am Fußende des Bettes hing ein Schild mit meinem Namen. Neben dem Bett stand ein Glas Wasser und ein paar Tabletten auf einem Nachttisch.

Gerade als ich das Bild an der Wand betrachtete - ein kindlicher Versuch, etwas Kunstvolles zu schaffen - öffnete sich plötzlich die Tür.

Bis(s) in die Ewigkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt