Kapitel 10

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Eloise

Die unerwartete Wendung seines Verhaltens, lässt meine Augenbrauen überrascht zucken. Die ganze Zeit verleugnet er, und ekelt sich daran mich als seine Verlobte anzuerkennen – ich habe kein Problem damit. Ich möchte genauso wenig seine Ehefrau werden, wie er mein Ehemann. Doch uns scheinen die Hände gebunden zu sein, außer einer von uns stirbt reinzufällig. Problem wäre gelöst.

Puff. Aufgelöst.

Ihm wäre es sicher ein leichtes mich zu beseitigen, ohne auch nur ein bisschen DNA von mir übrig zu lassen. Mir gefällt der Gedanke nicht zu sterben. Aber einen Mann zu heiraten, den ich gar nicht kenne und zu einer Verbrecherbande zu gehören, die mir noch gefährlich werden könnte, ist noch absurder als zu sterben.

Meine Gedanken werden von einem gedämmten Ächzen unterbrochen, und ich hebe meinen Blick von Nadjas Hand, die meine fest umschlingt zu Alessandro. Blut tränkt sein Hemd, das er sich eben erst übergezogen haben muss, denn davor trug er ein dunkleres. Wechselt er seine Hemden öfter als er duschen geht? Ich entreiße mich Nadjas Griff, die verblüfft keucht, während ich an ihr vorbeiziehe und die Treppen emporsteige. Mir gefällt nicht nur der Gedanke in dieser Familie einzuheiraten, sondern auch, dass mein Helferinstinkt mich über meine Grenzen schlägt.

Instinktiv greife ich nach seinem Hemd, jedoch umfasst er meine Hände. Schweißperlen formen sich auf seiner blassen Haut, die zuvor goldbraun war. Sein Körper bebt und seine Handhabung ist locker. »Du sollst mich nicht anfassen«, bringt er es hechelnd über seine Zunge.

Ich höre nicht auf ihn, stemme meine Hände unter seinen Achseln und schiebe ihn auf die Treppen. Sobald er sitzt und sich an das Geländer lehnt, grollt er genervt und gibt endlich nach. Seine Hände fallen schlaff zur Seite. »Ich brauche neues Verbandzeug, außerdem lauwarmes Wasser, Handschuhe und Alkohol«, weise ich Demetrio an, der die Treppen rasch hochgehüpft ist und nun wieder absteigt.

»Scheiße, was ist mit ihm?«, fragt Nadja, die von all dem keine Ahnung hat. Ich sehe sie kurz an, dann schweife ich zurück zu Alessandro.

»Niemand ... außer die vorhin ... Anwesenden, wissen ... bescheid«, erklärt er.

»Ach so«, murmle ich verständlich. Vorsichtig nehme ich den Verband ab und verziehe mein Gesicht. »Du hättest im Bett liegen bleiben sollen. Anstatt mich anzuleinen, sollten sie dich anketten.«

Er gluckst, aber es ist nicht dieses amüsierte Glucksen, viel eher klingt es, als würde er mich verspotten. Alessandro mag mich nicht, das versucht er nicht zu verheimlichen und ich bin ehrlich, es gefällt mir. Lieber habe ich es, dass er mich zu Beginn mies behandelt, als eine falsche Lüge leben zu müssen, mit einem aufgesetzten Lächeln und gespielt freundlichen Verhalten.

Ich schaue mir die Wunde genau an, tupfe mit lauwarmen rundherum um seine Blutwunde. Zum Glück ist die Naht nicht gerissen und ich muss nicht noch einmal nähen. Alessandro zischt. »Pass auf, verflucht.«

Augenrollend taste ich mich vorsichtig heran, ehe ich anfange sein Körper wieder einzuwickeln. »Du solltest dich nicht überanstrengen.«

»Du hast mir gar nichts zu sagen.«

Ich übe Druck auf seiner Wunde auf, weswegen er schmerzerfüllt keucht und seine Augen zusammenkneift. »Dank mir lebst du noch«, fange ich an. »Ich bitte dich nicht darum, auf die Knie zu fallen, um mir so deinen Dank zu preisen, sondern darum, die aufgelegte Bettruhe einzuhalten!« Mein Ton ist streng, und soll keine Schwäche zeigen.

»Du spielst mit dem Feuer, Darling.« Er mustert die Abdrücke an meinem Hals, die mir das Schlucken erschweren. Dann lehnt er sich vor und seine Lippen berühren meine Ohrläppchen. »Du wirst noch früh genug erkennen, wo dein Platz ist.«

Hell's heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt