Paul und ich haben uns gestern im Cafè gesehen. Wie immer hat er mir einen Blaubeermuffin und eine heiße Schokolade mit Zimt und extra Zucker gebracht. Er hatte mich gefragt, wann ich kommen würde und hatte dadurch meine Bestellung rechtzeitig fertig, sodass er mir sie sofort bringen konnte. Dabei hatte er nur vergessen, dass ich in Begleitung von Emma war. Er musste dann nochmal ihre Bestellung aufnehmen. Doch dabei hat er ihr kaum Beachtung geschenkt, sonder nur mich angeschaut. Doch stattdessen Emma mich angrinst oder sich für mich gefreut hat, dass ein Junge mich so sehr mag, dass ausnahmsweise nicht sie angestarrt wird, hat sie nur genervt geschaut und sich nicht mehr richtig mit mir unterhalten. Ich kann ihr Verhalten mir gegenüber in letzter Zeit nicht mehr wirklich deuten. An dem einen Tag freut sie sich für mich und macht mir nochmal deutlich, dass er mich wirklich mag und nicht Hannah. Und jetzt ist sie wieder so abweisend. Naja, vielleicht hat sie heute nur einen stressigen Tag. Paul kam dann wieder, um ihre Bestellung zu bringen. Als er wieder gehen musste, hat er meine Hand genommen und mir einen Zettel gegeben. Wir haben uns angelächelt und dann musste er wieder an die Arbeit.
Ich habe den Zettel aufgeklappt und gelesen.woraufhin sich auf meinem Gesicht ein breites Grinsen ausgebreitet hat:Sei morgen um 18h fertig. Ich hole dich ab. Ich freue mich auf unser Tanzdate morgen:)
Ich habe Emma den Zettel breit grinsend entgegen gehalten, doch sie hat nur kurz angebunden genickt. Dies hat mir einen kleinen Stich versetzt, doch auch sie konnte meine Vorfreude auf morgen nicht mindern.
Punkt 18h und ich stehe unten vor meiner Haustür und warte auf Paul. Okay, ich stand schon vor 5 Minuten hier unten, weil ich es vor Vorfreude nicht mehr oben in meiner Wohnung ausgehalten habe, die ich heute schon 2 mal gesaugt und 1 mal gewischt habe. Außerdem habe ich meinen Schokorosinenvorrat aufgestockt und aufgeräumt. Und das alles nur für den Fall, wenn Paul nach dem Tanzen noch kurz mit zu mir kommen möchte. Nur die Bettwäsche habe ich nicht neu bezogen, damit wir bloß nicht das Schlafzimmer betreten. Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken. Es wird sowieso nichts von dem geschehen. Genau wie über mein Outfit, das ich mir gestern eigentlich schon zurecht gelegt hatte und dann heute doch noch 3 Mal getauscht habe. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden.
Jetzt habe ich eine weite Jeanshose an und ein enganliegendes dunkelrotes Top, das meine Kurven betont.
Vor mir kommt ein BMW 1er zum stehen. Das Fenster wird runtergelassen und ein lächelnder Paul blickt mir entgegen.
„Bereit für unser Tanzdate?", fragt er mich. Da, schon wieder. Das Wort „Date". Dieses Wort in Bezug auf Paul und mich bringt mich immer zum Grinsen.
„Mit dir doch immer!", erwidere ich und steige in das Auto ein.
Wir fahren eine Weile schweigend, bis Paul das Schweigen bricht.
„Bist du schon aufgeregt?", fragt er mit einem kurzen Seitenblick auf mich.
„Ja, schon etwas. Ich war noch nie tanzen. Ich bin gespannt, wie es wird. Und hoffentlich werde ich dir nicht die ganze Zeit auf die Füße treten.", füge ich entschuldigend lächelnd hinzu.
„Ach was, das wird schon. Und ich habe extra zwei Schichten Socken angezogen.", antwortet er mir zwinkernd.
Mit diesem Kommentar handelt er sich einen Klaps auf den Arm von mir ein.
„Hey, nicht den Fahrer ablenken. Wir wollen doch noch ankommen!", lacht er.
„Dann beleidige nicht deine Mitfahrerin", stimme ich in sein Lachen mit ein.Wir betreten die Tanzschule gemeinsam und müssen uns erstmal orientieren. Im Foyer stehen schon andere Tanzpaare, von denen wahrscheinlich einige auch in unserem Kurs sein werden. Ich freue mich schon darauf neue Leute kennenzulernen. Unten ist ein großer Tanzsaal und das Büro. Außerdem gibt es hier eine Bar, an der Getränke gekauft werden können. Es gibt eine Treppe, die wahrscheinlich zu weiteren Tanzsälen führt. Ich drehe mich zu Paul um, der auch sich auch erstmal zu orientieren scheint.
„Hey, Clara, Paul. Ihr seid da.", ertönt Alessandros Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe ihn die Treppe hinunterkommen. Hinter ihm ist ein etwas größerer Mann, der ebenfalls dunkle Augen hat und lockige dunkelbraune Haare. Das muss sein Tanzpartner sein.
„Hey, natürlich sind wir da", begrüßen ich ihn und umarme ihn danach. Paul begrüßt ihn mit diesem komischen Jungs-Handschlag.
„Das ist Marco. Mein Tanzpartner, von dem ich dir erzählt hatte." Ich strahle Marco an und gebe ihm die Hand. „Hi, ich bin Clara. Schön dich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört." Er erwidert meinen Händedruck und läuft rot an. Auch Alessandro wird rot.
„Habt ihr euch schon angemeldet?", fragt er uns. „Nein, noch nicht", sagt Paul und schüttelt den Kopf.
„Ihr könnt einfach ins Büro gehen und dort bezahlen. Dann geht es gleich auch schon los. Ihr habt Glück, dass ihr in einem kleineren Kurs seid. Ich glaube es sind nur fünf Tanzpaare. Mit uns beiden sechs."
„Okay, danke. Wo müssen wir dann gleich hin?", fragt Paul.
„Da ihr ein kleiner Kurs seid, sind wir in einem der kleineren Tanzsäle oben. Also einfach nur die Treppe hoch.", erklärt Alessandro.
Nachdem wir uns angemeldet haben, gehen wir nach oben in den Tanzsaal. Kurze Zeit nach uns kommt auch schon der Tanzlehrer.
„Hallo, ich bin Jürgen und werde diesen Tanzkurs leiten. Wir werden zu Beginn auch ganz leicht starten und uns mit jedem Mal ein bisschen steigern. Mit Alessandro und Marco haben wir hier auch schon zwei Profis bei, die euch ebenfalls behilflich sein können. Wir fangen damit an, dass die Männer und Frauen sich erstmal trennen und auf zwei Seiten stellen, sodass wir die Schritte besser erklären können." Ich schaue Paul leicht zweifelnd an, ob das hier wirklich die beste Idee für mich war, aber er lächelt mich nur an und geht mit den anderen Männern auf die andere Seite.
„Keine Sorge, ihr werdet gleich wieder mit eurem Partner tanzen können.", meint Jürgen und wirft mir dabei einen vielsagenden Blick zu. Wie peinlich. So sollte mein Blick aber nicht wirken. Im Gegensatz zu mir grinst Paul nur und Alessandro wirft mir einen wissenden Blick zu. Was mein rotes Gesicht nur noch röter macht.
„So, wir fangen mit dem Discofox an, da dieser Tanz am bekanntesten sein sollte."
Stimmt, den Tanz kenne sogar ich. Aber vielmehr als den Grundschritt und die Drehung kann ich auch nicht. Aber dafür sind wir schließlich hier.
„Für die Frauen geht es jetzt zwei Schritte nach vorne. Mit links wird angefangen. Eins. Zwei. Und dann kommt ein Tap, indem der recht Fuß neben den linken mit der Fußspitze abgestellt wird. Und das gleiche wird dann wieder zurück getanzt." Jürgen stellt sich dabei mit dem Rücken zu uns, damit wir seinen Schritten folgen können. Das funktioniert schon ganz gut. Danach erklärt er die Schritte andersrum für die Männer.
„So und jetzt tanzen Alessandro und Marco die Schritte mal vor."
Die beiden gehen in die Mitte der Tanzfläche und fangen an zu tanzen. Doch die beiden Angeber müssen direkt noch ein paar Figuren tanzen, die wir noch lange nicht können. Sie bewegen sich so angepasst aneinander und flüssig, dass es so schein, als würden sie schweben. So möchte ich auch irgendwann mit Paul tanzen können.
„Das reicht, ihr Angeber!", ruft Jürgen lachend. „Jetzt tanzen alle bitte den Grundschritt."
Paul und ich gehen aufeinander zu, nehmen die Tanzhaltung ein und fangen an zu tanzen, nachdem Jürgen vorgezählt und Musik angemacht hat. Es klappt erstaunlich gut und macht wirklich Spaß. Tanzen ist ein Kontaktsport. Das wird mir jetzt nochmal deutlicher bewusst. Ich bin Paul so nah und kann seinen Duft einatmen. Er riecht wirklich gut. Ich schließe kurz die Augen und atme tief ein. Das war aber keine gute Idee, denn ich komme ins stolpern und trete Paul dabei auf den Fuß. Er fängt mich auf und lacht leise. „Wenn du bei dem Grundschritt schon ins Schwitzen kommst, wie wird es dann beim Wiener Walzer, du kleiner Wirbelwind?", macht er sich schmunzelnd über mich lustig. Ich ziehe eine Schnute und wir finden schnell wieder in den Takt.
„So trennt euch bitte nochmal. Wir lernen jetzt neue Grundschritte.", ruft Jürgen uns nach dem Lied zu.
Doch bevor ich gehen kann, beugt Paul sich zu mir runter und raunt mir flüsternd zu: „Ich kann dir gerne aufschreiben wie mein Parfum heißt, aber lass beim Tanzen lieber die Augen offen."
Sofort schießt mir wieder die Schamesröte ins Gesicht und gleichzeitig schlägt mein Magen Purzelbäume.
DU LIEST GERADE
Erkämpfte Liebe
Teen FictionPaul mag Clara schon seit Jahren, doch hat sich nie getraut sie anzusprechen. Jetzt schöpft er Mut und traut sich sie zu anzusprechen. Endlich hat er es geschafft und die beiden verstehen sich. Doch ihnen scheint ihr Glück nicht gegönnt zu sein, den...