Der Laden von Victoria's Secret war immer etwas mehr als nur ein Job für mich gewesen. Es war mein Traum, seit ich zum ersten Mal in einer dieser glänzenden Werbekampagnen ein Gesicht gesehen hatte, das so perfekt und unnahbar schien. Modeln für sie bedeutete nicht nur Arbeit, es war ein Teil meiner Identität geworden – das Gefühl, schön und begehrenswert zu sein, auf eine Art, die ich außerhalb dieser Glitzerwelt selten empfand.
Deshalb fühlte sich der Gang zu Frau Weber heute noch schwerer an als sonst. Mein Kopf war immer noch voll von den Ereignissen der letzten Nacht, aber ich hoffte, mich zumindest auf der Arbeit ablenken zu können. Doch sobald ich den Laden betrat, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die Blicke meiner Kolleginnen waren mitleidig, fast wie eine stumme Vorwarnung.
Frau Weber wartete bereits, ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als sie mich ins Büro bat. Ihr strenges Gesicht war wie immer perfekt geschminkt, keine Spur von Nervosität oder Zögern. Als Modelmanagerin hatte sie es oft nicht leicht, und ich wusste, dass sie keine Scheu hatte, harte Entscheidungen zu treffen.
„Valerie, setz dich", sagte sie, ohne Umschweife, und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
Ich gehorchte, fühlte aber bereits, wie mein Magen sich verkrampfte. „Was ist los?", fragte ich, auch wenn ich die Antwort tief in mir bereits spürte.
Sie legte ein Blatt Papier auf den Tisch zwischen uns, ihre Nägel klickten leise gegen das Holz. „Das ist deine Kündigung."
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. „Meine... Kündigung?", wiederholte ich, als wäre es ein schlechter Witz. „Warum?"
Frau Weber atmete tief ein, bevor sie fortfuhr. „Es gab Beschwerden, Valerie. Du warst in den letzten Wochen unkonzentriert, hast Shootings abgesagt oder warst zu spät. Deine Energie ist nicht mehr die, die wir von dir kennen. Und... nach gestern..." Sie hielt inne, als hätte sie Mitleid, aber ihre Augen blieben hart.
„Gestern?" Die Verwirrung mischte sich mit der Panik, die langsam in mir aufstieg. „Was ist gestern passiert?"
„Du hast das Shooting einfach verlassen", sagte sie kühl. „Ohne Erklärung, ohne Vorwarnung. Du bist nicht mehr zuverlässig genug, und bei einer Marke wie Victoria's Secret ist das ein Problem. Unsere Models müssen 100 Prozent geben. Das weißt du."
Die Erinnerung an den gestrigen Tag kam blitzartig zurück. Ich war emotional am Ende gewesen, nach dem Streit mit Tom, und hatte das Shooting einfach abgebrochen. In dem Moment hatte ich geglaubt, dass es keine Rolle spielte, dass ich es einfach am nächsten Tag wieder gutmachen könnte.
„Ich hatte... ich hatte einen persönlichen Notfall", versuchte ich zu erklären, doch meine Stimme klang schwach. „Das passiert nicht nochmal. Ich verspreche es. Ich brauche diesen Job, Frau Weber."
Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Es tut mir leid, Valerie. Du weißt, dass das hier nicht nur ein Job ist. Es geht um Image, um Perfektion. Und in den letzten Wochen hast du das nicht mehr verkörpert."
Ich wollte protestieren, wollte sie irgendwie überzeugen, dass ich das wieder hinbekomme, aber tief in mir wusste ich, dass sie recht hatte. Ich hatte nachgelassen. Mein Privatleben war außer Kontrolle geraten, und das spiegelte sich in meiner Arbeit wider.
„Das war's also?", fragte ich schließlich, meine Stimme kaum hörbar. Es war mehr als nur ein Job. Es war mein Traum, der jetzt vor mir zerbrach.
Frau Weber stand auf, reichte mir das Kündigungsschreiben und sah mich an, als wäre alles längst entschieden. „Du kannst heute deine letzten Sachen mitnehmen. Wir zahlen dir den Rest des Monats aus."
Die Kälte in ihrer Stimme war nicht unfreundlich, nur geschäftsmäßig. Ich war nicht die erste, die diesen Weg ging, und ich würde nicht die letzte sein. Models kamen und gingen. Das war der Lauf der Dinge.
Als ich das Büro verließ, fühlte sich die Welt plötzlich noch leerer an. Die anderen Mädchen im Laden sahen mich mit einem merkwürdigen Ausdruck an – Mitleid vielleicht, oder Erleichterung, dass sie nicht an meiner Stelle waren. Ich griff nach meinen Sachen, mein Blick blieb auf den Spiegeln hängen, in denen ich mich so oft betrachtet hatte. Früher hatte ich hier Selbstbewusstsein gesehen. Heute nur eine junge Frau, die nicht wusste, was als Nächstes kommen würde.
Ich trat auf die Straße hinaus, die warme Luft umspielte mein Gesicht, aber sie brachte keine Erleichterung.
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Mein Model {T.K}
FanfictionWas kann sich in acht Jahren ändern? Einiges. Lange hat Valerie darauf hingearbeitet und den Job schließlich bekommen - Jetzt ist sie Model. Tom, der nie ihre Seite verlassen hat, ist unendlich stolz auf sie und unterstützt sie in allem. Es scheint...