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Aus der Dunkelheit ins Licht

Jamal trat aus dem Gefängnis und ließ die schweren, rostigen Türen hinter sich. Die frische Luft der Freiheit umschlang ihn wie eine warme Decke, während die grelle Sonne über dem Himmel von Essen strahlte. Vier Jahre hatte er hier verbracht, und die Welt, die er nun wieder betreten durfte, kam ihm sowohl vertraut als auch fremd vor. Er blinzelte gegen das Licht, das ihn blendete, und atmete tief ein, um den Geruch von Freiheit, von Hoffnung und von neuen Möglichkeiten in sich aufzunehmen.

Die letzten Jahre in der Dunkelheit hatten Spuren hinterlassen. Jamal war nicht mehr der unbeschwerte Junge von einst, er war ein Mann, geprägt von den Schatten seiner Vergangenheit. Mit jedem Schritt, den er über den Asphalt machte, schien er die Ketten seiner alten Identität hinter sich zu lassen. Er war halb Marokkaner, halb Franzose, und die Wurzeln beider Kulturen hatten ihn gelehrt, dass das Leben oft voller Widersprüche war. Doch heute wollte er sich nicht mit seinen inneren Konflikten auseinandersetzen. Heute wollte er einfach nur leben.

Sein Ziel war klar: Er wollte Rapper werden. Schon als Jugendlicher hatte er das Schreiben für sich entdeckt. Worte waren für ihn ein Ausdruck, um seinen Schmerz und seine Hoffnungen auszudrücken. Er hatte die Musik geliebt, die ihn auf den Straßen von Essen begleitet hatte, und er wusste, dass er mit seinen Texten andere erreichen konnte. Doch zuerst musste er seine Vergangenheit hinter sich lassen.

Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte Jamal fest, dass es Zeit war, seine alte Wohnung aufzusuchen. Das kleine, heruntergekommene Zimmer war alles, was er hatte. Es war der einzige Ort, der ihm noch ein Stückchen Heimat bot. Er hatte vor seiner Inhaftierung dort gelebt, und es war an der Zeit, sich mit dieser Erinnerung zu konfrontieren.

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Als er die Wohnungstür öffnete, fühlte er sich, als würde er in ein altes Foto eintreten. Der Geruch von Feuchtigkeit und Staub begrüßte ihn, und die Wände waren von Erinnerungen gezeichnet. Der klapprige Tisch in der Ecke, die abblätternde Tapete, all das war ein Teil von ihm. Er nahm sich einen Moment, um innezuhalten und seine Gedanken zu sammeln.

Plötzlich vibrierte sein Handy in der Hosentasche. Es war eine Nachricht von Lezzart, einem Freund aus alten Tagen, der sich nie von ihm abgewandt hatte. „Hey, Jamal, Ich habe etwas für dich. Schau dir das an" Der Link, den Lezzart geschickt hatte, führte zu einem Video über einen Rap-Wettbewerb namens „Icon 5". Es war eine Rapp- format für aufstrebende Künstler, die ihre Träume verwirklichen wollten. Jamal's Herz schlug schneller. Könnte das seine Chance sein?

Er klickte auf das Video und sah, wie junge Talente in die Booth gingen, um ihr Können zu zeigen. Die Energie, die von der Bühne ausstrahlte, war elektrisierend. Hier war es, der Ort, an dem er seinen Traum leben könnte. Doch während er zusah, überkam ihn die Angst. Was, wenn er scheiterte? Was, wenn die Leute seine Vergangenheit kannten und ihn nicht akzeptierten? Die Zweifel nagten an ihm.

Doch dann erinnerte er sich daran, warum er hier war. Er wollte seine Vergangenheit hinter sich lassen und sich einen neuen Namen schaffen. Er wollte nicht mehr der Kriminelle sein, der er einmal war. Mit einem tiefen Atemzug entschied er, es zu versuchen. In diesem Moment wurde die Entscheidung getroffen, die sein Leben verändern würde. „Skandal" – so wollte er von nun an genannt werden.

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In den nächsten Tagen bereitete Jamal sich auf seine Bewerbung vor. Er schrieb Texte, die seine Erfahrungen und seinen Kampf um Freiheit widerspiegelten. Die Worte flossen aus ihm heraus wie ein reißender Fluss. Er stellte sich vor, wie es wäre, auf einer großen Bühne zu stehen, das Mikrofon in der Hand zu halten, und seine Geschichte mit der Welt zu teilen und die hochnäsigen Menschen wieder auf den Boden zu bringen.

Doch es gab ein Problem. Jamal wollte sein Gesicht nicht zeigen. Die Ängste seiner Vergangenheit waren zu groß, und die Vorstellung, im Rampenlicht zu stehen, erfüllte ihn mit Panik. Deshalb traf er eine Entscheidung, die ihn von anderen Künstlern unterscheiden würde: Er würde eine Maske tragen. Eine Maske, die ihn vor den Blicken der Welt schützen würde und ihm gleichzeitig die Freiheit gab, er selbst zu sein.

Mit dieser Entscheidung kam ein neues Gefühl der Bestimmung über ihn. Jamal

fühlte sich bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Er besorgte sich eine einfache schwarze Maske, die sein Gesicht vollständig verdeckte. Es war das Symbol seiner Neugier und seines Kampfes, und er spürte, wie sich sein Herz mit Hoffnung erfüllte.

Als der Tag der Bewerbung kam, machte sich Jamal auf den Weg ins Studio. Das Gefühl der Nervosität lag in der Luft, während er die vertrauten Straßen von Essen entlangfuhr. Jeder Schritt schien ihn näher zu seinem Ziel zu bringen, und das Adrenalin pulsierte durch seine Adern. Er war entschlossen, alles zu geben.

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Im Studio angekommen, spürte Jamal die kreative Energie, die in der Luft lag. Er stellte sich vor das Mikrofon, die Maske auf dem Gesicht, und begann zu rappen. Die Worte, die er geschrieben hatte, schienen zu leben, während er sie laut aussprach. Er spürte, dass er etwas zu sagen hatte, und in diesem Moment war er nicht mehr der Jamal, der er einmal gewesen war. Er war „Skandal".

Als er den Song aufnahm, wusste er, dass dies erst der Anfang war. Die Dunkelheit, die ihn einst umhüllt hatte, schwand langsam, und an ihrer Stelle trat das Licht der Hoffnung. Er war auf dem Weg, sein Leben zu verändern, und er war bereit, sich seinen Ängsten zu stellen.

In diesem Moment fühlte Jamal, dass er mehr als nur ein krimineller Junge aus Essen war. Er war ein Künstler, ein Kämpfer, und die Welt würde bald sein Licht sehen. Es war der Beginn seiner Reise – eine Reise zwischen Schatten und Licht.


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Immer und immer wieder bekommen wir eine Chance, ignoriert diese nicht und nutzt sie aus. Denn es könnte sein das es genau die Chance ist die deine Zukunft ins positive ändern kann.

Zwischen Schatten und LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt