a night to remember

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Der Nachthimmel ist klar, keine Wolke vernebelt den Blick auf die funkelnden Sterne, und der silbrige Schein des Mondes taucht die Welt in ein sanftes Licht. Es könnte fast eine friedliche Nacht sein... wenn da nicht Tonys Party wäre, die ein paar Stockwerke unter mir tobt. Der Klang von Musik und Stimmen dringt bis zu mir hinauf, sie feiern unseren Sieg, und Tony hat, wie es seine Art ist, jeden eingeladen, den er kennt. Doch bisher habe ich es nicht über mich gebracht, mich fertig zu machen und mich ihnen anzuschließen. Die Last der gestrigen Mission drückt noch schwer auf meinen Schultern. Mein Blick gleitet erneut über das Display meines Smartphones. Vor mir die Akten von Wanda und Pietro Maximoff, unseren neuesten Talente. Die Geschwister haben früh ihre Eltern verloren, nachdem eine Bombe ihr Haus zerstört hat. Eine tragische Geschichte, die die Wut in ihnen entfachte. Wanda besitzt die Fähigkeit der Telekinese und kann in die Gedanken anderer eindringen. Das allein ist schon beängstigend genug, denn ein weiteres Mal will ich nicht erleben, dass jemand in meinem Kopf herumschnüffelt. Ihr Bruder Pietro hingegen ist unfassbar schnell, seine Reflexe und Wahrnehmung sind weit über dem Normalen, und er kann sich länger und schneller bewegen, als es ein normaler Mensch oder uns bekannten Talenten je möglich sein könnte. Eine beeindruckende, wenn auch unheimliche Kombination. Laut den Informationen arbeiten die beiden freiwillig für Hydra—zumindest scheint es so. Doch irgendetwas daran will mir nicht in den Kopf. Besonders bei Wanda. Es ist nicht nur ihre Kraft, die mich beschäftigt; da ist etwas anderes, etwas Vertrautes in ihrem Blick, das mir nicht aus dem Kopf geht. Vielleicht ist es ihre Verletzlichkeit, die mich an mich selbst erinnert. Wir beide tragen eine Bürde, die uns nicht nur stark, sondern auch isoliert macht. Sie mag jetzt unsere Feindin sein, doch ein Teil von mir spürt Empathie für sie. Vielleicht, weil wir beide das gleiche Schicksal teilen—gezeichnet und verändert durch unsere Kräfte und unter der Gewalt von Hydra. Es wurde uns auch noch ein Bild zugesendet, auf dem mit dem Blut eines Hydra Offiziers das Wort »Frieden« an die Wand geschrieben wurde, vielleicht haben wir bald doch neue Verbündete.

Ein sanftes Klopfen an meiner Zimmertür reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. »Du kannst dich nicht ewig hier verstecken, Elora. Komm runter zu uns, eine Pause würde dir guttun,« ruft Nats Stimme geduldig von draußen. Für einen Moment halte ich inne, lege das Smartphone auf den Nachttisch und atme tief ein. Mein Blick wandert unwillkürlich zu dem Foto von Bucky, das stets an der gleichen Stelle liegt, griffbereit, als könnte es mir irgendeine Art von Trost spenden. Behutsam nehme ich es in die Hand, lasse meine Finger sanft über das Bild gleiten, während ich seine vertrauten Züge betrachte. Er hätte gewollt, dass ich mir diese Auszeit nehme, das weiß ich. Er war immer derjenige, der mich daran erinnerte, dass auch wir unsere Momente der Ruhe brauchen, selbst inmitten des Chaos. Ein schwaches Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich mich entscheide. »Gib mir fünfzehn Minuten,« rufe ich zurück, ehe ich höre, wie Nats Schritte den Gang entlang hallen, leise, aber entschlossen, als sie zurück zur Party geht und mich allein lässt.

Nachdem ich das Bild zurück an seinen Platz gelegt hatte, mach ich mich mich auf den Weg in das Badezimmer, welches an mein Zimmer angrenzt. Der große Spiegel über dem Waschbecken reflektiert mein müdes Gesicht, meine Haare haben sich aus meinem Dutt gelöst und stehen in alle Richtungen und blaue Flecken und Kratzer zieren meine Arme – So kann ich da unten definitiv nicht aufkreuzen. Ich ziehe mein Haargummi aus den Haare, lasse die verknoteten Strähnen über meinen Rücken herunterfallen, streife mir meine Klamotten vom Leib und stelle mich unter die Dusche. Das warme Wasser prasselt auf mich herab, brennt auf den verletzten Stellen meiner Haut und lockert meine Angespannten Muskeln. 

Nachdem ich die Dusche beendet habe, drehe ich das Wasser ab und wickle mir ein Handtuch fest um den Körper. Der Raum ist bereits in dichten Dampf gehüllt, der den Spiegel völlig beschlagen hat. Ich öffne das Fenster, um etwas frische Luft hereinzulassen und den Nebel entweichen zu lassen. Schnell bürste ich mein Haar, Föhne es trocken, bis es in weichen, geschmeidigen Locken über meinen Rücken fällt. Ich gehe zum Medizinschrank, ziehe eine kleine Tube Salbe, Desinfektionsmittel und einige Pflaster heraus. Sorgfältig versorge ich die auffälligsten Wunden—Überbleibsel der letzten Mission—und tupfe die Salbe sanft auf die Haut, bevor ich die Pflaster anlege. Als ich fertig bin, werfe ich einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich das Badezimmer verlasse. Jetzt sehe ich zumindest schonmal lebendiger aus.

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt